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Matthias Bartke
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Frage von Norbert R. •

Warum haben Sie sich nicht im Zuge des Infektionsschutzgesetzes dafür eingesetzt, daß Schulen und Sportvereine für Kinder und Jugendliche während der Corona-Pandemie offen bleiben?

Sehr geehrter Herr Dr. Bartke!
Die größten Verlierer der Corona-Maßnahmen der Bundes- und Landesregierungen sind die Kinder und Jugendlichen, denen man Solidarität mit den vulnerablen Gruppen abverlangt hat.

SARS-Cov-19 ist eine für alte und vorerkrankte Menschen letale Krankheit, aber nicht für Heranwachsende; auch das Infektionsgeschehen und damit eine steigende Hospitalisierung ging nicht von den Schulen aus. ABER: Die Lebensqualität und psychische Gesundheit von Heranwachsenden hat sich durch die mit der Pandemie verbundenen Kontakteinschränkungen signifikant verschlechtert (https://www.aerzteblatt.de/archiv/217182/COVID-19-in-Schulen-Keine-Pandemie-Treiber).

Während Länder wie Frankreich, Schweiz und Schweden die Schulen in der zweiten C-Welle um jeden Preis offen gelassen haben, wurden in D die Schulen auch mit Ihrem Segen geschlossen und damit Triage bei den Kinderärzten in Kauf genommen (zdf.de/nachrichten/panorama/corona-kinderaerzte-schuloeffnungen-triage-100.html).

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr R.,

vielen Dank für Ihre Frage. Ich gebe Ihnen Recht, dass Kinder und Jugendlichen massiv unter den Schulschließungen und Kontaktbeschränkungen gelitten haben. Sie trugen eine der größten Lasten in der Pandemie. Die Beschlüsse im Infektionsschutzgesetz mit der Bundesnotbremse fielen mir daher sehr schwer.

Als Vorsitzender des Sozialausschusses setze ich mich besonders für die Belange der Schwächsten ein. Mein Ziel ist und war es, dass die Unternehmen in die Verantwortung gezogen werden und wir dafür Kindern und Jugendlichen mehr ermöglichen. Ich habe mich gegenüber meiner Fraktion bei den Verhandlungen zum Infektionsschutzgesetz daher dafür eingesetzt, dass das ursprünglich vorgesehene Verbot für den U14-Mannschaftssport aus dem Gesetzentwurf gestrichen wurde. Der U14-Sport war so auch bei hohen Inzidenzen in Kleingruppen möglich.

Der Begriff der Triage im Zusammenhang mit der Situation in der Kinder- und Jugendpsychiatrie zu verwenden, erscheint mir von dem von Ihnen zitierten Arzt sehr dramatisch. Unabhängig von der Pandemiesituation ist schon länger klar, dass wir mehr Kinder- und Jugendpsychiater brauchen. Dafür setzen die SPD und ich uns auch ein.

Bei der Triage handelt sich dagegen um einen Begriff aus der Militärmedizin: Wenn es viele Verletzte/Kranke und wenig Ärzte und Behandlungsmöglichkeiten gibt, müssen die Ärzte entscheiden, wen sie behandeln und wen sie sterben lassen. Das ist eine unerträgliche Situation, die bei Corona aber entstehen kann, wenn man den Infektionen nicht mit gezielten Gegenmaßnahmen Einhalt gebietet. Die Coronapolitik der Bundesregierung ist zentral darauf ausgerichtet, eine solche Triage zu verhindern und eine Überlastung der Intensivstationen zu vermeiden.

Mit freundlichen Grüßen

Matthias Bartke