Ist die Finanzsituation von Bürgergeld- oder Sozialhilfeempfängern immer noch so üppig, dass man dort sparen kann?
Sehr geehrter Herr Frei, bei den Ärmsten zu sparen, das steht Ihnen nicht gut zu Gesicht, hat es doch inzwischen ein Gschmäckle. Es gäbe ja Bevölkerungsgruppen, bei denen mehr zu holen wäre. Warum bedient sich die Bundesregierung eigentlich nicht dort?
Trotz meines Untertons (sorry dafür) meine ich die Fragen ernst und bitte freundlich um deren Beantwortung. Mit freundlichen Grüßen, Christian H.

Sehr geehrter H.,
Fakt ist, dass die Finanzierung der Sozialsysteme im demografischen Wandel immer schwieriger wird, was sich in milliardenschweren Deckungslücken bei der Rente, der Pflege, dem Bürgergeld oder auch der Krankenversicherung zeigt. Es wäre jedenfalls keine Lösung, alles einfach weiterlaufen zu lassen wie bisher. Umgekehrt sehen wir, dass es beispielsweise zu viele Menschen im Bürgergeldbezug gibt, die eigentlich arbeitsfähig wären. Da der Abstand vom Bürgergeldbezug zu Menschen mit geringem Einkommen zu gering ist, gehen viele Menschen nachvollziehbarerweise den einfachen Weg. Und an dieser Stelle haben wir noch nicht über das Thema Schwarzarbeit gesprochen, das keiner gerne anfasst. In diesem Sinne bin ich fest davon überzeugt, dass man die Systeme insgesamt zielgenauer und effizienter ausgestalten kann und muss. Wenn das nämlich nicht gelingt, werden am Ende diejenigen, die am meisten auf Hilfe angewiesen sind, das Nachsehen haben.
Insgesamt müssen wir alle erkennen, dass wir unseren Wohlstand, der sich auch in sozialer Sicherheit ausdrückt, verteidigen müssen. Das geht nur mit Arbeit und nicht mit Forderungen nach einer 34h-Woche. Und es dürfte auch nicht hilfreich sein, dass man Leistungsträger, die einen großen Anteil an der Finanzierung des Gemeinwesens durch Steuern und Arbeitsplätze leisten, vergrämt, so dass sie das Land verlassen. Wir stehen gesamtgesellschaftlich vor großen Herausforderungen, die alle Gesellschaftsschichten gleichermaßen fordern.
Mit freundlichen Grüßen
Thorsten Frei