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Alexander Schweitzer
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Frage von Ida S. •

Wie wollen Sie sicherstellen, dass Inklusion in Rheinland-Pfalz nicht nur ein Leitbild bleibt, sondern in allen Schulen konkret umgesetzt wird – mit ausreichendem Personal und Ressourcen?

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Sehr geehrte Frau S.,

vielen Dank für Ihre Anfrage und für die Möglichkeit, Ihnen meine Position zu dieser wichtigen Frage zu schildern. Die Frage ist deshalb so zentral, weil Inklusion ein Menschenrecht ist – und weil das Gelingen inklusiver Bildung entscheidend für die Bildungs- und Lebensbiografie eines jeden jungen Menschen ist.

Damit Inklusion nicht nur ein Anspruch bleibt, sondern gelebte Realität wird, braucht es klare strukturelle Rahmenbedingungen: qualifiziertes Personal, ausreichende Ressourcen und ein Bildungssystem, das Vielfalt als Stärke versteht. In Rheinland-Pfalz sind mittlerweile rund 300 Schulen sogenannte Schwerpunktschulen. Das bedeutet: Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung lernen gemeinsam. Der Unterricht wird hier nicht nur durch die reguläre Lehrkraft gestaltet, sondern durch sonderpädagogisches Fachpersonal ergänzt – mit maßgeschneiderten Lehr- und Lernkonzepten, die den jeweiligen Förderbedarfen gerecht werden. Daneben bestehen 131 Förderschulen mit unterschiedlichen Schwerpunkten: Lernen, ganzheitliche Entwicklung, Sprache, sozial-emotionale und motorische Entwicklung sowie Hören und Kommunikation. Die Entscheidung darüber, ob ein Kind inklusiv an einer Schwerpunktschule oder an einer Förderschule unterrichtet wird, liegt ausdrücklich bei den Eltern – dieses Wahlrecht respektieren wir.

Ein weiterer wichtiger Schritt ist die neue Durchlässigkeit zwischen den Klassenstufen 1 und 5: In dieser Zeit wird auf eine abschließende Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs verzichtet, um Kindern mit Eingewöhnungs- oder Lernschwierigkeiten besser gerecht zu werden. In den Förderschwerpunkten Sprache sowie sozial-emotionale Entwicklung werden Förderbedarfe außerdem zeitlich befristet, was ein wichtiges Signal gegen Stigmatisierung und für individuelle Entwicklung ist. Auch der Übergang ins Berufsleben wird inklusiv mitgedacht: Für Schülerinnen und Schüler mit dem Förderschwerpunkt „ganzheitliche Entwicklung“ sieht Rheinland-Pfalz nach der 9. Klasse das Berufsvorbereitungsjahr Inklusiv (BVJ-I) vor, das einen guten Einstieg in den allgemeinen Arbeitsmarkt ermöglichen soll.

Was die Frage nach ausreichendem Personal und Ressourcen betrifft: Rheinland-Pfalz investiert kontinuierlich in die Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften mit sonderpädagogischer Zusatzqualifikation und weitet die Kooperation zwischen Regel- und Förderschulen aus. Auch die Mittel für Schulsozialarbeit, barrierefreie Ausstattung und multiprofessionelle Teams werden stetig im Rahmen des Startchancenprogramms aufgestockt – weil wir wissen, dass Inklusion nicht zum Nulltarif gelingt, sondern gelebte Bildungsgerechtigkeit nur dort entsteht, wo sie solide finanziert ist.

Mit freundlichen Grüßen 

Alexander Schweitzer

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