Wie stehen sie zum Thema dezentraler Energieversorgung durch die Eigeninitiative von Bürgern
Sehr geehrte Frau Weißgerber, durch die Diskussion über die Streichung der Vereinfachungen bei Balkonkraftwerken, den Wegfall einer Einspeisevergütung bei gleichzeitiger Abgabe von Stromnetzkosten für Betreiber von Solaranlage stellt sich mir die Frage, wie sie dazu stehen. Durch die Vereinfachungen der letzten Jahre konnte der Anteil an erneuerbaren Energien deutlich gesteigert werden. Leider ist es aktuell nicht absehbar, dass durch die intelligente Steuerung und Nutzung der Verbräuche und Speichermöglichkeiten (z.B. Nutzung der E-Auto Batterien, Smart Meter) die Netze entlastet werden. Vielmehr sollen durch den massiven Zubau von Gaskraftwerken die Versäumnisse der letzten 30 Jahre teuer kaschiert werden. Zudem begeben wir uns durch die weiter massive Nutzung fossiler Energien wieder in die Abhängigkeit der Öl und Gas exportierenden Länder. Was ist hier ihr Beitrag?

Sehr geehrter Herr G.,
vielen Dank für Ihre Nachricht und die wichtigen Punkte, die Sie ansprechen. Zunächst möchte ich klarstellen: Ein Wegfall der Förderung für kleine Photovoltaikanlagen auf Eigenheimen ist derzeit lediglich Gegenstand von Diskussionen, es gibt hierzu keinerlei Beschluss. Mir ist es wichtig, dass gerade private Investitionen in erneuerbare Energien weiterhin attraktiv bleiben – die Energiewende gelingt nur, wenn Bürgerinnen und Bürger aktiv mitgestalten können.
Sie sprechen zu Recht die Bedeutung von intelligenten Steuerungen, Smart Metern und Speichern an. Genau deshalb haben wir im Koalitionsvertrag fest verankert, dass diese Technologien künftig stärker genutzt werden sollen, um die Netze zu entlasten und Eigenverbrauch effizienter zu machen. Dieses Kapitel zu Klima und Energie im Koalitionsvertrag habe ich selbst federführend mitverhandelt, weil mir dieser Punkt ein besonderes Anliegen ist.
Unser Ziel ist es, die erneuerbaren Energien konsequent auszubauen, Abhängigkeiten von fossilen Importen zu reduzieren und die Versorgungssicherheit in Deutschland zu gewährleisten. Dazu gehört ein kluger Mix: der schnelle Ausbau von Photovoltaik und Windkraft, die Stärkung dezentraler Ansätze sowie die parallele Modernisierung unserer Netze. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass wir für eine Übergangszeit flexible Gaskraftwerke benötigen, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.
Mit herzlichen Grüßen
Ihre
Anja Weisgerber