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Christoph de Vries
CDU
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Frage von Josephin B. •

Was wird unternommen, um die Menschen vor den Taliban zu befreien? Die Menschen, vorallem Frauen, leider immer noch unter der Besetzung!

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Antwort von
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Sehr geehrte Frau B.,

haben Sie vielen Dank für Ihre Frage zum Umgang mit den Taliban und der Lage der Frauen und anderer Gruppen der afghanischen Bevölkerung.

Zunächst muss ich Ihnen mitteilen, dass eine militärische Intervention derzeit nicht auf der Tagesordnung steht. Der Siegeszug der Taliban ist vielmehr Ergebnis des überstürzten Rückzugs der USA und der anderen beteiligten intervenierenden Nationen, darunter auch Deutschlands, aus Afghanistan. Da die zahlenmäßig große reguläre afghanische Armee offenbar nicht in der Lage und Willens war, den vorrückenden Taliban Widerstand zu leisten, ist es erst zur raschen Machtübernahme der Taliban und  der derzeitigen Lage gekommen.

Meines Wissens beschränken sich Deutschlands Aktivitäten vor allem auf die Ortskräfte und ihre Familien,  die derzeit außer Landes in Sicherheit gebracht werden und von denen viele bereits in Sicherheit sind. Zudem versucht Deutschland über internationale Hilfsorganisationen, die dort derzeit aktiv sind, direkt in Afghanistan zu helfen. Um Verbesserungen vor Ort zu erreichen, wird man jedoch auch mit den Taliban sprechen müssen, dies hat die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel immer betont und auch nach der Machtübernahme der Taliban diplomatische Kanäle offengehalten. Inwieweit hier durch die neue Bundesregierung anders verfahren werden soll, kann ich derzeit nicht beurteilen. Ich empfehle Ihnen daher, sich in dieser Frage direkt ans Auswärtige Amt oder an einen Außenpolitiker der Koalitionsfraktionen zu wenden.

Klar ist, dass die jüngste Entwicklung ein absolutes Trauerspiel ist. Alle Fortschritte hinsichtlich Demokratie, Rechtstaatlichkeit und Einhaltung der Menschenrechte, die in den letzten zwei Jahrzehnten gemacht wurden, sind wieder zunichte. Leidtragende sind insbesondere Frauen und Mädchen, die unter den Taliban nahezu recht- und schutzlos und von Teilhabe an Bildung, Beruf und Gesellschaft ausgeschlossen sind. Afghanistan veranschaulicht in gewisser Weise auch die Machtlosigkeit der westliche Welt bei der Förderung von Demokratie und Menschenrechten, wenn es in der heimischen Bevölkerung kein breiteres Fundament dafür gibt durch Stammeswirtschaft, fehlende Loyalität zum Staat und fehlendem Bewusstsein für eine demokratische, rechtstaatliche Gesellschaft mit Gleichberechtigung und anderen zentralen Grundwerten.

Mit freundlichen Grüßen

Christoph de Vries

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