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Dietmar Bartsch
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Frage von Annette S. •

Wie oft sollte sich, im Falle einer Impfpflicht, ein gesunder Mensch pro Jahr gegen Corona impfen lassen müssen? Sehen Sie auch eine Impfpflicht bei der Zulassung wirksamer Medikamente gegen Corona?

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Sehr geehrte Frau S.,

Sie stellen eine berechtigte, aber medizinische Frage. Die kann ich als Bundestagsabgeordneter seriös nicht beantworten. Damit sind wir bei einem Problem der aktuell geführten Debatte. Es ruft sich leicht und derzeit populär nach einer Impfpflicht.

Bisherige und künftige Kabinettsmitglieder, Ministerpräsidenten werben vielleicht auch deshalb sehr intensiv mit einer Impfpflicht, weil damit vom vielfachen Versagen bei der Impfkampagne abgelenkt werden kann.
is  heute ist es weitgehend unmöglich, sich unkompliziert, wohnortnah und vor allem zeitnah impfen zu lassen. Auch hätten meines Erachtens längst positive Anreize wie eine Impfprämie auf den Weg gebracht werden müssen. Vor einer Pflicht muss immer stehen, alle milderen Mittel ausgeschöpft zu haben. Da habe ich Zweifel.

Nun läuft aber vieles auf eine allgemeine Impfpflicht hinaus. In der Tat mag darin der einzige dauerhafte Weg aus der Pandemie liegen. Wir müssen schließlich raus aus den Kreisläufen von Lockdown-Diskussionen, Lockdowns und Öffnungen. Ohne Impfungen, für die ich seit langem sehr werbe, wird das nicht gelingen können.

Im Übrigen auch nicht mit dem von Ihnen angesprochenen Medikament von Merck, das so eben in den USA mit knapper Mehrheit zugelassen wurde und leider nur eine 30-prozentige Wirksamkeit vor sehr schweren Verläufen bietet.

Die „Ampel“ hat angekündigt, die Debatte um die Impfpflicht in den Deutschen Bundestag zu bringen. Bevor eine solche kommt, ist für mich klar, dass sich eine ganze Reihe sehr praktischer Fragen stellen. Zwei davon stellen Sie. Eines darf nach dem Desaster der letzten zwei Jahre nicht passieren: eine Impfpflicht, die in ihrer Ausgestaltung niemanden überzeugt und andauernd angepasst werden muss. Das würde den Vertrauensverlust weiter steigern.

Ihnen alles Gute!

Freundliche Grüße

Dr. Dietmar Bartsch

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