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Frage von Kilian K. •

Frage an Felix Staratschek von Kilian K. bezüglich Energie

Was halten sie von den Laufzeitverlängerungen von Atomkraftwerken?
Wussten sie, dass die Tochtergesellschaft von RWE das Schluchseewerk im Schwarzwald (Beteiligung von 45%) ein Pumpspeicherkraftwerk bauen möchte, um den Nachtstrom von ihren Kohle- und Atomkraftwerken zu vergolden auf Kosten einer sehr reizvollen Natur?

Windkraftwerke und Solaranlagen müssen nun herhalten, um der Bevölkerung diese Naturzerstörung schmackhaft zu machen. 120 Hektar sollen dafür geopfert werden. Dabei gibt es genügend Alternativen.

Wie stehen sie zu solchen Mammutprojekten? Welche Konzepte haben Sie für eine zukünftige Energieversorgung?

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Kronimus!

Diese Antwort kommt spät weil ich am Wahlwochenende auf einer Demo war ( http://gloria.tv/?media=75596 ), weil am Sonntag eine Familienfeier war und weil danach die Wahlnachbearbietung und der Kirchentag in München meine Zeit beanspruchten. Immerhin habe ich mit meinem Wahlkampflugblatt in Radevormwald 3,1% bekommen ( http://sites.google.com/site/oekoradevormwald/wahlen/radikale ). Dieses habe ich an ca. 75% der Haushalte verteilt. In Hückeswagen durfte ich auf einer Podiumsdiskussion auftreten und habe in der Stadt 1% der Stimmen bekommen. Für dieses Zeichen an die Politik möchte ich an dieser Stelle herzlich danken. Ebenso danken möchte ich allen Fragern, die hier oder an anderer Stelle mit dem Einbringen von Themen den Wahlkampf beeinflusst haben.

Selbstverständlich bin ich gegen jede Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke, da diese schon heute unwirtschaftlich wären, müssten diese alle Kosten tragen (Forschung, Endlagerung, Privilegien bei Rückstellungen....) bzw. wenn die eine totale Haftpflichtversicherung abschließen müssten. Hinzu kommt, dass mit zunehmenden Alter das Risiko für Verschleißunfälle zunimmt. Wenn dann der Unfall passiert, werden die Konzerne genauso überrascht sein, wie die BP über die Ölpest im Golf von Mexiko. Konzerne sind oft bereit über Laichen zu gehen, um kurzfristige Ziele zu erreichen. Die Politik muss unabhängig von diesen Bilanzautisten sein und die langfristigen Interessen der Bürger vertreten. Spenden von Konzernen an Parteien müssen verboten werden. Das fordert die ÖDP schon seit über 25 Jahren.

Atomstrom ist nicht sauber. Schon die Förderung von Uran schafft viele Umweltprobleme und verseucht ganze Landschaften. Jedes Atomkraftwerk produziert Plutonium, so dass jedes Land, dass Atomstrom hat, auch die Atombombe bauen könnte. Deshalb ist es wichtig, bei den regenerativen Energien Marktführer zu werden und diese allen Ländern anzubieten, die auf Atomkraft setzen wollen oder in diesem Sinne von der Atomlobby beeinflusst werden.

Atomstrom ist nicht klimaneutral, weil in der ganzen Kette der Uranbearbeitung CO2 entsteht und weil radioaktive Edelgase freigesetzt werden, wie Krypton und Radon, die ebenfalls bedenklich sind.

Pumpspeicherkraftwerke sind Energiespeicher. Ob diese den überschüssigen Windstrom der Nacht oder Atomstrom nutzen, um Wasser in den Speichersee zu pumpen ist zweitrangig. Allerdings sollte man zunächst einmal prüfen, ob Pumpspeicherkraftwerke überhaupt nötig sind. Über das Projekt im Schwarzwald bin ich nicht informiert. Da sollten Sie demnächst bei der Landtagswahl in Baden Württemberg dafür sorgen, dass bei Abgeordnetenwatch diese Frage den Sprechern für Energiepolitik der Parteien (sofern Kandiadat) und den Kandidaten im Wahlkreis, wo das Projekt vorgesehen ist, noch einmal gestellt wird. Auch den betroffenen Bundestagsabgeordneten können Sie diese Frage sofort stellen.

Denkbar ist auch, dass künftig statt Öltanks Stromtanks in jedem Haus oder auf jeden Grundstück stehen, die nachts Strom speichern, den diese am Tag wieder abgeben. Hier dürfte der technische Fortschritt in den nächsten Jahren deutliche Verbesserungen bringen. Darüber hinaus ist Biogas eine Möglichkeit, speicherbare Energie zu gewinnen, die in den Spitzenzeiten oder bei Flaute zugeschaltet wird. Diese Anlagen können mit dem Erdgasnetz in Verbindung stehen, falls bei einer längeren Wind- und Sonnenlücke der Biogasvorrat nicht ausreicht.

Wegen der doppelten Kapazitäten wird diese Stromerzeugung teurer sein, als die heutige Energiegewinnung. Wenn wir aber diese Strukturen nicht schaffen, werden uns künftige Preissteigerungen bei knapper werdenden fossilen Rohstoffen in die Knie zwingen.

In einer Diskussion sagte ein Teilnehmer, dass vor Weihnachten an einem nebligen trüben Tag es kaum regenerativen Strom gab, während an einem anderen Tag zu Anfang 2010 deutlich über 50% der Stromversorgung erneuerbar war. Wenn man bedenkt, wie niedrig der Ausbaustand bei den erneuerbaren Energien ist, zeigt dies, dass hier ein enormes Potential noch erschlossen werden kann. (Zur Biogasgewinnung habe ich hier eine eigene Seite: http://sites.google.com/site/kryorecycling/bma . Auch die weiteren Recyclinginhalte der Seite führen zu einer Reduktion der Energienachfrage.)

Über das Pumpspeicherkraftwerk im Schwarzwald sollten die Menschen vor Ort entscheiden dürfen. Ich empfehle mindestens einen Aufschub des Baus, bis klar ist, ob wirklich ein Bedarf besteht. Wenn es gelingt, über viele dezentrale Speicher und über eine Moderation der Stromnachfrage, solche großen zentralen Anlagen überflüssig zu machen, wäre das der bessere Weg.

Darüber hinaus kann sich jeder der Mitfinanzierung dieses Projektes verweigern, indem man statt dem RWE einen Anbieter von regenerativer Energie nutzt: http://www.atomausstiegselbermachen.de . Auf diese Weise können auch viele Menschen in Nordrhein Westfalen den Menschen und der Natur im Schwarzwald helfen.

Mit bestem Gruß, Felix Staratschek.