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Petra Nicolaisen
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Frage von Joachim S. •

Frage an Petra Nicolaisen von Joachim S. bezüglich Bildung und Erziehung

Berufliche Bildung

Sehr geehrte Frau Nicolaisen,

in Ihrem Wahlkreis Flensburg liegt auch die Marine Offiziersschule Mürvik (MOS).
Dort werden neben den Truppenoffizieren auch Offiziere Militärfachlicher Dienst (Fachoffiziere) ausgebildet.
Für beide Laufbahngruppen erfolgt als Berufssoldat sicherlich auch eine späterere Verwendung in internationalen Stäben, wo ein akad. Grad förderlich ist.

Für die General-/Admiralstabslehrgänge der HH-Führungsakademie erfolgt daher, über eine Kooperation mit der BW-HS Hamburg, eine weitgehende Anrechnung auf den Master.
Für die "Fachoffiziere" wird dagegen vom BMVtg eine ähnliche Anrechnung zum Bachelor abgelehnt.
Wie erklären Sie den "Fachoffizieren" diese Diskriminierung gegenüber den Stabsoffizieren?
Was unternehmen Sie gegen diese Diskriminierung?

Anmerkung:
Für die akt. Fachoffiziers-Lehrgangsteilnehmer ist dieses Thema sicher noch nicht relevant, da das Bestehen der Offiziersprüfung vorrangig ist.
Später ist sicherlich ein "Aufmucken" eines Einzelnen nicht beförderungförderlich.
Fakt ist, dass die soldatische/militärfachliche Offiziersausbildung (außerhalb der BW) nicht relevant und damit formal "wertlos" ist. Entscheidend ist einzig der zivilfachliche Fachschulabschluss SgTechniker/Betriebswirt.

Gerne höre ich von Ihnen.

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Schroeder,

vielen Dank für Ihre Anfrage zur akademischen Anrechnung von Fachoffiziersausbildungen.

Offiziere sind die höchsten Dienstgrade der Bundeswehr. In der Laufbahn der Offiziere können Soldatinnen und Soldaten verschiedene Richtungen einschlagen.
In Ihrer Nachricht thematisieren Sie zwei unterschiedliche Laufbahnrichtungen.

1. Die Laufbahn der Offiziere des Truppendienstes (OffzTrD).
2. Die Laufbahn der Offiziere des militärfachlichen Dienstes (OffzMilFD).

Zu Ersterem, also der Laufbahn der Offiziere des Truppendienstes, wird auf der Webseite der Bundeswehr auf Folgendes verwiesen:

„Wer sich für die Laufbahn der Offiziere des Truppendienstes entscheidet, verpflichtet sich zunächst für mindestens 13 Jahre als Soldat oder Soldatin auf Zeit. Diese Mindestdienstzeit kann – je nach Aufgabenbereich und erforderlicher Ausbildung – auch bis zu 17 Jahre betragen. Zur Ausbildung zum Offizier gehören nicht nur militärische Inhalte. Die Bundeswehr bietet jungen Offiziersanwärtern und Offiziersanwärterinnen die Chance, an einer der beiden Bundeswehruniversitäten einen von rund 50 Bachelor- und Masterstudiengängen zu absolvieren.“
Quelle: http://bundeswehr.de/de/ueber-die-bundeswehr/dienstgrade-laufbahnen-bundeswehr/laufbahn-offiziere.

In Ihrer Nachricht thematisieren Sie zudem den zweijährigen Lehrgang „Generalstabs-/Admiralstabsdienst National (LGAN)“. Die Bundeswehr informiert auf ihrer Homepage hierzu:

„Der anspruchsvollste Lehrgang der Führungsakademie beginnt jedes Jahr im Herbst, dauert zwei Jahre und steht 100 nationalen und internationalen militärischen Teilnehmern offen.

Die Ausbildung befähigt dazu, Problemstellungen aus verschiedenen Blickwinkeln und mit wissenschaftlichen Methoden zu durchdringen und Lösungen zu erarbeiten. […]

Zu diesem Kurs werden nur Berufsoffiziere mit nachgewiesener Eignung zum Stabsoffizier sowie Beamtinnen und Beamte des höheren Dienstes zugelassen. Allerdings können sich die Männer und Frauen für diesen längsten und anspruchsvollsten Lehrgang im Rahmen der Offiziersausbildung nicht einschreiben, sondern sie werden aus den Besten ihres Jahrganges nach Eignung, Leistung und Befähigung ausgewählt. […]

Während ihrer Zeit an der Führungsakademie werden die Offiziere auf zukünftige Verwendungen als militärische Führer oder Berater auf taktischer, operativer und strategischer Ebene oder im politischen Umfeld vorbereitet. Durch höhere Bildung mit wissenschaftlichen Methoden werden die Offiziere dabei befähigt, sich in unbekannten Situationen in Frieden, Krise und Krieg einen fundierten Standpunkt zu bilden und davon abgeleitet militärisch zweckmäßige und ethisch begründete Entscheidungen zu treffen. […]“
Quelle: https://www.bundeswehr.de/de/organisation/weitere-bmvg-dienststellen/fuehrungsakademie-der-bundeswehr/nationale-und-internationale-stabsoffizierausbildung/generalstabsdienst-admiralstabsdienst-national-lgan.

Die Universität der Bundeswehr Hamburg informiert in diesem Zusammenhang zu dem Masterstudiengang „Militärische Führung und Internationale Sicherheit“ (MFIS):
„Militärische Nachwuchsführungskräften wird dieser Studiengang empfohlen, wenn Sie zum Lehrgang Generals- und Admiralstabsdienst (LGAN) an der Führungsakademie zugelassen sind, diesen bereits erfolgreich absolviert haben, oder hochwertige, vergleichbare Kenntnisse anderweitig erworben haben. Teile der LGAN-Ausbildung sind Bestandteil des Studiums.“
Quelle: https://www.hsu-hh.de/weiterbildung/mfis.

Anders verhält es sich bei der Laufbahn der Offiziere des militärfachlichen Dienstes (OffzMilFD). Ich habe mich auf Grund Ihres Verweises auf das Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) an das vorbenannte Bundesministerium gewandt, um den von Ihnen geschilderten Sachverhalt zu erfragen. Das Bundesministerium der Verteidigung teilte mir hierzu die folgenden Informationen mit, die ich gerne auszugsweise anführen möchte:

„Demgegenüber [der Laufbahn der Offiziere des Truppendienstes] wendet sich die dreijährige Ausbildung der OffzMilFD an berufserfahrene Unteroffiziere mit Portepee. Die Ausbildung besteht aus einem einjährigen, allgemeinmilitärischen Anteil und einem militärfachlichen Anteil. Je nach Werdegang durchlaufen die Offizieranwärter und Offizieranwärterinnen bedarfsorientiert entweder eine Ausbildung zum staatlich anerkannten Techniker bzw. Fachwirt oder eine militärfachliche Qualifizierung für die jeweilige Fachlichkeit (z.B. Hubschrauberführer). Am Ende der Ausbildung zum OffzMilFD werden alle erfolgreich Teilnehmenden zum Leutnant befördert und gleichzeitig in das Dienstverhältnis eines bzw. einer BS [Berufsoldat/in] übernommen.

In einigen wenigen Werdegängen wird OffzMilFD im Rahmen der Ausbildung ein Bachelorstudium angeboten. Dies geschieht dort, wo aufgrund der entsprechenden zivilen Tätigkeit außerhalb der Bundeswehr der Ausbildungsbedarf nur auf diesem Wege gedeckt werden kann (z.B. bei Rettungsingenieuren oder Gesundheits- und Pflegemanagern).

Bis zum Ende ihrer Dienstzeit werden die OffzMilFD auf entsprechenden Dienstposten ihrer Laufbahn verwendet.

Eine Diskriminierung der OffzMilFD gegenüber den OffzTrD besteht nicht, da sie unterschiedlichen Laufbahnen angehören und die Ausbildung am dienstlichen Bedarf ausgerichtet ist.

[…] OffzMilFD sind ausgewiesene und hochgeschätzte Experten bzw. Expertinnen ihres Faches mit entsprechenden, formalen Bildungsabschlüssen. Die Notwendigkeit einer durchgängigen Nutzbarkeit der militärischen Ausbildung (für alle Werdegänge) außerhalb der Bundeswehr besteht jedoch nicht, da OffzMilFD bis zum Ende ihrer Dienstzeit als BS in der Bundeswehr dienen und danach mit Ruhegehaltsbezügen auskömmlich alimentiert werden. […]“.

Es handelt sich somit um zwei unterschiedliche und an den Dienstbedarf sowie die Erfordernisse der Laufbahn angepasste Laufbahngruppen.

Ich hoffe, Ihnen mit den Informationen weitergeholfen zu haben.

Mit freundlichen Grüßen
Petra Nicolaisen

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