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Zoe Mayer
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Frage von Dirk N. •

Emissionshandel im Ernährungssektor?

Neulich hat die EU die Ausweitung des Emissionshandels auf die Sektoren Verkehr und Gebäude beschlossen. Deutschland will dem ja soweit ich mich belesen habe ab dem 01. Jan 2027 nachkommen. In einer anderen Frage haben sie bereits Bezug zu dem Thema Vergünstigung von pflanzlichen Alternativen genommen, mich würde aber interessieren ob und wenn ja ab wann geplant wird auch den Ernährungssektor in den Emissionshandel zu überführen. Außerdem interessiert mich wie genau das eigentlich den Sektoren zugeordnet wird. Müsste dann ab 2027 nur der Transport (Verkehrssektor) von zB Fleisch und gegebenenfalls die Kühlung (Gebäudesektor) mit Zertifikaten gedeckt sein, nicht aber die Aufzucht (?) der Tiere. Und letzte Frage: Rinder stoßen ja zB Methan mit ca 25fachen Treibhauseffekt aus. Müssen hier dann auch 25mal so viele CO2-Zertifikate erworben werden oder Verhältnis 1:1 oder wird Methan sogar vernachlässigt?
Wir stehen hinter Ihnen und grüner Politik
Beste Grüße und weiterhin viel Erfolg
Dirk

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Sehr geehrter Herr N.

Ihre Frage bzgl. eines Emissionshandels im Ernährungssektor legt ein Stück weit den Finger in die Wunde und zeigt, dass auch dieses Instrument zur Bekämpfung des Klimawandels beschränkt ist. Im Gebäude- oder Verkehrssektor kann relativ einfach gemessen und modelliert werden, welche Emissionen entstehen und wie diese sich auf das Klima auswirken. Die Emissionsquellen sind vergleichsweise einfach (Verbrennungsmotoren, Kraftwerke, Heizungen) und vergleichsweise wenig unterschiedlich (v.a. CO2). Bei Ernährung sieht das anders aus, weil die schiere Menge unterschiedlicher Güter und Prozesse sich nicht gut in so einfache Datenschnipsel übersetzen lässt, wie notwendig sind, um einfache, auf einem Markt handelbare Zertifikate auszustellen. Wir stehen diesen Ansätzen deshalb z.T. kritisch gegenüber. Sinnvolle Ideen, um Emissionen in Lebensmittel einzupreisen werden unter dem Stichwort "true cost"-Bilanzierung diskutiert. Da stehen dann genau die Abwägungen im Mittelpunkt, die Sie angesprochen haben, also welcher Teil von welchem Prozess wo abgebildet wird. Es werden aber neben den Auswirkungen aufs Klima auch andere Faktoren, wie der Einfluss auf die Biodiversität oder soziale Folgen in den Blick genommen. Im Grunde wird dort versucht, neben der Wertschöpfung auch die gesamtgesellschaftliche "Schadschöpfung" ökonomisch abzubilden. Wir als GRÜNE Fraktion arbeiten hier an verschiedenen Stellen mit, wobei es aber leider keine einfachen Lösungen gibt.

Zur letzten Frage: In aller Regel werden verschiedene Treibhausgase mit unterschiedlich großer Klimawirkung in sogenannte CO2-Äquivalente umgerechnet und dann bilanziert. Methan wird in diesen Berechnungen nicht vernachlässigt, es steht abhängig vom Modell und Zielsetzung der Analyse sogar im Vordergrund, weil Methan seine Klimawirkung in der Atmosphäre schneller entfaltet und Einsparungen beim Methan deshalb mittelfristig effektiver sind als beim CO2.

Mit freundlichen Grüßen

Zoe Mayer

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