Frage von Mathias T. •

MdB Konstantin von Notz, haben Sie Mal mit Verteidigungsminister Pistorius über die Aussage "Kriegsfähigkeit herstellen" gesprochen? Von Deutschland sind zwei Weltkriege ausgegangen! MfG M.T.

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Antwort von
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Sehr geehrter Herr T.,

vielen Dank für Ihre Frage und Ihr Interesse an meiner Arbeit. Über beides habe ich mich sehr gefreut. 

Richtig ist: Deutschland trägt - auch als Konsequenz seiner Geschichte - eine besondere Verantwortung dafür, für Frieden einzustehen. Richtig ist aber auch: Wladimir Putins Russland hat den Krieg erneut nach Europa getragen. Putin formuliert inzwischen ganz offen seine neoimperialistischen Gedanken, zuletzt mit der Aussage „Wo der Fuß eines russischen Soldaten hintritt, das gehört uns“.

Aus den Fehlern der Vergangenheit im Umgang mit Russland müssen wir zwingend lernen. Das hat zum Beispiel auch Bundeskanzler Merz erkannt, der jüngst - völlig zu Recht - gesagt hat: „Viel zu lange haben wir in Deutschland die Warnungen unserer baltischen Nachbarn vor Russlands imperialistischer Politik nicht hören wollen. Wir haben diesen Irrtum erkannt. Hinter diese Erkenntnis gibt es keinen Weg zurück." Es ist gut und dringend notwendig, dass der Kanzler die sehr klare Bedrohungslage und die Tatsache, dass diese vor allem von Wladimir Putin ausgeht, deutlich benennt. Dies ist auch insofern von Bedeutung, als dass, darauf habe ich wiederholt aufmerksam gemacht, es nötig ist, die Gesellschaft sehr viel stärker hinsichtlich dieser sicherheitspolitischen Gefahren zu sensibilisieren.

Das bedeutet selbstverständlich keineswegs, dass Deutschland nun in irgendeiner Form aggressiv auftreten sollte. Aber unser Land muss wehrhaft werden. Denn leider versteht Wladimir Putin offenkundig nur diese Sprache. Für uns Grüne bedeutet das nicht allein eine Stärkung der Bundeswehr. Mindestens genauso wichtig ist es, Sicherheit vor dem Hintergrund der tagtäglichen hybriden Angriffe aus Russland weiter, nämlich integrativ, zu denken: Es braucht weitreichende Investitionen in Polizei, IT-Sicherheit und den zivilen Bevölkerungs- und Katastrophenschutz sowie eine bessere Ausstattung unserer Nachrichtendienste. 

In diesem Sinne haben wir uns auch im Zuge der Verhandlungen um eine Grundgesetzänderung und neue Sondervermögen am Anfang dieser Wahlperiode eingesetzt. Mit unseren guten Argumenten konnten wir uns schließlich durchsetzen. Unsere klare Erwartungshaltung in Richtung Bundesregierung ist es, dass diese die neu gewonnenen Möglichkeiten nun auch nutzt, um die Resilienz und Wehrhaftigkeit unserer Gesellschaft schnellstmöglich zu erhöhen. 

All diese Maßnahmen tragen nach meiner tiefen Überzeugung dazu bei, auch eine ausreichende Abschreckung, insbesondere Russlands, wiederherzustellen. Dies ist leider notwendig – gerade um ein Ausgreifen eines neuen Krieges in Europa zu verhindern.

Mit freundlichen Grüßen
Konstantin v. Notz

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