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Frage von Adrian R. •

Frage an Oliver Jörg von Adrian R. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Herr Jörg,

bekanntermaßen ist gerade in Bayern der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungschancen erschreckend ausgeprägt.
"In keinem anderen Bundesland sind die Bildungschancen so eng an die Herkunft - ob sozial oder geografisch - gekettet wie in Bayern", beklagt die bildungspolitische Sprecherin der Grünen Simone Tolle.

Was tut die bayerische Landesregierung gegen diesen Missstand, beziehungsweise was hat sie vor, dagegen zu tun?

Mit freundlichen Grüßen, Adrian Robanus

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Antwort von
CSU

Sehr geehrter Herr Robanus,

vielen Dank für Ihre Anfrage.

Die Pisa-Studie hat festgestellt, dass in Deutschland eine hohe Verknüpfung von sozialer Herkunft und Bildung besteht. U.a. für Bayern wurde jedoch „eine relativ schwache Kopplung von sozialer Herkunft und erreichter Kompetenz bei hohem Kompetenzniveau“ aufgezeigt. Auch bei Schülern mit Migrationshintergrund konnte festgestellt werden, dass im nationalen Vergleich nur die Schüler mit Migrationshintergrund aus Bayern und Baden-Württemberg ähnliche Leistungen wie Schüler ohne Migrationshintergrund erzielt haben. Ich sehe somit in der Tat ein Problem in Deutschland insgesamt, dem wir natürlich auch als CSU im Bund entgegentreten müssen. Daher erlaube ich mir, Ihre Anfrage auch an unsere örtlichen Bundestagsabgeordneten, Marion Seib und Paul Lehrieder weiter zu leiten.Ich möchte Bildungsgerechtigkeit. Woher Frau Tolle ihre Kenntnis hat, ist mir jedoch nicht bekannt. Fakt ist aber, dass es überhaupt keine Koppelung zwischen sozialer Herkunft und Bildung geben sollte.

Wege dorthin sehe ich z.B. mit folgenden Maßnahmen verbunden:

- Frühzeitige Förderung von Kindern: Umfassendes Angebot an Krippen- und Kindergartenplätzen. Hier ist im Übrigen in Würzburg zur Amtszeit von Dr. Beckmann viel investiert worden und dieser Weg muss auch weitergegangen werden. Ich persönlich habe mich z.B. auch als stellv. Vors. des Trägervereins des kath. Kindergartens und Kinder- und Jugendhorts Grombühl dafür eingesetzt, dass mit dem Neubau auch eine Kindergrippe dauerhaft eingerichtet wird.

- Frühe sprachliche und interkulturelle Erziehung, insbesondere von Kindern mit Migrationshintergrund. Aber auch Sprachförderung für alle Kinder in frühen Jahren. Die Sprache ist ein ganz wichtiger Schlüssel zur Bildung. In Bayern haben i.Ü. am Vorkurs Deutsch für Kinder mit Migrationshintergrund 15.155 Kinder 2007/2008 teilgenommen, um bei der Einschulung über ausreichende Sprachkenntnisse in Deutsch zu verfügen. Die Bayerische Staatsregierung ist hier auf einem guten Weg, wenn sie die Sprachkurse nunmehr von 160 auf 240 Stunden erhöht.

- Finanzielle Förderung im Bereich Kindergarten/Kinderkrippe. Mit knapp 28 % Elternbeteiligung an den Kindergartenkosten z.B. ist dieser Betrag zu hoch, auch im Vergleich zu anderen Ländern. Der Kindergarten/Kinderkrippenbesuch darf nicht die Frage der finanziellen Möglichkeiten sein. Wichtig ist auch zu überlegen, wie Kinder mit Migrationshintergrund auch den Kindergarten besuchen, ein Weg könnte das letzte beitragsfreie Kindergartenjahr vor der Einschulung sein, für das ich mich persönlich einsetze!

- Mehr Lehrer, kleinere Klassen und damit die gezielte Förderung des Einzelnen. Es sollte hier nicht bei den 2.245 neuen Lehrern bleiben.

- Mehr Ganztagsschulen, insbesondere im Hauptschulbereich, aber auch im Realschul- u. Gymnasialbereich

- Die Durchlässigkeit des Schulsystems weiter stärken. Es gibt in Bayern vielfältige Aufstiegs- und Anschlussmöglichkeiten. Diejenigen, die nicht den Übertritt auf ein Gymnasium schaffen, haben auch später noch die Chance die allgemeine Hochschulreife zu erlangen. Hier hat sich für bayerische Schüler in den letzten Jahren eine Vielzahl von Möglichkeiten eröffnet. Auch aus eigener Erfahrung möchte ich mich hier für weitere Verbesserungen einsetzen. Ich selbst habe auch erst nach meinem Realschulabschluss die allgemeine Hochschulreife erlangt.

- Die Hauptschule muss stärker auf die Berufsausbildung vorbereiten und Schlüsselqualifikationen vermitteln, die einen guten Einstieg ins Berufsleben ermöglichen. Der Hauptschulabschluss muss ebenfalls eine gute Zukunftsperspektive bieten.

Für mich ist aber auch wichtig, dass endlich wieder gesellschaftlich anerkannt wird, dass es keine Hierarchie bei den Bildungsabschlüssen gibt. Für mich ist ein Mensch mit Hauptschulabschluss genauso viel wert wie mit Abitur. Die Frage ist für mich ist nur, was zur Begabung und zu den Interessen eines Menschen passt. Dabei hat der soziale Hintergrund dieses Menschen keine Rolle zu spielen.

Die CSU weiß, dass die Bildungspolitik die Sozial- und Wirtschaftspolitik des 21. Jahrhunderts ist und ich möchte mich im Bayerischen Landtag dafür einsetzen, dass dabei alle Kinder im Mittelpunkt stehen.

Mit freundlichen Grüssen

Oliver Jörg