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Christian Lange
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Frage von Dietmar E. •

Frage an Christian Lange von Dietmar E. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Herr Lange,

das von Ihnen genannte Buch ist mir bekannt, ebenfalls die im Archiv der Arbeiterjugend publizierte Schrift von Stefan Jax "Der Hofgeismarkreis der Jungsozialisten". Nicht bekannt ist mir, daß Kurt Schumacher gegen Nationalismus Widerstand geleistet hätte. Unbestritten hat er Widerstand gegen den Nationalsozialismus geleistet. Das allerdings sind zwei paar Stiefel. Im Gegenteil: Bisher bin ich davon ausgegangen, daß nationale Präferenz und Bekenntnis zentrale Bestandteile Schumachers Wollen waren (und zwar nicht etwa in Form eines etatistischen "Patriotismus", sondern dezidiert volksbezogen). Jedenfalls offenbaren seine Äußerungen zu entsprechenden Fragen eine solche Haltung. Ich denke da etwa an die "Verzicht ist Verrat"-These der damaligen SPD ebenso wie an seine Bezeichnung Adenauers als "Kanzler der Alliierten". Zumal Schumacher zwar bekanntlich nie formelles Mitglied des Hofgeismarer Kreises war, so aber doch aus deren Umfeld stammt und sich nachweislich an unterschiedlicher Stelle (zurecht) äußerst wohlwollend geäußert hat. Interessant ist jedenfalls, wie heutige Sozialdemokraten einen Teil der eigenen Tradition bewerten.

Ich stimme Ihnen gewiß zu, daß Schumacher ein großes Vorbild ist. Das ist unbestritten. Meines Erachtens ist er der letzte und nach 1945 auch einzige große Politiker den das deutsche Volk hervorgebracht hat. Allerdings sehe ich nicht nur eine himmelweite Diskrepanz zur heutigen (bundes)deutschen Sozialdemokratie, ich kann auch nicht feststellen, wo er sich gegen Nationalismus gewendet haben soll. Vielleicht setzen Sie Nationalismus mit Chauvinismus oder Nationalsozialismus gleich? Vielleicht interpretieren Sie Schumachers Volksbegriff auch politisch korrekt und zeitgeistkonform zur beliebigen "Bevölkerung" um? Oder haben Sie Zugriff auf noch unerschlossene Quellen? Erläutern Sie mir bitte kurz, wie Sie zu Ihrer Erkenntnis gelangt sind?

Vielen Dank!

Freundliche Grüße
Dietmar Engelhard, M.A.

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Engelhard,

ich nehme erfreut zur Kenntnis, dass wir uns hinsichtlich der Vorbildfunktion Kurt Schumachers einig sind. Auch ohne Zugriff auf noch "unerschlossene Quellen" stimme ich mit Kurt Schumacher in der Ablehnung jedweder Form von Nationalismus überein. Denn so bedeutend der Begriff der Nation insbesondere für sein Verständnis des Volksbegriffs im Sinne eines demokratischen Staatsvolkes war, so entschieden lehnte er den chauvinistischen Nationalismus ab. Dieser stellte für ihn gar die "heutige Form des Nihilismus" dar und sollte durch einen Patriotismus auf Augenhöhe mit anderen Nationen unmöglich gemacht werden. Und genau hier zeigt sich, bei aller notwendigen Einordnung auch der Ideen einer großen Persönlichkeit wie Kurt Schumacher in den zeitlichen Kontext, eine Kontinuität sozialdemokratischer Politik, die bis heute fortwirkt. Das beste Beispiel stellt das konsequente Eintreten für den Frieden von Bundeskanzler Gerhard Schröder in der Frage des Irak- Krieges dar.

Mit freundlichen Grüßen

Christian Lange.