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Christian Ehler
CDU
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Frage von Wassilios G. •

Frage an Christian Ehler von Wassilios G. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrter Herr Ehler,

die EU möchte mit dem Entwurf zur Tabakprodukt-Richtlinie u.a. übergroße Warnhinweise mit Schockbildern auf Zigarettenpackungen einführen sowie Menthol- und Slimzigaretten verbieten. Die airkom Anlagenbau & Service GmbH ist mit 23 MA ein starker Arbeitgeber in der Region um Wildau. Seit vielen Jahren arbeiten wir als Rohrleitungsbauunternehmen für die Tabakindustrie in Berlin. Dort habe ich als Unternehmer regelmäßig mind. 2-3 MA im Einsatz. Sollte es nun dazu kommen, dass die neue EU Tabak Richtlinie eingeführt wird, muss ich als Geschäftsführer handeln und MA abbauen, da mir die Umsätze und Ergebnisse fehlen. Ich denke, dass die Menschen die rauchen selber entscheiden sollten wofür sie ihr Geld ausgeben und was gut für ihre Gesundheit ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Raucher aufgrund der Schockbilder dieses aufgeben wird.

Ich bin deshalb gegen die Einführung der EU Tabak Richtlinie.

Wie sehen Sie das?

Mit freundlichen Grüßen

airkom Anlagenbau & Service GmbH

Wassilios Gioros
Geschäftsführender Gesellschafter

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Sehr geehrter Herr Gioros,

vielen Dank für Ihre Anfrage vom 4.9.2013, in der Sie Ihre Besorgnis über die bevorstehende Änderung der Tabakproduktrichtlinie äußern.

Die neue Tabakproduktrichtlinie hat neben der Harmonisierung der 28 unterschiedlichen Gesetzgebungen ein übergeordnetes Ziel: junge Menschen vom Rauchen abzuhalten. Unattraktive Verpackungen und das Verbot von Tabakzusatzstoffen, die den typischen bitteren Tabakgeschmack überlagern und die Nikotinaufnahme erleichtern, sind unter anderem Maßnahmen, um dieses Ziel zu erreichen.

700.000 EU-Bürger sterben jährlich vorzeitig an den Folgen des Rauchens. Mehr als 110.000 sind es jährlich in Deutschland – das sind ca. 300 Personen pro Tag! Die Kosten, die für die Behandlung tabakbedingter Erkrankungen anfallen oder durch Arbeitsausfälle entstehen, sind enorm, belasten die Volkswirtschaften und Gesundheitssysteme und gehen meist zu Lasten der Steuerzahler.

In Deutschland sind laut Verbraucherschutzministerium ca. 10.000 Personen in der Tabakindustrie beschäftigt. In der Folgenabschätzung der Europäischen Kommission zur Tabakproduktrichtlinie rechnet die Kommission selbst mit einem Rückgang der Beschäftigung von wenigen Tausend in der gesamten EU nach Inkrafttreten der neuen Richtlinie. Die maßlosen Überschätzungen von Arbeitsplatzverlusten können sehr gut mit der Einführung der vorherigen Tabakproduktrichtlinie im Jahr 2001 verglichen werden. Damals wurde ebenso ein Horrorszenario beschworen, welches nicht eintraf. Mehr Informationen dazu bietet das Deutsche Krebsforschungszentrum ( http://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/Publikationen/AdWfP/AdWfP_Oekonomische_Folgen_der_EU_Tabakproduktrichtlinie.pdf ). Die meisten Arbeitsplätze in der Tabakwirtschaft sind durch Rationalisierungsmaßnahmen und Verlagerung von Produktionsstätten in Länder mit niedrigeren Produktionskosten verloren gegangen, obwohl die Umsätze der Tabakindustrie in Deutschland weiter steigen ( http://www.presseportal.de/pm/12800/2353406/reemtsma-behauptet-2012-gute-marktposition-mit-erneutem-plus-bei-umsatz-und-gewinn ).

Weltweit haben seit dem Jahr 2001 63 Länder Bildwarnhinweise eingeführt, darunter 10 EU-Mitgliedstaaten. Die Wirksamkeit dieser "Schockfotos" wurde seither in zahlreichen Studien überprüft. Eine Liste dieser Studien finden Sie unter anderem auf der Website des Deutschen Krebsforschungszentrums ( http://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle ). Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse belegen, dass größere, bildliche Warnhinweise effektiver sind als die bislang bestehenden rein textlichen Warnhinweise.

Tabak und Tabakrauch enthalten über 8400 verschiedene Substanzen; von diesen ist eine Vielzahl toxisch und mindestens 90 sind krebserzeugend oder stehen im Verdacht, Krebs zu erzeugen. Bei der Produktion von Tabakwaren werden von den Herstellern insgesamt über 600 verschiedene Zusatzstoffe eingesetzt. Darunter auch sehr häufig Menthol. In Deutschland liegt der Marktanteil von Mentholzigaretten bei 2,9%. Menthol erleichtert die Inhalation des Tabakrauchs und trägt zu einem erhöhten Abhängigkeitspotenzial bei. Es wirkt hustenunterdrückend aufgrund seiner kühlenden Eigenschaften und bewirkt dadurch, dass die Lunge länger dem Nikotin sowie anderen giftigen und karzinogenen Bestandteilen des Tabakrauchs ausgesetzt wird. Meiner Meinung nach sollte Tabak nach Tabak schmecken und nicht durch besonders attraktive Aromen überlagert werden. Der bittere Tabakgeschmack bildet eine natürliche Hürde für Einsteiger. Der Griff zur zweiten Zigarette ist in diesem Fall unwahrscheinlicher, als wenn bereits die erste Zigarette ein angenehmes Geschmackserlebnis bietet.

Ich hoffe diese Informationen konnten Ihnen weiterhelfen. Falls Sie weitere Fragen haben, können Sie sich gern wieder an mich wenden.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Christian Ehler

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