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Jan Matzoll
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Simone S. •

Frage an Jan Matzoll von Simone S. bezüglich Jugend

Die Kindertagespflege ist, mit ca. 150.000 Betreuungsplätzen, ein wichtiger Bestandteil der Kinderbetreuung in Deutschland. Fast 45.000 Kindertagespflegepersonen ermöglichen diese Art der Betreuung und retten derzeit so manche Kommune vor einer Klagewelle.
Laut aktueller Studien steigt die Qualifikation der Kindertagespflegepersonen stetig und die Anzahl der betreuten Kinder nimmt zu, was darauf schließen lässt, dass die Kindertagespflegepersonen diesen Beruf hauptberuflich ausüben und auch davon leben wollen.
Im SGB VIII § 23 steht leider immer noch, dass eine Kindertagespflegeperson eine Anerkennung für ihre Förderleistung bekommen muss, was von unterschiedlichen Gerichten so ausgelegt wird, dass gar keine richtige Bezahlung nötig ist. So ist es 2017 in Deutschland möglich, dass selbstständige Kindertagespflegepersonen oft 50 Stunden pro Woche arbeiten und Betreuungsplätze für Kinder bieten, sie aber vom Jugendhilfeträger nicht ausreichend bezahlt werden. Ein Leben vom Beruf der Tagesmutter oder dem Tagesvater ist vielerorts nicht möglich.

Wie wollen Sie die Kinderbetreuung, insbesondere die Kindertagespflege fördern?

Wie kann aus Sicht Ihrer Partei die Wahlfreiheit für Eltern (§ 5 Abs. 1 SGB VIII) zwischen den Angeboten von Kita und Kindertagespflege gestärkt werden, insbesondere für die Betreuung von Kindern über drei Jahren?

Welche Möglichkeiten sieht Ihre Partei, die sog. „Anerkennung der Förderungsleistung“, also die Vergütung der Kindertagespflegepersonen, bundesweit so anzuheben, dass sie leistungsgerecht und auskömmlich ist?

Was sagen Sie zum Modell der leistungsgerechten Bezahlung vom Bundesverband für Kindertagespflege? Ist das eine Möglichkeit die Kindertagespflegepersonen fair zu bezahlen? Ist dies in der Praxis umsetzbar und vor allem bezahlbar? https://www.bvktp.de/files/bvktp-broschu__re_modell_zur_vergu__tung.pdf

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau Wodrich,

das Thema Kindertagespflege ist aufgrund meiner eigenen familiären Situation ein wichtiges Thema für mich. Aber auch unabhängig davon steigt die Bedeutung der Kindertagespflege wegen ihrer individuelleren Ausgestaltungsmöglichkeiten gegenüber der klassischen Kita weiter an. Leider ist das in den öffentlichen Diskussionen kaum wahrnehmbar.

Zu Ihrer ersten Frage: Kinderbetreuung in Kitas, Kindergärten, Kintertagespflegestellen und bei allein arbeitenden Tagesmüttern oder -vätern wird noch immer in erster Linie als Verwahrung betrachtet. Als wären Kinder irgendwelche Güter, die man für einen gewissen Zeitraum nur sicher einlagern muss. Nein, hier geht es um frühkindliche Bildung, die elementar wichtig für die Entwicklung ist. Entsprechend sollte auch die Wertschätzung und die Bezahlung sein. Daher ist es wichtig, hier flächendeckend die Haushaltsmittel zu erhöhen. Denn die Frage sollte nicht ein: Können wir uns das finanziell leisten? Sondern: Können wie es uns leisten, hier untätig zu sein und gleichzeitig die Zukunft unserer Kinder als auch die berufliche Entwicklung der Eltern aufs Spiel zu setzen? Hierfür benötigen wir ein bundesweites Treffen der Zuständigen von Bund, Ländern und Kommunen, um Kompetenzen sinnvoll zu verteilen, Unterschiede anzugleichen und die Finanzierung auf starke Füße zu stellen.

Zur Frage nach der Stärkung der Wahlfreiheit: Hier sehe ich in erster Linie die Kommunen in der Pflicht, offen über Vor- und Nachteile verschiedener Betreuungsformen (auch für die jeweilige Altersklasse) aufzuklären und Eltern nicht nur aufgrund der aktuellen Belegungszahlen in den Kitas die eine oder andere Betreuungsform zu empfehlen. Aber dafür müssen natürlich auch genug Plätze vorhanden sein, um im Zweifel tatsächlich auswählen zu können. Neben der besseren Beratung bedarf es also einem weiteren Ausbau. Sowohl im Kita- also auch im Tagespflegebereich.

Die dritte und vierte Frage möchte ich gerne zusammen beantworten, da Sie mit der vierten Frage bereits eine Antwort auf Frage 3 geben, die ich unterstütze. Das Modell der leistungsgerechten Bezahlung halte ich für einen hervorragenden Ansatz. Im Detail bin ich damit aber noch nicht vertraut, weshalb ich noch keine fundierte Auskunft zu möglichen strukturellen, bürokratischen oder finanziellen Hürden machen kann. Ich hoffe ich konnte Ihre Fragen zufriedenstellend beantworten. Gerne können Sie sich natürlich mit Rückfragen oder weiteren Fragen bei mir melden!

Viele Grüße
Jan Matzoll

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