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Nicola Beer
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Frage von Miriam Ben A. •

Frage an Nicola Beer von Miriam Ben A. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrte Frau Beer,

meine Frage betrifft das Thema Schulpolitik. Wieso ist es nicht möglich Kinder mit
Rechenschwäche die gleichen Fördermöglichkeiten wie beispielsweise Kindern mit Legasthenie zu geben. Bei der Diskalkulie/Rechenschwäche handelt es sich, wie Sie sicher wissen nicht um eine Diagnose welche aus der Luft gegriffen ist sondern definitiv um eine Teilleistungsstörung. Auch wenn in der Schulverordenung auf eine Förderung hingewiesen wird (diese wird an Gymnasien M.E vollständig ignoriert). Die Schulen und Lehrer sind nicht vorbereitet und ohne Konzept (und M.E auch ohne Willen gerade im Gymnasium,) das Kind ist im wahrsten Sinne des Wortes in den Brunnen gefallen, weil diese Schwäche von den Lehrern in den Grundschulen auch nicht erkannt wird.

Wieso besteht nicht die Möglichkeit Vorgaben zu schaffen welche erlauben diesen Kindern spezielle Aufgaben, im mündlichen Bereich als auch im schriftlichen Bereich zu stellen, die beweisen das die Aufgabe verstanden wurde aber eben in einem kleinerem der Zahlenraum stattfindet ? Ich verstehe nicht das es in einer Zeit in der von so viel Gleichstellung geprochen wird dies für unsere Kinder nicht möglich sein soll.

Mich interessiert besonders der Hinderungsgrund einer Gleichstellung

Auch muss ich dazu sagen, dass wenn ich von Gymnasien und Grundschule spreche sich dies auf den Frankfurter Raum bezieht

Im Voraus vielen Dank für Ihre Antwort

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Antwort von
FDP

Sehr geehrte Frau Miriam Ben Achour,

vorab ist Folgendes zur Förderung von Schülerinnen und Schülern mit Rechenschwäche (vgl. Verordnung zur Gestaltung des Schulverhältnisses, 19. August 2011. Amtsblatt/2011/Nr.9, Sechster Teil ab § 37 bis § 44 (Seite 562 - 565) und Nachteilsausgleich § 7 (Seite 550), zu sagen:
Kinder und Jugendliche mit Rechenschwäche haben in allen Schulformen und Schulstufen einen Anspruch auf individuelle Förderung. Bei Schwierigkeiten im Rechnen wird dabei zwischen der Grundstufe und der Sekundarstufe I unterschieden:
. Bei Kindern der Grundschule, die Schwierigkeiten im Bereich Mathematik zeigen, erfolgt in der Regel die Anwendung des Nachteilsausgleiches und gezielte Förder- und Unterstützungsmaßnahmen (z.B. besondere Lerngruppen, differenzierte Unterrichtsmaterialien, Hilfsmittel, differenzierte Aufgabenstellungen, etc.). Diese Form der Förderung sollte bis zum Ende der vierten Jahrgangsstufe abgeschlossen sein. Da mit der Anwendung des Nachteilsausgleiches keine Abweichung von den Grundsätzen der Leitungsfeststellung und -bewertung verbunden ist, wird die Anwendung des Nachteilsausgleich nicht im Zeugnis vermerkt.
. Sollten allerdings über die Grundstufe hinaus Rechenschwierigkeiten bestehen, so erhält der Jugendliche auch in der Sekundarstufe I eine individuelle Förderung, die in einem Förderplan dokumentiert und evaluiert wird. Im Gegensatz zur Grundschulzeit kann allerding hier kein Nachteilsausgleich gewährt werden, da eine Förderung mit abweichenden Lernzielen in der Sekundarstufe I im Zeugnis dokumentiert werden muss. Diese Dokumentation begründet sich in der Eigenschaft des Zeugnisses als Urkunde, da die Aussagekraft einer Note (beispielsweise im Fach Mathematik) mit der Note eines Mitschülers vergleichbar sein muss.
Mir ist eine adäquate Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Teilleistungsschwächen sehr wichtig und in Hessen wird die Entwicklung in Bezug auf Rechenschwäche in der Wissenschaft und bundesweit sehr genau verfolgt. Um eine gezielte Förderung zu ermöglichen gibt es daher Unterstützungsangebote und verschiedenste Fortbildungsmaßnahmen für Lehrkräfte und Schulen:
. Unterstützungsangebote für Schulen:
Für die Förderung bei Rechenschwäche steht Lehrkräften und Schulen die schulpsychologische Unterstützung zur Verfügung. Weiterhin ist für jede Schule ein Beratungs- und Förderzentrum (BFZ) zuständig. Diese sonderpädagogische Unterstützung beraten die Lehrkräfte auch im Hinblick auf Fördermöglichkeiten und die Anwendung des Nachteilsausgleiches. Zudem kennen die BFZ in der Regel weitere Ansprechpartner und Unterstützungsangebote in der Region.
. Fortbildungsmaßnahmen für Lehrkräfte:
Individuelle Förderung ist eine zentrale Aufgabe aller Schulformen in Hessen, daher gibt es eine Vielzahl von Angeboten, sowohl in der Lehrerausbildung, als auch in der Lehrerfortbildung, um eine hochwertige qualitative Förderung aller Schülerinnen und Schüler zu ermöglichen.
Ganz speziell im Bereich der Rechenschwäche werden derzeit Angebote entwickelt, die Lehrkräfte darin befähigen, die Probleme der Schülerinnen und Schüler zu erfassen und eine bestmögliche Förderung anzubieten. Im Anhang habe ich Ihnen ein paar Beispiele für die Fortbildungen der Lehrkräfte aufgeführt.

Ich hoffe, Ihnen mit meinen Ausführungen deutlich machen zu können, dass der Gleichstellung eine besonders große Bedeutung zugemessen wird und im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten alles hierfür getan wird.

Ihnen wünsche alles Gute.

Mit freundlichen Grüßen 

Nicola Beer

Anhang:

Auszug aus den Fortbildungsangeboten zum Thema Dyskalkulie / Rechenschwäche

. Rechenschwäche? - Prävention und fördernde Maßnahmen
. Qualifizierung zum Umgang mit Rechenschwäche
. Besondere Schwierigkeiten im Rechnen in der Sekundarstufe 1
. Prävention von Rechenschwäche durch Förderung mathematischer Basiskompetenzen
. Prävention von Rechenschwäche durch das Rechnen mit konkreten Zahlen
. Modulreihe "Rechenschwierigkeiten in der Grundschule" -
Praxis der Förderung von Kindern mit besonderen Schwierigkeiten im Rechnen im Rahmen der VO zur Gestaltung des Schulverhältnisses (Sechster Teil)
. Rechenschwäche? - Prävention und fördernde Maßnahmen Dyskalkulie. Wie rechnen rechenschwache Kinder? Dyskalkulie - Ursachen, Diagnose und Förderung Rechenschwierigkeiten in der Grundschule
. Dyskalkulie-Diagnostik - Was leisten unterschiedliche Verfahren?
. Dyskalkulie II
. Prävention von Rechenschwierigkeiten und Fördermöglichkeiten für rechenschwache Kinder im Rahmen der VO zur Gestaltung des Schulverhältnisses (Sechster Teil)
. Rechenschwierigkeiten - Theoretische Grundlagen zur Verursachung und Fördermöglichkeiten im Rahmen der VO zur Gestaltung des Schulverhältnisses (Sechster Teil) Prävention und Abhilfe von Rechenschwierigkeiten im Anfangsunterricht der Grundschule
. Dyskalkulieprävention und fördernde Maßnahmen bei Rechenschwäche
. Rechenschwäche / Dyskalkulie
. Rechenschwäche? Prävention und Förderung durch die Arbeit mit konkreten Rechenmitteln
. Rechenschwierigkeiten in der Grundschule
. Modulreihe: Praxis der Förderung von Schülerinnen und Schülern mit besonderen Schwierigkeiten im Rechnen
. Abrufangebot der Lernwerkstatt Marburg: Diagnosemöglichkeiten der mathematischen Fähigkeiten in Kita und Grundschule