Wann hat Appeasement je geholfen?
Sehr Herr Herr Stegner, glauben Sie und Ihre Kollegen wirklich der Satz: Gib dem Aggressor und er hört auf,sei wahr? Das hat beispielsweise bei Karthago, Montezuma und Hitler nicht funktioniert. Mit ihrem Papier sprechen Sie der Ukraine das Recht auf freie Selbstbestimmung ab und erwarten Unterwerfung.

Sehr geehrter Herr K.,
vielen Dank für Ihre Frage.
Zunächst: Weder ich noch die Mitunterzeichner*innen des friedenspolitischen Manifests vertreten die Position, dass man einem Aggressor einfach nachgeben solle. Das Manifest spricht sich ausdrücklich für die Verteidigungsfähigkeit Europas und die Unterstützung der Ukraine aus – sowohl politisch als auch militärisch. Was wir jedoch ebenso betonen, ist, dass langfristiger Frieden nicht allein durch Waffen erreicht werden kann, sondern durch Diplomatie, Sicherheitsarchitektur und Rüstungskontrolle ergänzt werden muss.
Die historische Bezugnahme auf Appeasement im Sinne von Passivität gegenüber Gewalt trifft auf unsere Position gerade nicht zu. Wir plädieren nicht für ein Nachgeben gegenüber Russland, sondern für eine Sicherheitsstrategie, die Verteidigung und politische Lösungsperspektiven miteinander verbindet.
Der Ukraine das Recht auf Selbstbestimmung abzusprechen, liegt uns fern. Im Gegenteil: Unser Ziel ist es, Bedingungen zu schaffen, unter denen dieses Recht dauerhaft gesichert werden kann.
Mit freundlichen Grüßen
Ralf Stegner