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Tobias McFadden
PIRATEN
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Frage von Manuel Lara B. •

Frage an Tobias McFadden von Manuel Lara B. bezüglich Verkehr

Wie ich dem Wahlprogramm 2013 ( http://www.piratenpartei.de/politik/lebenswerte-umwelt/energiepolitik/atomkraft/ ) entnehme, setzt sich die Piratenpartei dafür ein, die Energiegewinnung durch Kernspaltung zu beenden. Als Gründe für diese Position werden hauptsächlich die Risiken bei Uranbergbau, -transport etc. sowie die ungeklärte Entsorgung des Atommülls angeführt.

Bedeutet dies also, dass die Piraten bis zu dem Zeitpunkt, zu dem der bundesdeutsche Energiebedarf vollständig durch erneuerbare Energien gedeckt wird, den Bau neuer Gas- und Kohlekraftwerke befürworten? Warum setzen Sie sich nicht stattdessen für die Entwicklung und Nutzung moderner, weitaus effizienterer Reaktordesigns wie z.B. das des mit Thorium betriebenen Flüssigsalzreaktors LFTR ein? Diese würden bis zur vollständig erneuerbaren Deckung des Energiebedarfs nicht nur den Ausstoß von Treibhausgasen um ein Vielfaches reduzieren, sondern auch möglicherweise einen Teil des vorhandenen Atommülls als Brennstoff verwerten und somit größtenteils unschädlich machen können.

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Antwort von
PIRATEN

Hallo Herr Lara Bisch,

Sie beziehen sich auf das Bundes-Wahlprogramm - ich kandidiere allerdings für den Landtag. Nichtsdestotrotz möchte ich Ihre Frage beantworten :-)

Ich war schon immer technikbegeistert; vom Fischer-Elektrobaukasten über den Physik-Leistungskurs zum etzigen Beruf als Veranstaltungstechniker. Von einem rein technischen Standpunkt aus finde ich Energiegewinnung mittels Atomspaltung daher faszinierend. Wenn es nicht die von Ihnen beschriebenen, "geringfügigen" Kollateralschäden gäbe. Dazu kommt noch die Problematik, dass 100%ige Sicherheit nirgendwo möglich ist, wie wir leider aus Tschernobyl und von Fukushima kennen. Bei letzterem ist ja immer noch kein Ende der Katastrophe in Sicht; die Betreiberfirma schafft es nicht, den GAU unter Kontrolle zu bringen.

Wenn es nach mir ginge, hätte ich gerne ab sofort 100% generativ bzw. regenerativ erzeugte Energie. Weder Kernkraft, noch Kohle, noch Gas.

Da das offensichtlich nicht möglich ist, müssen wir der Reihe nach (aber so schnell wie möglich!) die größten Übel eliminieren und durch die sog. "Erneuerbaren" ersetzen. Ich bin mir der schlechten Eigenschaften von Energie"gewinnung" durch Verbrennung von Gas und vor allem Kohle bewußt, halte Kernkraft aber für das größere Problem, da die Risiken gigantisch sind.

Tragisch ist, dass derzeit fast nur Wasserkraftwerke schnell genug runterfahren können, wenn genug Wind- oder Sonnenenergie bereit steht. Gaskraftwerke könnten dies zwar, sind den Betreibern dann aber nicht rentabel genug.

Von daher sehe ich Lösungsansätze ganz woanders:
1. Wir müssen lernen, weniger Energie zu "verbrauchen"
2. wir brauchen dringend bessere Speichertechnologien. Da muss geforscht und gefördert werden, damit die Spitzen von Wind und Sonne abgepuffert werden können
3. Energie"erzeugung" muss möglichst dezentral ablaufen, damit nicht wenige Großkonzerne die Energiepolitik bestimmen (sonst wäre ich durchaus ein Fan von Kernfusion).

Der letzte Punkt wäre dann auch wieder ein Nachteil des von Ihnen erwähnten LFTR. Leider geht mein diesbezüglicher Wissensstand nicht über den entsprechenden Wikipedia-Artikel hinaus. Dort werden allerdings auch Kritikpunkte und Risiken erwähnt, die mir durchaus angebracht erscheinen. Auch ist der Reaktor prinzipbedingt wahrscheinlich ähnlich träge in der Regelung wie "normale" Atomkraftwerke.

Von daher: der Umstieg auf die Erneuerbaren muss *schnell* passieren. Und ist weit dramatischer, als viele sich vorstellen können. Ich empfehle dazu folgenden TED-Beitrag von David MacKay:
https://www.youtube.com/watch?v=E0W1ZZYIV8o

Ich hoffe, damit konnte ich meinen Standpunkt einigermaßen klar machen.

Liebe Grüße,

Tobias Mc Fadden