33% der BT-Abgeordneten haben juristischen Background. Im Bremer Senat sogar 60%. Fokussiert auf § und Rhetorik, aber Null Erfahrung in der Arbeitswelt. Wie wollen Sie diese Schwemme reduzieren?

Guten Tag, Alex G.,
der berufliche Background einer oder eines Abgeordneten oder Regierungsmitglieds spielt eine deutliche Rolle, sagt aber auch nicht alles über die Fähigkeiten eines Menschen aus, für die Interessen von Wähler*innen und eigene Überzeugungen einzustehen und diese im Rahmen politischer Verantwortung voranzubringen. Trotzdem ist es richtig, dass Parlamente die Bevölkerung widerspiegeln müssen bzw. ist es wichtig, zu hinterfragen, wenn und warum bedeutende Gruppen wie z.B. Berufs- oder "Status"gruppen unter- und andere überrepräsentiert sind. Als Linke haben wir in der Partei Verfahren etabliert, um die Geschlechterrepräsentanz in Parlamenten zu verbessern, wir haben viele Abgeordnete, die aus diversen (auch "unakademischen") Berufen und Lebenssituationen heraus ihr Mandat antreten und setzen uns dafür ein, dass Vertreter*innen benachteiligter Perspektiven, dass Menschen aus der Arbeiter*innenklasse, aus vielen Branchen und Bewegungen in der Politik gestärkt werden. Das ist unser Anspruch und Angebot, das wahrgenommen und weiterentwickelt wird, hoffentlich ermutigt und Schule macht - und wir treten auf verschiedenen Ebenen dafür ein, dass Paritäts- und Partizipationsgesetze verbindliche Grundlagen dafür schaffen, privilegierte Positionen und Berufswelten für alle durchlässiger zu machen. Es ist noch ein Stück Weg, hier ausgewogene Verhältnisse zu schaffen und es hängt auch von Schulsystemen, Status der Kita-Betreuung, sozialen und beruflichen Sicherheiten und weiteren Faktoren ab, inwiefern alle Menschen tatsächlich gleichberechtigt sind, Interessen zu vertreten und in der Politik Fuß zu fassen. Es ist ein Bemühen ums Ganze, eine Einzelmaßnahme greift hier wahrscheinlich nicht.
Mit besten Grüßen
Doris Achelwilm