Frage an Thomas Lutze von Carla M. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Lutze,
was könnten Sie dafür tun, dass Die Linke die Wahl von Herrn Gauck als Bundespräsidenten unterstützt?
Die Ernennung eines eigenen Kandidaten erscheint mir kontraproduktiv, da Die Linken damit Stimmen ´verschenken´ werden und somit eher die Kandidatur von Herrn Wulff zum BP fördern.
Allein die Nominierung eines aktuellen, noch amtierenden Parteipolitikers, der darüber hinaus bereits in der CDU sozialisiert wurde, dort seine Karriere gestrickt hat und außer der CDU in seinem Leben nicht viel anderes kennen gelernt hat, erscheint mir als unerträgliche Dreistigkeit von Frau Merkel und ihrer Regierungskoalition - die ÜBERPARTEILICHKEIT und die UNABHÄNGIGKEIT, die das Amt des Bundespräsidenten m. W. eigendlich erfordert, kann so ein Parteisoldat einfach gar nicht aufbringen!
Ich bitte Sie daher inständig, diesen absurden, parteienkomplott- und politfilzstrickenden Vorschlag der Regierung abzustrafen, indem Sie sich für die Wahl des Herrn Gauck zum Bundespräsidenten einsetzen und stark machen.
Für mein Empfindem MUSS Die Linke sich nun UNBEDINGT einen Ruck geben und ALLES auch nur IN IHRER MACHT STEHENDE TUN, um einen CDU-PARTEI-BUNDESPRÄSIDENTEN zu verhindern! Alles Andere weist Die Linke m. Ea. aus als ebenso parteiverstrickt und selbstverliebt wie die übrigen Parteien.
Also - geben Sie sich einen Ruck! Dieses Vorgehen bietet Der Linken doch DIE Gelegenheit, sich von den Vorwürfen der Stasi-Verstrickungen zu befreien und eindeutig FÜR eine klare Aufarbeitung der Vergangenheit einzutreten.
Freue mich über Ihre Anwort!
MFG, C.M.
Sehr geehrte Frau Müller,
die Entscheidung ist niemanden bei der Linken leicht gefallen. Aber der Kandidat Gauck war von SPD und Grünen bewusst als Provokation gegen die Regierung ausgewählt. Dies war sicher ein cleverer Schachzug, aber auch nicht mehr. SPD und Grüne haben sehr genau gewusst und einkalkuliert, dass eine große Mehrheit bei den Linken Gauck niemals wählen wird. Das hat zwei Gründe: Zum einen sind die Aussagen Gaucks zum Sozialstaat und den Bundeswehreinsätzen konträr zu den Auffassungen der Linken (und somit auch konträr zu einer Mehrheitsmeinung in der Bundesrepublik). Sie unterscheiden sich nicht von den unsozialen Positionen der CDU und der FDP und dessen Kandidaten Wulff. Zum anderen hat sich Gauck auch einen Namen gemacht mit der Aufarbeitung der DDR-Geschichte. Vieles davon war richtig und absolut notwendig. Aber vor allem war es auch Gauck, der vollkommen unversöhnlich mit denen war (und ist), die in der SED oder im Ministerium für Staatssicherheit gearbeitet haben. Zu einer Aufklärung mit dem Ziel, dass so etwas nie wieder geschehen kann, gehören neben der rechtlichen Komponente (Strafverfahren, Genugtuung für die Opfer, Entschädigungen) auch Versöhnung und Integration für die Täter und Mitläufer.
Nein, Herr Gauck war für mich nicht wählbar, weder als Politiker für die aktuellen Problem in unserem Land und auch nicht im Rückblick auf die jüngere deutsche Geschichte.
Freundliche Grüße,
Thomas Lutze