Sehr geehrte Frau Demirel, bei mir ums Eck ist ein Wahlplakat Ihrer Partei: "Gegen Hass und rechte Hetze". Wen meinen Sie? Sollte ich mich als ein Bürger, der die AfD gut findet, angesprochen fühlen?
Das empfinde ich als Hetze gegen mich. Oder wen sollten Sie sonst meinen? Die Menschen in meinem Umfeld empfinden das auch so. Ist das Ihre Absicht: Sich profilieren, indem Sie den Gegner diffamieren. Hinter den Umfragewerten der AfD stehen Menschen wie ich. Ich habe kein gutes Gefühl, wenn ich Ihr Wahlplakat lese. Ich fühle mich bedroht und ausgegrenzt.

Meine Partei und ich stellen uns überall dort, wo Menschen aufgrund ihrer Herkunft, Hautfarbe, Religion oder Lebensweise beleidigt oder angegriffen werden entgegen. Wir stellen uns in der Tat gegen diesen Hass und gegen diese rechte Hetze. Ganz gleich, ob dieser Hass von der AfD oder von anderen Gruppierungen ausgeht. Denn die Lehre aus der deutschen Geschichte ist, dass wir auch heute überall dort, wo Unrecht geschieht, nicht schweigen dürfen.
Die AfD betreibt eine Politik der Spaltung, bei der es darum geht, Menschengruppen gegeneinander auszuspielen: Lohnabhängige gegen Erwerbslose, „Deutsche“ gegen „Ausländer“, Christen gegen Muslime. Angeblich seien Erwerbslose schuld an den knappen Sozialkassen. Angeblich seien die „Ausländer“ schuld am Mietenproblem. Die AfD greift reale gesellschaftliche Probleme auf, um die Schuld auf Minderheiten zu schieben. Damit lenkt sie von den wirklichen Verursachern der Probleme ab – zum Beispiel von Immobilienspekulanten, die Häuser leer stehen lassen, um sie später mit Extragewinnen wieder zu verkaufen.
Die AfD ist nicht die Partei der „kleinen Leute“, sondern die des großen Geldes. Sie vertritt ein Programm, das sich gegen die Mehrheit richtet: Steuersenkungen für Superreiche und Konzerne, Kürzungen bei den Ärmsten der Armen.Ich hoffe, Sie überdenken ihre Sympathie für die AfD nochmal.