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Ines Schwerdtner
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Frage von Richard v. •

Wie würden Sie Milliardäre besteuern?

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Die Linke

Sehr geehrter Herr v., 

vielen Dank für Ihre Frage zur Besteuerung von Milliardären. 

Die Linke steht für eine gerechte und progressive Steuerpolitik, die Reiche und Großkonzerne zur Verantwortung zieht, um untere und mittlere Einkommen zu entlasten und ein gutes Gemeinwesen zu finanzieren. 

Dafür fordern wir unter anderem die Wiedereinführung der im Grundgesetz ausdrücklich vorgesehenen Vermögenssteuer und eine höhere Erbschaftssteuer. Nur rund 1,5 Prozent der Menschen in Deutschland – also die Reichsten in unserer Gesellschaft – wären von einer Vermögenssteuer betroffen. Trotzdem könnte sie einen dreistelligen Milliardenbetrag im Jahr einbringen. Eine Erbschaftssteuer ist ebenfalls dringend geboten, um sich verfestigende gesellschaftliche Ungleichheiten zu reduzieren. Reichtum in Deutschland wird in den meisten Fällen nicht verdient, sondern vererbt: 75% der Milliardär*innen in Deutschland haben ihren Reichtum geerbt – diese Zahl liegt auch deutlich über dem internationalen Durchschnitt.[1]

Unser Vorschlag für eine Vermögenssteuer sieht so aus: 

Die Vermögenssteuer besteuert ausschließlich Vermögen über eine Millionen Euro. Das Vermögen wird abzüglich bestehender Schulden festgestellt. Hat jemand beispielsweise einen Kredit aufgenommen, um ein Eigenheim zu finanzieren, werden diese Schulden abgezogen. Der Freibetrag gilt pro Person; das bedeutet, dass Paare einen gemeinsamen Freibetrag von 2 Millionen Euro haben. 

Wir schlagen einen progressiven Besteuerungsmechanismus vor, das heißt der fällige Steuersatz steigt mit dem Vermögen: Ab einem Vermögen von einer Million Euro gilt ein Steuersatz von 1 Prozent im Jahr, ab 50 Millionen Euro wird ein Steuersatz von 5 Prozent fällig. Für Vermögen über einer Milliarde Euro gilt ein Steuersatz von 12 Prozent pro Jahr. 

Die Vermögenssteuer ist eine wichtige Maßnahme, um der stetig zunehmenden Ungleichheit zwischen Arm und Reich entgegenzuwirken. Mit der Forderung nach einer Vermögenssteuer sind wir nicht allein – im Dezember 2022 befürworteten mehr als 70% der Befragten in Deutschland die Einführung einer Vermögenssteuer.[2]

Trotzdem versuchen einige wenige Lobbygruppen immer wieder, irreführende Behauptungen zur Vermögenssteuer zu verbreiten. Damit schüren sie Ängste vor „Kapitalflucht“ oder angeblich zu hohen Verwaltungskosten. Wir lassen uns davon nicht einschüchtern und klären über weitverbreitete Falschbehauptungen und Fragen zur Vermögenssteuer auf: https://www.die-linke.de/themen/steuern/vermoegensteuer/

Unser Vorschlag für eine gerechte Erbschaftssteuer sieht so aus: 

Es gibt einen einheitlichen Freibetrag von 200.000 Euro. Wir wollen auch die Benachteiligung nicht-verwandten Personen bei der Erbschaft reduzieren, indem auch die Erbschaft an eine Person freier Wahl mit bis zu 200.000 Euro steuerfrei begünstigt werden kann. Pro Erbschaft kann eine Immobilie mit bis zu 200 Quadratmetern erbschaftssteuerfrei vererbt werden, wenn sie selbst genutzt wird. Die Begleichung der Steuerschuld kann über 20 Jahre gestreckt und auch in Form öffentlicher Unternehmensanteile erfolgen. 

Zudem ist wichtig, dass bestehende Schlupflöcher bei der Erbschaftssteuer geschlossen werden. Vergünstigungen bei Unternehmensvermögen, großen Wohnungsbeständen und insbesondere der Verschonungsbedarfsprüfung sollen entfallen. 

Extreme Ungleichheit gefährdet unser Zusammenleben und unsere Demokratie. Wir finden: In Deutschland sollte kein Mensch in Armut leben. 

Mit solidarischen Grüßen 
Das Team von Ines Schwerdtner


 

[1] Quelle: https://www.surplusmagazin.de/studie-75prozent-milliardare-erben-ungleichheit-vermoegen/

[2] Quelle: https://www.rosalux.de/publikation/id/49930/grosse-mehrheit-fuer-umverteilung

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