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Lisa Badum
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Frage von Ernst M. •

Wo kann ich Unterstützung erhalten, wenn ein Konzern wie EON willkürlich den bei der Install. meiner PV-Anlage angebotenen Cloud-Tarif einfach stoppt. Können die machen was sie wollen?

Ich habe 2020 eine PV Anlage mit Cloudlösung (virtueller Speicher) bei EON gekauft. 2021 im September habe ich in eine Wallbox und ein E-Auto investiert. Als die Gaslage sichtbar wurde habe ich mich für eine LuftWärmepumpe entschieden und im September 2022 in Betrieb genommen. Jetzt kündigt die EON meinen Cloudvertrag und ich muss in Zeiten fehlender PV-Produktion den teueren Netzstrom zum Betrieb der Wärmepumpe beziehen. Da muss ich den überschüssigen Strom für Brosamen einspeisen und nicht mehr in der virtuellen Cloud speichern und in Notzeiten verwenden. Ein materieller Speicher der dazu taugt ist ja leider am Markt nicht verfügbar.
Warum schaffen die Niederlande ein vor bessere Lösung und Regelung dieses Sachverhaltes.

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr M.

Ihren Frust über die Situation kann ich gut nachvollziehen. 

Schon heute gibt es viele Stromverbraucher*innen, die viel flexibler auf die Verfügbarkeit von Wind und Sonne reagieren könnten, dies aber aufgrund von falschen Rahmenbedingungen nicht tun. Vor dem Hintergrund der klimapolitischen Notwendigkeit können wir uns das schon lange nicht mehr leisten. 

Wir wollen die Rahmenbedingungen am Strommarkt so setzen, dass sich Flexibilität für die Verbraucher*innen lohnt und erneuerbarer Strom optimal eingesetzt wird. Zentral hierfür ist die Überarbeitung des Strommarktdesigns. Dieser Prozess läuft aktuell unter der Federführung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz unter dem Titel "Plattform klimaneutrales Stromsystem". 

Pumpspeicher, Heimspeicher, Großbatteriespeicher, Vehicle-to-Grid etc. spielen im Energiemix der Zukunft eine zentrale Rolle. Deshalb werden wir auch prüfen, wie eine stärker zielgerichtete Förderung aussehen kann. 

Mit dem Einbau intelligenter Stromzähler (sog. Smart-Meter-Rollout) schaffen wir eine weitere wichtige Voraussetzung dafür, dass Verbraucher*innen ihren Stromverbrauch die Einspeisung ihres Stroms besser und komfortabler managen können. Das macht den Weg frei für neue, flexiblere Tarife. 

Zu Ihrer Frage, warum das Modell der Niederlande nicht in Deutschland umgesetzt wird: 

Jedes Land gestaltet die Energiewende unter anderen Voraussetzungen. Die verfügbare Infrastruktur, der Energiemix, Steuersysteme etc. sind entscheidend dafür, welche Maßnahmen im jeweiligen Stadium geeignet sind, um den Ausbau voranzutreiben.

Ein Beispiel: Für private Dachanlagen gibt es in den Niederlanden ein Net-Metering, wobei die Anlagen so ausgelegt werden, dass der Solarstrom dem ungefähren Jahresverbrauch des Haushalts entspricht. Rein rechnerisch wird dieser damit stromautark und die Stromkosten sinken auf null. Das Manko: Insgesamt wird weniger in das Stromnetz eingespeist. Das hat in den Niederlanden in der Vergangenheit immer wieder zu Problemen bei der Netzstabilität geführt.

Damit Solarenergie einen signifikanten Beitrag zur Dekarbonisierung und Flexibilisierung leisten kann, muss möglichst viel Solarstrom in das Stromnetz fließen. Deshalb haben wir uns in der Ampel-Koalition stattdessen für einen Maßnahmenmix entschieden, der die Bedingungen für den Eigenverbrauch verbessert und Volleinspeisung im Besonderen anreizt. 

Zum Kündigungsschutz: 

Im Zuge der Energiekrise haben wir eine Reihe von Verordnungen erlassen, die die Rechte von Verbraucher*innen stärken. Eine Übersicht finden Sie hier. Für weitere Informationen zum Kündigungsschutz und Widerruf empfehle ich Ihnen die Website der Bundesnetzagentur

Es gibt so viel Potenzial für den Ausbau der Solarenergie in Deutschland! Ich bin überzeugt, dass wir dafür am Ende dieser Legislatur die richtigen Grundlagen gelegt haben.   

Mit besten Grüßen 

Lisa Badum 

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