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Sylvia Löhrmann
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Frage von Moheb S. •

Frage an Sylvia Löhrmann von Moheb S. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrte Frau Bildungsministerin Löhrmann,

im letzten NRW Wahlkampf haben die NRW-SPD und die NRW-Grünen mit der Abschaffung von G8 erbitterten Wahlkampf geführt.

Ihr "G9 Modellversuch" sah nämlich statt einer Senkung der wöchentlichen Unterrichtstunden die ja durch das längere Jahr ausgeglichen wären, eine Erhöhung der wöchentlichen Unterrichtstunden! War es so schwer die Lehrpläne so umzukrempeln dass eine Kürzung der Unterrichtstunden möglich wäre? Falls ja, wieso versprach rot-grüne das "alte G9"? Das alte G9 hat nämlich wenig mit Ihrem "G9 Modellversuch" gemein! Hauptgrund für die Rückkehr zu G9 war bekanntlich die Entlastung der Schüler mit der Verkürzung der Unterrichtstunden.

Zudem war der Rücktritt zu G9 gesetzlich für höchstens 10% der Gymnasien in NRW möglich, diese Gymnasien wären somit - hätten sie sich für den Rücktritt entschieden - "Versuchskaninchen", dies entkräftigt somit das Argument, dass die Beschränkung auf 10% richtig wäre da sich ja ohnehin weit unter 10% für G9 entschieden hätten. Denn wer will schon als "Versuchskaninchen" dienen? (Abgesehen davon dass Ihr Modellversuch mit der Erhöhung der Unterrichtstunden zurecht nicht erwünscht wurde)

Nach Regierungsantritt von Rot-Grün wurde die Abschaffung von G8 sehr somit sehr halbherzig bzw. nicht eingeführt, wieso?
War eine Rückkehr zu G9 wirklich, je in Erwägung gezogen worden im Zuge des Wahlkampfs? Oder wäre eine Rückkehr zu kostspielig und demographisch nicht umsetzbar gewesen aus Ihrer Sicht?

Ich bitte um eine umschweifungslose Beantwortung.

Mit freundlichen Grüßen,

Moheb Shafaqyar

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Shafaqyar,

vielen Dank für Ihre Frage. Gerne möchte ich Ihnen hierzu antworten:

Wie Sie selbst in Ihrer Frage darlegen, lagen dem Angebot des obengenannten Schulversuches unter anderem die nicht zufriedenstellende Umsetzung der Schulzeitverkürzung sowie Klagen über die hohe zeitliche Inanspruchnahme der Schülerinnen und Schüler zu Grunde. Mit dem Modellvorhaben sollte daher den Gymnasien die Möglichkeit eröffnet werden, zu einem neunjährigen Bildungsgang zurückkehren zu können, der mehr Lernzeit bei gleichzeitig geringerer zeitlicher Belastung vorsieht.

Eine Rückkehr zum vertrauten neunjährigen Bildungsgang war allerdings nicht möglich, denn bei der Konzeption des neuen neunjährigen Bildungsganges waren verschiedene Rahmenbedingungen zu beachten. Mit der Umstellung auf den verkürzten Bildungsgang (kurz G 8) sind auch für andere Schulformen Veränderungen der Ausbildungs- und Prüfungsordnung beschlossen worden, damit die Durchlässigkeit zwischen den Schulformen erhalten bleiben konnte. So haben zum Beispiel im Zuge der Einführung der Schulzeitverkürzung nicht nur die Gymnasien, sondern auch alle anderen Schulformen sogenannte „Ergänzungsstunden“ zugewiesen bekommen, die sie für Schwerpunktsetzungen, aber auch und vor allem für individuelle Förderung nutzen können. Diese Stunden sind nun auch für den neuen neunjährigen gymnasialen Bildungsgang (kurz G 9 neu) vorgesehen, so dass diese Gymnasiasten nicht schlechter gestellt sind als diejenigen Schülerinnen und Schüler, die nach wie vor an den anderen Schulformen die Sekundarstufe I mit der 10. Klasse abschließen. Deshalb sind 188 Wochenstunden sowohl für Gesamt-, Real- und Hauptschulen und eben auch für den neuen Bildungsgang G 9 vorgesehen. Diese Angleichung zwischen den Schulformen der Sekundarstufe I hatte die frühere rot-grüne Regierung vorgenommen, die die Schulzeitverkürzung - anders als dann von Schwarz-Gelb umgesetzt – in der Sekundarstufe II mit einem optionalen Förderjahr in der 11. Jahrgangsstufe vornehmen wollte.

Das Ziel der neuen rot-grünen Landesregierung war es, den Schulen möglichst schnell unter anderem auf diesem Wege Entlastungsmöglichkeiten einzuräumen. Dieses Angebot nutzen nun 13 Gymnasien ab dem Schuljahr 2011/2012 mit sehr interessanten pädagogischen Konzepten. Eine entsprechende Pressemitteilung nach einem ersten Treffen finden Sie unter http://www.schulministerium.nrw.de/BP/Presse/Meldungen/Pressemitteilungen/pm_13_07_2011.html , weitere Informationen unter http://www.schulministerium.nrw.de/SV/Schulmail/Archiv/2010/1009212/ .

Bei größerem Interesse an dem Schulversuch wäre die Frage der generellen Rückkehr zu G9 sicher stärker auf die politische Agenda gerückt. Dafür gab es aber auch in einer Anhörung des Landtages keine entsprechenden Hinweise. Seitens des Ministeriums gab es keine Festlegung, schon gar nicht aus Kostengründen.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit diesen Informationen weiterhelfen.

Mit freundlichen Grüßen

Sylvia Löhrmann MdL