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Ole Thorben Buschhüter
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Frage von Karl-Heinz B. •

Frage an Ole Thorben Buschhüter von Karl-Heinz B. bezüglich Verkehr

Sehr geehrter Herr Buschhüter,
ich habe eine Frage aus dem Bereich Verkehr.

Meinen Beobachtungen nach fahren hier in Hamburg an vielen Kreuzungen immer noch zwei bis drei Fahrzeuge über die Ampel, wenn diese schon "ROT" zeigt. Mehrmals sah ich mich gefährdet, weil die Fußgängerampel schon einige Sekunden "GRÜN" zeigte als noch Autos über die rote PKW-Ampel fuhren. Rotfahren scheint zum Trend geworden zu sein, obwohl darauf eine eigentlich hohe und gerechte Strafe inkl. Fahrverbot steht. Ich habe den Eindruck, dass bei Rot rüber fahren von vielen als Kavaliersdelikt bewertet wird und gleichzeitig nicht genug kontrolliert wird. Neben den festinstallierten Rotblitzern, habe ich selbst noch keine mobile Rotlichtkontrolle gesehen, welche nicht wie feste Blitzer schon aus Gewohnheit bekannt sind.

Laut einer verdeckten ADAC Ermittlung ( http://www.ndr.de/regional/hamburg/ampel117.html und http://mobil.abendblatt.de/hamburg/article2189765/Hamburg-die-Stadt-der-Rotlicht-Suender.html?pg=1&cid= ), hätten alleine an den in sechs geprüften Ampeln in nur 24h mehr als 700 Fahrer den Führerschein abgeben müssen. Ich sehe das als sehr erschreckendes Ergebnis, welches meine eigenen Erfahrungen mit Daten untermauern. Insbesondere weil diese größtenteils auch mehr als 1s nach Rot rüberfahren, die Statistik zeigt ( http://www.abendblatt.de/multimedia/archive/01068/rot_tabelle_1068524a.jpg ), dass an der einen Ampel etwa jeder 20. Fahrer über Rot fährt. Der ADAC fordert ebenfalls mehr Kontrollen.

Meine Fragen: Wie sieht die Unfallstatistik durch Rotfahrten (insbes. Verletzte/Tote) in HH aus? Sehen Sie bzw. die Polizei/ Innenbehörde ebenfalls Handlungsbedarf nach Bekanntwerden der ADAC Untersuchung? Wie wird auf diese Statistik reagiert werden? Wird es mehr Kontrollen geben, wird mehr Personal für die Ahndung von Rotlichtverstößen eingesetzt werden?

Vielen Grüße
Karl-Heinz Brauer

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Sehr geehrter Herr Brauer,

vielen Dank für Ihre Frage. Ich habe die Auswertung des ADAC-Tests "Rotlichtverstöße" gelesen. Der Vollständigkeit halber sollte erwähnt werden, dass nicht nur 1.024 Autofahrer die rote Ampel missachtet haben (734 Fahrer hätte deshalb ein Monat Fahrverbot gedroht), sondern auch 618 Fahrradfahrer und 4.232 Fußgänger.

Der Verkehrsbericht der Polizei über die Verkehrsunfallentwicklung und die Verkehrssicherheitsmaßnahmen wird jedes Jahr im Frühjahr für das Vorjahr veröffentlicht. Derzeit liegen also nur Zahlen für 2010 vor ( http://www.hamburg.de/contentblob/3003094/data/verkehrsbericht-2010-do.pdf ). Aus dem letzten Verkehrsbericht geht hervor, dass die "Nichtbeachtung der Verkehrsregelung durch Verkehrszeichen" in 2010 4,3% aller Personenschadensunfälle verursachte, mit zwei Getöteten und 310 Verletzten. Zum Vergleich: Die Ursachen "Fehler beim Einfahren in den fließenden Verkehr, Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren" (25,2%, 7 Getötete, 1.824 Verletzte), "Geschwindigkeit" (17,5%, 9 Getötete, 1.270 Verletzte) und "Ungenügender Sicherheitsabstand" (16,4%, 1 Getöteter, 1.186 Verletzte) führten zu noch deutlich mehr Unfällen mit Personenschäden.

Laut Verkehrsbericht 2010 sind in Hamburg zehn stationäre Rotlichtüberwachungsanlagen im Einsatz. Zudem werde eine mobile Rotlichtüberwachungsanlage eingesetzt. Daneben würden Rotlichtverstöße auch im Funkstreifendienst sowie bei zielgerichteten Maßnahmen zur Verkehrsunfallbekämpfung verfolgt. Die Polizei Hamburg hat im Jahr 2010 insgesamt 15.348 Rotlichtverstöße zur Anzeige gebracht.

Der ADAC hat als Fazit seines Tests folgende sechs Forderungen aufgestellt, die ich an dieser Stelle einmal wiedergebe, weil lediglich mehr Kontrollen nicht ausreichend sein werden, die Zahl der Rotlichtverstöße zu reduzieren:

1. Prävention durch Aufklärung - bei der Verfolgung von Rotlichtvergehen auf die mögliche Unfallschwere und die Folgen (Unfallanalyse) eindringlich hinweisen

2. Kontrollen ausweiten und auf die Hauptverkehrszeiten von 7:00 bis 9:00 Uhr bzw. 15:00 bis 19:00 Uhr konzentrieren

3. mehr Kontrollen an Ampeln mit problematischer Unfalllage

4. durch „gute“ Ampelschaltung Akzeptanz schaffen, insbesondere bei Radfahrern und Fußgängern

5. vermehrter Einsatz von „Radfahrer-Ampeln“

6. Verzicht der Medien auf genaue Angaben zu Kontrollen von Rotlichtüberwachungen

Rotlichtverstöße stellen ein besonders gefahren- und unfallträchtiges Verkehrsverhalten dar und müssen aus meiner Sicht deshalb weiterhin konsequent verfolgt werden. Welcher Handlungsbedarf sich aus dem ADAC-Test ergibt, sollte sinnvollerweise im Lichte des Verkehrsberichts 2011, der in Kürze vorliegen wird, entschieden werden.

Mit freundlichen Grüßen
Ole Thorben Buschhüter

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