seit kurzem gibt es einen Kinderarzt in unserer Stadt,hat seine Patienten mitgenommen. Im Vertretungsfalle hieß es diese Woche 25 km weit zu fahren. Was tun sie für die ärztliche Versorgung?
am Dienstag versuchten wir in Neuenbürg den Kinderarzt aufzusuchen, da die Vertretungen in Ettlingen, KA-O. oder KA-Grö. waren. Letzte Woche wurde Bronchitis diagnostiziert. Ich musste auf Arbeit einarbeiten, bekam Druck warum ich am Ostermontag nicht in die Notaufnahme ging, einen halben Tag um einen Arzt bemüht. Das Ergebnis die ganze Familie krank wegen Druck der auf Arbeit noch ausgeübt wird. Also gut 1h15 bis 1h45 in die Bahn als Alternative zum Auto da der Kinderarzt in Neuenbürg 100 m weiter (dort gewesen) nicht mal eine Krankmeldung ausstellen wollte. Am Freitag gab ich das Kind weg nach 1h abholen es hieß Durchfall, vorher nichts hinter her nichts. Die Kita lässt schon trotz Infektionsschutz nach einmal abholen da die ärztliche Hoheit die Kita und nicht ein Arzt hat (der letzte Woche 2 Tage krank schrieb). Wie kann der Infektionsschutz zwar das oberste sein, doch die Kita nicht die Hoheit haben wenn der Arzt gesund beurteilt? Bsp. rotes Auge Kita Verbot (keine Bindehaut),

Sehr geehrte Frau K.,
vielen herzlichen Dank für Ihre Anfrage. Ich kann Ihre Sorge gut nachvollziehen – wenn im Krankheitsfall plötzlich 25 km Fahrt nötig sind, stellt dies Familien vor große Herausforderungen. Gerade bei kleinen Kindern braucht es verlässliche und wohnortnahe medizinische Versorgung.
Dass Kinderärztinnen und Kinderärzte leider Mangelware sind, ist in vielen Regionen Deutschlands ein Problem, das wir sehr ernst nehmen. Leider greifen viele Maßnahmen nicht sofort.
Ich möchte Ihnen ein Beispiel geben: Baden-Württemberg unterstützt die Weiterbildung in der Kinder- und Jugendmedizin mit bis zu 648.000 Euro – damit können zehn neue Weiterbildungsstellen entstehen. Bis Ärztinnen und Ärzte dann in den Praxen ankommen, dauert es leider eine Weile. Außerdem setzen wir uns beim Bund für eine Reform der ärztlichen Bedarfsplanung ein. Denn die aktuellen Regelungen orientieren sich noch an veralteten Kriterien und führen dazu, dass die tatsächliche verfügbare Versorgungszeit sinkt – obwohl die Zahl der Ärztinnen und Ärzte statistisch kaum zurückgeht.
Auch auf kommunaler Ebene gibt es Handlungsspielräume: Das Programm „Ziel und Zukunft“ der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) bietet etwa Anschubfinanzierungen für Praxisgründungen oder Zweigpraxen. Und: Die KVBW unterstützt Städte und Gemeinden direkt bei der Frage, wie man Fachärztinnen und -ärzte gewinnen kann – z. B. durch Niederlassungsberatung und gezielte Förderungen. Bitte sprechen Sie dazu Ihren Bürgermeister in Neuenbürg an.
Auch Ihre zweite Frage beschäftigt viele andere Eltern: Wenn der Arzt ein Kind als gesund einstuft – warum darf es dann trotzdem nicht in die Kita? Oder andersherum gefragt: Wie kann die Kita entscheiden, gegen eine ärztliche Einschätzung?
Zunächst einmal: Der Infektionsschutz ist ein hohes Gut – in der Kita geht es dabei nicht nur um das einzelne Kind, sondern um die gesamte Gruppe, insbesondere um die besonders schützenswerten Kinder und auch um das stark belastete Personal. Die Verantwortung für den Infektionsschutz liegt beim Träger und bei der Einrichtungsleitung. Sie entscheiden auf Grundlage pädagogischer, organisatorischer und hygienischer Erwägungen, ob ein Kind teilnehmen kann – auch dann, wenn ein Attest vorliegt. Das ist nicht immer leicht zu vermitteln, aber rechtlich zulässig.
Gleichzeitig ist Ihr Unverständnis gut nachvollziehbar – denn ein ärztliches Attest vermittelt ja, dass ein Kind gesund ist. Wenn dann trotzdem die Aufnahme verweigert wird, entsteht ein Gefühl der Willkür.
Ein möglicher Ansatz, um mehr Klarheit zu schaffen, ist die Nachfrage nach einer Gesundheitskonzeption der Einrichtung. Einige Kitas haben so ein Konzept oder ein internes Rahmenpapier, in dem z. B. geregelt ist, bei welchen Symptomen ein Kind grundsätzlich zu Hause bleiben muss oder wie mit Attesten umgegangen wird. Es kann helfen, sich das zeigen zu lassen oder mit der Kita-Leitung ins Gespräch zu gehen, um die Kriterien besser zu verstehen. Gerade in Situationen, in denen auch die familiäre Lage herausfordernd ist, lohnt sich häufig ein ruhiges Gespräch mit der Einrichtung, um mögliche Missverständnisse auszuräumen.
Bei weiteren Fragen wenden Sie sich gerne an mich.
Mit freundlichen Grüßen
Ihre Stefanie Seemann