Holger Gasse
Holger Gasse
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Frage von Martin J. •

Wie stehen Sie zur umstrittenen Energiepolitik von Katherina Reiche?

Sehr geehrter Herr Lehmann, es gibt eine breite gesellschaftliche Debatte darüber, ob es wirklich 20 Gigawatt Gaskraftwerke braucht - oder ob es sinnvolle Alternativen gibt, die besser zur Energiewende passen und billiger sind. Ich kann mir jedenfalls nicht erklären, wie Frau Reiche mit Gaskraftwerken ausgerechnet die Energiepreise senken will - mit dieser Frage bin ich natürlich nicht alleine.

Daher meine Frage: Wie stehen Sie zur Energiepolitik der Ministerin?

Holger Gasse
Antwort von
CDU

Vielen Dank für Ihre Anfrage an Herrn L., die Sie sicher nur irrtümlich an mich gestellt haben. Ich möchte dennoch die Gelegenheit nutzen, Ihre Frage zu beantworten. 

Die Energiewende ist eines der zentralen Projekte der deutschen Politik und Gesellschaft. Ziel ist es, eine sichere, bezahlbare und umweltfreundliche Energieversorgung zu gewährleisten. Angesichts der Herausforderungen des Klimawandels und der aktuellen geopolitischen Entwicklungen ist es wichtiger denn je, die Energieversorgung auf ein solides Fundament zu stellen. Dafür ist ein ausgewogener Mix der verschiedenen Energieträger unerlässlich.

Deutschland hat große Fortschritte bei der Integration erneuerbarer Energien wie Wind- und Solarenergie gemacht. Allerdings sind diese Energiequellen von Wetter und Tageszeit abhängig. Um Versorgungssicherheit und Netzstabilität zu gewährleisten, braucht es ergänzende Energieträger, die flexibel und zuverlässig Strom liefern können. Ein ausgewogener Energiemix erhöht die Resilienz des Energiesystems, minimiert Risiken und ermöglicht eine schrittweise, sozialverträgliche und wirtschaftlich sinnvolle Dekarbonisierung.

Die von Ihnen angesprochenen Gaskraftwerke sind schnell regelbar und können kurzfristige Schwankungen ausgleichen, die durch die Volatilität von Wind- und Sonnenenergie entstehen. Sie sind damit ein unverzichtbarer Bestandteil der sogenannten „Brückentechnologien“ auf dem Weg zur vollständigen Dekarbonisierung. Moderne Gaskraftwerke sind effizient, haben einen vergleichsweise niedrigen CO₂-Ausstoß und können perspektivisch auch mit klimaneutralen Gasen wie Wasserstoff betrieben werden. Der Ausbau zusätzlicher Gaskraftwerke sichert also nicht nur die Versorgung, sondern schafft auch Flexibilität für die weitere Integration erneuerbarer Energien.

In der aktuellen energiepolitischen Debatte wird häufig behauptet, dass der Bau und Betrieb von 20 GW Gaskraftwerken in Deutschland viel zu teuer sei und damit keine Senkung der Energiepreise möglich wäre. Dieser Argumentation möchte ich widersprechen. 

Zunächst ist festzuhalten, dass Gaskraftwerke im Vergleich zu anderen Kraftwerkstypen relativ niedrige Investitionskosten aufweisen. Der Bau moderner Gaskraftwerke ist in der Regel schneller und kostengünstiger realisierbar, da die Anlagen kleiner dimensioniert und flexibler einsetzbar sind. Zudem ermöglichen sie eine modulare Erweiterung des Energiesystems, was Investitionen besser steuerbar macht und das Risiko von Fehlinvestitionen reduziert.

Ein zentrales Argument für den Bau von Gaskraftwerken ist ihre hohe Flexibilität. Sie können schnell auf Schwankungen im Stromnetz reagieren und eignen sich hervorragend als Ergänzung zu erneuerbaren Energien wie Wind- und Solarenergie, die naturgemäß wetterabhängig und volatil sind. Ohne eine ausreichende gesicherte Leistung durch flexible Gaskraftwerke müsste Deutschland deutlich stärker auf teure Stromimporte oder gar Notfallmaßnahmen zurückgreifen, was die Preise in die Höhe treiben würde.

Das Argument, Gaskraftwerke würden die Energiepreise nicht senken, greift zu kurz. Tatsächlich können sie dazu beitragen, Preisspitzen zu vermeiden, indem sie in Zeiten hoher Nachfrage oder geringer erneuerbarer Erzeugung einspringen. So wird die Versorgungssicherheit erhöht und das Risiko teurer Blackouts gesenkt. Ein stabiler und flexibler Kraftwerkspark sorgt für Wettbewerb und verhindert, dass einzelne Anbieter durch Kapazitätsengpässe die Preise diktieren können.

Ein weiterer entscheidender Punkt ist die Möglichkeit, Gaskraftwerke künftig mit klimafreundlichem Wasserstoff zu betreiben. Bereits heute werden neue Anlagen so gebaut, dass sie perspektivisch auf Wasserstoff umgestellt werden können. Damit sind sie ein wichtiger Baustein für die künftige Dekarbonisierung des Energiesektors – und sichern Investitionen nachhaltig ab, was wiederum positiv auf die Preisentwicklung wirkt.

Nicht zuletzt schaffen Investitionen in Gaskraftwerke Arbeitsplätze, stärken die regionale Wertschöpfung und sorgen für eine verlässliche Energieversorgung, die für die Wirtschaft und Privathaushalte gleichermaßen essenziell ist. Die volkswirtschaftlichen Kosten von Unsicherheiten und Versorgungsengpässen wären ungleich höher als die gezielten Investitionen in moderne Gaskraftwerke.

Als Alternativen zu den Gaskraftwerken stehen in Deutschland verschiedene weitere Energieträger zur Verfügung, die zur Absicherung der Grundlast beitragen könnten. Besonders hervorzuheben ist hierbei die Kernenergie, die in der Vergangenheit einen erheblichen Anteil an der sicheren und kontinuierlichen Stromversorgung geleistet hat. Weitere Alternativen sind Kohlekraftwerke, Wasserkraftwerke sowie – in geringerem Maße – Biomasse. Allein mit erneuerbaren Energien wie Wind- und Solarenergie kann die Stromversorgung nicht sichergestellt werden, da sie aufgrund ihrer zeitlichen Schwankungen nur bedingt grundlastfähig sind. 

Kernenergie gilt im Ausland als zuverlässige Option zur Deckung der Grundlast, da Kernkraftwerke unabhängig von Wetterbedingungen und Tageszeit konstant Strom liefern können. In Deutschland wurde jedoch im Rahmen der Energiewende aus Sicherheitsbedenken, der Problematik der Endlagerung der radioaktiven Abfälle, wegen mangelnder gesellschaftlicher Akzeptanz und aus wirtschaftlichen Überlegungen der schrittweise Ausstieg aus der Kernenergie beschlossen. 

Nun komme ich zu der von Ihnen angesprochenen Solarenergieförderung. In den letzten Jahren wurde die Solarenergie in Deutschland massiv gefördert. Das hat zu einem starken Ausbau geführt. Inzwischen sind jedoch regionale Überkapazitäten entstanden, die Netzprobleme verursachen und Kosten für Verbraucher und Staat in die Höhe treiben. Eine Reduzierung der Solarenergieförderung ist daher gerechtfertigt, um Fehlanreize zu vermeiden und die Mittel effizienter einzusetzen. Stattdessen sollten Investitionen gezielter in Speichertechnologien, Netzausbau und flexible Reservekapazitäten wie Gaskraftwerke fließen.

Ein ausgewogener Energiemix, der verschiedene Technologien miteinander kombiniert, sichert Arbeitsplätze, fördert Innovationen und erhält die Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandorts Deutschland. Er verhindert zudem einseitige Abhängigkeiten und stärkt die Akzeptanz der Energiewende in der Bevölkerung, da Versorgungssicherheit und Preisstabilität gewährleistet werden können.

Deutschland braucht einen ausgewogenen Mix aus erneuerbaren und konventionellen Energieträgern. Der zusätzliche Ausbau von Gaskraftwerken ist notwendig, um die Lücken zu schließen, die durch die fluktuierende Einspeisung von Wind- und Solarenergie entstehen. Gleichzeitig ist eine Reduzierung der Solarenergieförderung sinnvoll, um Mittel effizient einzusetzen und das Gesamtsystem zu stabilisieren. Nur so kann die Energiewende erfolgreich, sicher und bezahlbar gestaltet werden.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr

Holger Gasse MdL 

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