Wie vereinbaren Sie massive militärische Aufrüstung mit klimapolitischen Zielen – und warum wird die Nord-Stream-Sprengung nicht als Klimakatastrophe bewertet?
Sehr geehrte Frau Dröge,
Sie sprechen sich konsequent für eine klimaneutrale Politik aus. Gleichzeitig unterstützen Sie als Fraktionsvorsitzende die sicherheitspolitische Wende, einschließlich der massiven Aufrüstung – Bereiche, die hohe CO₂-Emissionen verursachen und in der Klimabilanz meist ausgeklammert werden.
Bei der Sprengung der Nord-Stream-Pipeline wurde laut Studien eine der größten Methanemissionen der Menschheitsgeschichte freigesetzt. Warum wird dieses Ereignis nicht als Klimakatastrophe benannt – und warum wird die Aufklärung in weiten Teilen unterlassen?
Wie soll dieser Spagat zwischen Klimaschutz und Militarisierung glaubwürdig vermittelt werden, wenn strenge Klimavorgaben für Bürger und Wirtschaft gelten, der militärische Bereich aber unangetastet bleibt?
Mit freundlichen Grüßen
Dennis H.
Lieber Herr H.,
vielen Dank für Ihre Frage.
Der Begriff Klimakatastrophe bezeichnet nicht ein einzelnes Ereignis, sondern den insgesamt zu vernehmenden, rasanten Wandel des Klimas auf der Welt. Der Mensch hat mit der jahrzehntelangen Nutzung fossiler Energiestoffe in großem Maße dazu beigetragen, dass sich das Klima auf unserem Planeten immer schneller ändert und unsere Lebensgrundlagen bedroht. Genau deshalb haben Bündnis 90/Die Grünen die Nord-Stream-Pipeline schon vor ihrem Bau kritisiert. Denn sie stand für mehr fossile Abhängigkeit und eine Politik, die den Klimazielen entgegenwirkt. Die Auswirkungen der Sprengung tragen ihren Teil zur Klimakatastrophe bei.
Die Frage, wie Klimaschutz und Sicherheitspolitik zusammengehen, ist berechtigt. Militärische Tätigkeiten verursachen, etwa durch den Einsatz schwerer Nutzfahrzeuge, den hohen Kerosinverbrauch militärischer Luftfahrzeuge, die Munitionserprobung auf Übungsplätzen oder die energieintensive Herstellung von Rüstungsgütern, erhebliche Umweltbelastungen. Zugleich zeigt sich immer deutlicher auch, dass der Klimawandel selbst zur Bedrohung für Stabilität und Sicherheit wird. Hitzewellen, Überschwemmungen oder Waldbrände beeinträchtigen bereits heute die Einsatzfähigkeit und Infrastruktur der Bundeswehr.
Darum dürfen wir Klimaschutz und Verteidigungsfähigkeit nicht getrennt betrachten. Die Bundeswehr muss klimaresilienter werden und Emissionen reduzieren. Das Bundesministerium der Verteidigung trägt mittels der Strategie „Verteidigung und Klimawandel“ zur Anpassung der Streitkräfte an den Klimawandel bei und unterstreicht damit das Bekenntnis, auch in sicherheitspolitisch herausfordernden Zeiten weiterhin Verantwortung für den Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen zu übernehmen. Denn nur wenn wir Sicherheit und Klimaschutz zusammendenken, können wir unsere Gesellschaft dauerhaft schützen.
Viele Grüße
Team Dröge