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Karen Haltaufderheide
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Matthias A. •

Frage an Karen Haltaufderheide von Matthias A. bezüglich Verkehr

Frau Haltaufderheide,

wie soll die Mobilität der Zukunft aussehen?
Wenn E-Mobilität : wie soll ihrer Meinung nach die Ladesäulen Infrastruktur ausgebaut werden und durch wen?
Soll die E-Mobilität weiter finanziell, vom Staat, auch nach 2019 unterstützt werden(Beim kauf, Steuerbefreiung u.s.w.)?
Wie soll der öffentliche Nahverkehr attraktiver gestaltet werden (2,70 € für 4 Haltestellen) !

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter M. A.,

Ich möchte das Thema Mobilität etwas grundsätzlicher fassen und in mehrere Bereiche unterteilen. Zunächst müssen wir uns fragen, wieviel Mobilität wirklich notwendig und sinnvoll ist. Ich meine damit das Problem, wie viele Kilometer zum Beispiel ein Liter Milch zurückgelegt hat, bevor er auf dem Frühstückstisch steht. Viele Transporte wären vermeidbar durch regionale Wirtschaftskreisläufe. Bei der Ernährung könnte eine stärkere Rückbesinnung auf saisonales Obst und Gemüse ebenfalls viele Transporte vermeidbar machen. Ich muss nicht im Frühling Weintrauben aus Chile essen. Und die Produktion einzelner Produktkomponenten rund um den Globus ist nur scheinbar kostengünstig. Um hohe gesellschaftliche Kosten unnötiger Transporte langfristig zu vermeiden, müssen sich diese Kosten im Preis der Produkte niederschlagen.

Doch natürlich soll und muss es weiterhin Mobilität geben. Langfristig ist das Ziel, sie abgasfrei zu gestalten. Dazu müssen wir alle technischen und organisatorischen Möglichkeiten ins Auge fassen. Wir brauchen eine vernetzte Mobilität mit einem Mix aus verschiedenen Möglichkeiten: Fahrrad- und Fußverkehr für kurze Strecken muss erleichtert werden – Fahrrad- und fußgängerfreundliche Stadt. Wir wollen einen Mobilpass einführen, mit dem man deutschlandweit alle öffentlichen Verkehrsmittel, car-sharing, Fahrradverleih etc. nutzen kann. Ich persönlich wäre für eine Nahverkehrsabgabe für alle Erwachsenen, so dass auf eine Fahrpreiserhebung verzichtet werden kann. Der öffentliche Nahverkehr muss in den Städten Vorrang vor dem Individualverkehr erhalten und benutzerfreundlich ausgebaut werden. Aber auch die Stadtentwicklung muss so gelenkt werden, dass die Menschen zentrennah attraktiv wohnen können, so dass sie die Dinge des alltäglichen Lebens möglichst ohne Fahren erledigen können.

Abgasfreie Kraftfahrzeuge können über verschiedene technische Möglichkeiten entwickelt werden. Im Moment scheint das Elektroauto, wenn es denn mit Ökoström fährt, eine attraktive Lösung. Wir wollen aber auch in andere Richtungen weiter forschen und entwickeln. Ab 2030 sollen keine PKWs mehr mit Verbrennungsmotor zugelassen werden, ob wir das bei LKWs auch so schnell schaffen, kann ich persönlich nicht beurteilen. Dieses Datum bietet der Autoindustrie und den Zulieferern genügend Zeit für Umstrukturierungen und nötige Entwicklungen – auch im Sinne der Arbeitnehmer*innen. Aber es muss jetzt angefangen werden. Bei Batterien und vor allem bei der Ladeinfastruktur gibt es noch erheblichen Verbesserungsbedarf. Der Aufbau und die Vereinheitlichung von Ladestationen muss öffentlich angestoßen und gefördert werden.

Als Sofortmaßnahme für saubere Luft zum Atmen müssen wir auf Kosten der Autoindustrie Hardware-Nachrüstungen bei Diesel-PKWs vornehmen, mit denen der Stickoxidausstoss erheblich verringert werden kann. Wir wollen ein Bundesprogramm zur Nachrüstung von Bussen und öffentlichen Fuhrparks.