Nicole Gohlke
Nicole Gohlke
DIE LINKE
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Frage von Gerhard R. •

Frage an Nicole Gohlke von Gerhard R. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrte Frau Gohlke,

was empfindet in der Mehrzahl aller Fälle ein Soldat, wenn er schwerstbehindert aus dem Krieg zurückkehrt und später erkennen muß, daß die von ihm befürworteten Kriegsziele nicht erreicht wurden?

Bitte lesen Sie den erschütternden Bericht über einen italienischen Soldaten - Fundstelle unten. Wie erklären Sie die Reaktion des Soldaten Luca?
Aus der nachfolgenden Geschichte:
Neun Monate liegt er in Mailand im Spital. Er begreift dort, dass er die Glieder nie mehr bewegen kann. Wut kennt er nicht, eher Scham. «Ich hatte das Gefühl, aus Afghanistan zu flüchten, die Kameraden im Stich zu lassen, ein Deserteur zu sein», sagt er. «Als ich im Helikopter lag, dachte ich nur, was ist aus meinen Freunden geworden?» Dabei hat er doch seine Jugend geopfert, seine Beine, den Tanz mit Frauen, das normale Leben. «Ich bin kein Opfer», wehrt er ab. «Ich habe nur meine Pflicht getan.»

In Afghanistan abgeknallt: Soldat Luca! Kein Opfer, kein Held - Blick ( www.blick.ch ) Apr. 2012 – Kerngesund und voller Optimismus geht Luca Barisonzi mit 18 zur Armee. Mit 20 schiesst ihn ein Afghane in den Hals. Jetzt ist der Grenadier ...

Halten Sie es für erforderlich, daß junge Menschen alle gesundheitlichen Folgen einer Kriegsteilnahme kennen?

Falls ja: Werden Sie sich in Ihrem Wahlkreis dafür einsetzen, daß in Schulklassen über den Artikel diskutiert wird?

Was halten Sie davon, daß eine Friedensorganisation in einem bundesweiten Infoblatt die häufigsten Kriegsverletzungen und ihre Auswirkungen im Alltag mit großer Deutlichkeit
beschreiben wird?

Mit freundlichen Grüßen
Gerhard Reth

Nicole Gohlke
Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Reth,

Die LINKE lehnt Auslandseinsätze der Bundeswehr in aller Entschiedenheit ab, gerade auch weil wir wissen, es gibt keinen "sauberen" Krieg, vielfaches Leid von ZivilistInnen wie SoldatInnen sind immer die Folge.

Daher halten wir es selbstverständlich für erforderlich, dass junge Menschen über die realen Folgen von Kriegseinsätzen informiert werden. Gerade in der Rekrutierungspraxis der Bundeswehr ist das in der Regel nicht der Fall. Häufig werden junge Menschen für die Bundeswehr mit großen Karriereversprechen und einer romantisierten Vorstellung von Abenteuer geködert.

Der offizielle Werbeslogan "Bundeswehr – Karriere mit Zukunft” ist dafür ein gutes Beispiel und im doppeltem Sinne zutiefst zynisch. Einerseits weil dabei vermittelt wird, dass man eine Jobgarantie besitzt, da die BRD auch zukünftig Krieg und Waffengewalt zum Mittel der Politik erheben wird, und anderseits weil der Soldatenberuf als gesundheitlich sicherer Beruf dargestellt wird.

Die Realität sieht anders aus: Nicht nur körperliche, sondern auch langfristige psychische Schäden können das Ergebnis von Kriegseinsätzen sein. Studien aus Amerika zeigen, dass bis zu 30% aller Soldaten, die in Vietnam und/ oder Afghanistan waren früher oder später eine Posttraumatische Belastungsstörung entwickeln.

Wirkliche Verantwortung für die Leben der Soldaten zu übernehmen, bedeutet für uns daher, nicht nur über die gesundheitlichen Folgen aufzuklären, sondern vor allem die sofortige Beendigung aller Kriegseinsätze. Immerhin sind laut Umfragen Zweidrittel der Deutschen für den Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan.

In meinem Wahlkreis in München fanden bereits zahlreiche "Rekrutierungsevents", ob an Schulen oder auf Ausbildungsmessen durch die Bundeswehr statt. Gegen diese haben DIE LINKE.München, Linksjugend [´solid] oder DIE LINKE.SDS an zahlreichen Aktivitäten teilgenommen.
Unsere zentralen Botschaften waren und werden es weiter sein:
1.) Kein Werben fürs Sterben
2.) Für den sofortigen Abzug der Soldaten aus allen Kriegseinsätzen

Mit freundlichen Grüßen,
Nicole Gohlke

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