Warum sollen Erzieher mehr arbeiten, wenn die Belastung der Menschen schon am Limit ist?
Im Erzieherberuf gibt es oft Überstunden und auch Deutschlandweit sehen wir wieviel Überstunden gemacht werden. Trotzdem wird gesagt, wir sollen mehr arbeiten. Jedoch werden Maßnahmen wie Mindestlohn immer verneint (Ja auch Politiker dürfen dazu was beitragen). Angst vor der Altersarmut sind für viele Normal.
Wie möchten sie verhindern, dass dieser Beruf nicht weiter unterbesetzt bleibt und sich die Lage noch verschlimmert?

Sehr geehrter Herr Z.,
erstens sagt natürlich niemand, dass explizit Erzieher zu wenig arbeiten würden. Zweitens sind für die Rahmenbedingungen des Erzieherberufs primär die Tarifpartner und die Länder zuständig.
Wenn Sie auf die durch mich angestoßene Diskussion vom Wochenende abstellen, dann ist es ein Fakt, dass wir in Deutschland als Gesellschaft statistisch gesehen immer weniger arbeiten. Fast alle unsere Nachbarn in Europa arbeiten im Jahresschnitt deutlich mehr (https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/LFSA_EWHUIS__custom_6305914/default/table?lang=de). Das ist der entscheidende Punkt. Es geht dabei aber keineswegs um einzelne Berufsgruppen, sondern das große Gesamtbild.
Umgekehrt sehen wir auch, dass Deutschland in besonderem Maße vom demografischen Wandel betroffen ist und immer mehr Rentner und Sozialhilfeempfänger versorgt werden müssen, während auf der anderen Seite weniger Arbeitnehmer für deren Finanzierung aufkommen und dabei immer mehr Wert auf Work-Life-Balance legen. Das ist durchaus in Ordnung und muss jeder für sich selbst entscheiden. Im Ergebnis dürfte dann aber auch klar sein, dass man so nicht immer mehr Geld verdienen kann und wir uns als Gesellschaft unsere Sozialsysteme als Ausdruck unseres Wohlstand in der heutigen Form nicht dauerhaft werden leisten können.
Das ist der Punkt, über den wir gemeinsam diskutieren müssen.
Mit besten Grüßen
Thorsten Frei