Bernd Wimmer
Bernd Wimmer
ÖDP
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Frage von Marcus E. •

Frage an Bernd Wimmer von Marcus E. bezüglich Wirtschaft

Die ÖDP plakatiert ja Weniger Wirtschaftswachstum ist Mehr Zukunft. Ist wirklich Verzicht notwendig? Würde eine andere Wachtumsermittlung Stichwort Grünes Wachstums und die technische Weiterentwicklung zur Einsparung von Resourcen nicht ausreichen?

Bernd Wimmer
Antwort von
ÖDP

Weniger Wirtschaftswachstum ist mehr Zukunft!

Dieser Slogan bringt das zum Ausdruck, was im Grunde eigentlich alle wissen. Im Alltag wird das aber leider als unausweichlich und unveränderbar hingenommen. Gleich ob Konsum, Verkehr, Wirtschaftleistung, Gewerbegebiete, usw. usf. alles wächst seit Jahrzehnten stetig, unterbrochen nur durch gelegentliche temporäre Dellen. Wir haben aber nur einen endlichen Planeten. Im Naturkreislauf wächst nichts ewig: kein Baum, keine Pflanze, kein Lebewesen. Der einzige, der in den Naturkreislauf wirklich entscheidend eingreifen kann und auch eingreift, ist der Mensch.

Die Folgen und Konsequenzen aus dieser unvernünftigen Lebensweise und dem gierigen Handeln nach mehr, werden an Naturzerstörung, an Verlust der Lebensqualität, an ungleicher Verteilung der Güter und nicht zuletzt am Klimawandel für jeden sichtbar.

Dass das nicht funktionieren kann mittel- bis langfristig erkläre ich immer an einem kleinen vereinfachten Beispiel: die neoliberalen Parteien, die derzeit das Sagen haben, wollen ein jährliches Wachstum von mindestens 3%. In zehn Jahren wären das (ohne Zinseszinseffekt) 30%. Das heißt alle 10 Jahre soll die Wirtschaft um über 30%, also um ein Drittel wachsen. Was das bedeutet, kann sich jeder ausmalen.

Nun gibt es einige Politiker, die vom "grünen Wachstum" reden. Wir sollen uns nicht groß einschränken und im Grunde so weitermachen wie bisher. Die Hoffnung der Vertreter dieser politischen Richtung ist, Fortschritt und Technik würden dafür sorgen, dass wir nicht einsparen
müssen, sondern nur effizienter und mit erneuerbaren Energien leben sollten. Das hört sich vielversprechend an. Viele Wähler mögen eine solche Grundhaltung. Der Denkfehler dabei: selbst wenn wir das umsetzen könnten und von heute an nur "grün wachsen" würden, dann blieben viele Probleme, wie der Ressourcenverbrauch, das Müllproblem, der Konsum usw. usf. auf einem für die Erde unverträglich hohem Niveau.

Wir bräuchten eine breite Debatte darüber, anstatt sich im alltagspolitischen Kleinklein zu verlieren. Aktuelle Diskussionen wie über Dieselfahrverbote oder einzelne Windkraftprojekte werden uns in vielen Jahren reichlich anachronistisch und absurd vorkommen.

Was wäre notwendig, käme eine solche Grundsatzdebatte in Gang?

Ich sehe drei Stufen, die notwendig wären und umgesetzt werden müssten:

1. Kurzfristig: relativ einfache Maßnahmen wie Tempolimit, Ausbau erneuerbarer Energien, Plastikvermeidung, Verkehrswende, Energiewende.
2. Kurz- bis mittelfristig: Umstieg auf die Gemeinwohlökonomie. Diese Art des Wirtschaftens steht im Programm meiner Partei, der ÖDP, und wurde von Christian Felber entwickelt. Die Grundzüge und mehr sind auf der Website https://die-oedp-gemeinwohloekonomie.de/ gut beschrieben.
3. Mittel- bis langfristig: Umstieg auf Postwachstumsökonomie. Prof. Nico Paech hat diese maßgeblich entwickelt. Auch die Postwachstumsökonomie steht im Parteiprogramm der ÖDP. Weitergehende Informationen sind zu finden auf http://www.postwachstumsoekonomie.de/ und
https://www.oedp.de/aktuelles/pressemitteilungen/newsdetails/news/prof-paech-wuenscht-oedp-mut-zur-wende-zum-wenig/

Die ÖDP ist die einzige wirklich wachstumskritische Partei hierzulande. Wir gehen mit gutem Beispiel voran und nehmen, weil wir wissen, dass Wirtschaft und Konzerne unser Leben über Gebühr dominieren und bestimmen, keinen Cent Spenden juristischer Personen an, und das seit unserer Gründung im Jahr 1982. Wir dürfen, wenn wir unsere Verantwortung für künftige Generationen wirklich ernst nehmen, einfach nicht so weitermachen wie bisher.

Herzlichen Dank, Marcus, für Deine Frage. Unsere Werbekampagne "Weniger ist mehr!" für die Europawahl am 26. Mai ist bundesweit angelaufen. Wir können mit den Wahlwerbeetats der neoliberalen Parteien in der Quantität nur sehr schwer mithalten. Ich hoffe aber, viele Wähler lassen sich von "Weniger ist mehr!" und von Qualität überzeugen. Es ist notwendig.

www.wenigeristmehr.jetzt

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