Wie viele Pflegekräfte, die nicht geimpft sind, könnten bald von von einer Impfpflicht betroffen sein? Wenn viele dann kündigen – würde so nicht der Pflegenotstand vergrößert?

Sehr geehrter Herr G.,

inwiefern die sogenannte berufsbezogene Impfpflicht zu einer Personalflucht in der Pflege hierzulande führen kann, ist seriös nicht zu prognostizieren. Während die Einführung einer solchen in Spanien und in Frankreich nicht zu einem Personalschwund führte, kündigten in den USA bereits tausende Menschen ihre Jobs im Gesundheitswesen aufgrund dieser.

In Deutschland ist die Impfquote in den entscheidenden Bereichen der Arbeit mit vulnerablen Personen überdurchschnittlich hoch, die Debatte wird von Teilen der Pflege- und Ärzteschaft dementsprechend als nicht zielführend und auch als ungerecht empfunden. 

Im Gegensatz zu einer allgemeinen Impfpflicht in diesem Fall halte ich die 3G-Regel am Arbeitsplatz für eine sowohl geeignete, erforderliche als auch angemessene Maßnahme zur Eindämmung des Coronavirus. Tatsächlich sollten wir die Testkapazitäten sogar ausbauen, denn auch vollständig geimpfte Personen haben einen zunehmend identifizierbaren Einfluss auf das Infektionsgeschehen.  

Wer sich aus persönlichen Gründen gegen eine Impfung entscheidet, und das halte ich für legitim, kann sich einer regelmäßigen Testung am Arbeitsplatz nach meinem Empfinden aber nicht entziehen.  

Die allgemeine Impfpflicht hat auch aufgrund der katastrophalen Kommunikationspolitik das Potenzial kontraproduktiv zu wirken und zu weiteren gesellschaftlichen Verwerfungen zu führen. Nicht, dass politische Akteure nach Erkenntnisgewinnen ihre Positionen nicht überdenken sollten; mit welcher Vehemenz aber die Impfpflicht von jenen ausgeschlossen wurde, welche nun am lautesten nach ihr rufen, überrascht mich dann schon.

Mit freundlichen Grüßen

Zaklin Nastic