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Thorsten Frei
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Frage von Martin F. •

Frage an Thorsten Frei von Martin F. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

Guten Tag Herr Frei,

Großbritannien will Agrarsubventionen künftig an den öffentlichen Nutzen knüpfen und Landwirte belohnen, wenn sie bodenschonend ackern, Wildblumen für Bestäuberinsekten aussäen, pfleglicher mit ihren Tieren umgehen, die Luft- und Wasserqualität verbessern oder Bäume pflanzen, um mehr Kohlenstoff zu binden.
https://www.gov.uk/government/news/agriculture-bill-to-boost-environment-and-food-production
Was hindert uns daran, auch diesen Weg zu gehen und eine umweltverträglichere Landwirtschaft zu fördern?

Vielen Dank im Voraus für Ihre Antwort.

Freundliche Grüße
M. F.

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Fischer,

vielen Dank für Ihre freundliche Anfrage über das Portal abgeordnetenwatch.de, in der Sie die Neuausrichtung der Landwirtschaftspolitik in Großbritannien ansprechen und als Vorbild für die Subventionspolitik für die EU und Deutschland nennen. Dies ist grundsätzlich sicher ein guter Weg, weil auch mir der Erhalt unserer Kulturlandschaft, die Natur und regional erzeugte Nahrungsmittel wichtig sind.
Andererseits lehne nicht nur ich eine Verteufelung der konventionellen Landwirtschaft ab, weil sie unsere Ernährung sicherstellt und unsere landschaftliche Vielfalt erhält. In der EU und in Deutschland werden deshalb die Konventionelle, die Integrierte und auch die Ökologische Landwirtschaft gefördert. Der Trend geht aber eindeutig in Richtung Produktqualität und damit auch Tierwohl. Entsprechend gibt es Programme, die den Ausbau der Biolandwirtschaft unterstützen und Anreize für eine Produktionsumstellung bieten.
Auch wenn Bio in alle Munde ist, wird der Marktanteil oft überschätzt. Aktuell liegt der Umsatz des Lebensmittelhandels bei uns mit Bioprodukten bei rund sechs Prozent, der Anteil der ökologisch bewirtschafteten Fläche lag 2018 bei 9,1 Prozent, allerdings mit zuletzt starken Zuwächsen. Der Bund unterstützt diese Entwicklung und hat sich mit seinen Förderstrategien für 2030 das Ziel von 20 Prozent Ökolandbau gesetzt.
Dies geschieht nicht nur mit Worten. Bund und Länder haben allein 2018 fast 110 Millionen Euro an Umstellungs- und Beibehaltungsprämien gezahlt. Gefördert werden aber auch die Forschung in Bezug auf Ernteerträge sowie der Wissenstransfer, wenn es beispielsweise um die Umstellung einer Kantine auf Bio geht. Auf EU-Ebene lagen die Prämien für die Umstellung auf die Ökologische Landwirtschaft oder deren Beibehaltung 2018 bei 1,2 Milliarden Euro. Hinzu kommen weitere EU-Direktzahlungen. 2018 waren dies 430 Millionen Euro.
Während die Bio-Betriebe verstärkt gefördert werden, achtet die EU dennoch generell noch stärker auf den Umweltschutz. Die Diskussionen und Proteste durch die Auflagen des sogenannten Greenings für die Integrierte und Konventionelle Landwirtschaft sind Ihnen sicherlich bekannt.
Ich denke, dass wir mit Agrarpolitik aus Bundes- und EU-Ebene auf einem guten Weg sind. Bei allen Entscheidungen müssen wir aber auch im Auge behalten, dass unsere Betriebe eine wirtschaftliche Grundlage und Überlebenschance haben und uns erhalten bleiben.
Mit besten Grüßen
Thorsten Frei

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