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Stefanie Remlinger
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Frage von Jens T. •

Frage an Stefanie Remlinger von Jens T. bezüglich Umwelt

Sehr geehrte Frau Remlinger,

ich wohne seit 1990 in Weißensee, derzeit im Komponistenviertel (KV).
Die Verkehrssituation im KV ist wie schon mehrfach angesprochen tatsächlich dringend veränderungsbedürftig. Mit Blick auf die hohe Kinderdichte, die vielen Einrichtungen für Schüler, Kinder und Kleinstkinder und die Familien dahinter sowie die Lärm- und Staubbelastung, besteht bei mir und sehr vielen Anwohnern, die Erwartungshaltung, insbesondere den enormen Durchgangsverkehr einzudämmen und zu beruhigen.

Ich möchte weniger von den vielen Politikervisionen - speziell vor Wahlen - hören, sondern lieber von konkreten Konzepten, Zielen und Projekten. Meine „Vision“ um in Ihrer Sprache zu bleiben, ist hier die Einführung von Fahrradstrassen im KV (ausdrücklich in der Mehrzahl).

Dies ist ja bereits erfolgreiches Mittel zur Verkehrsberuhigung, wie andernorts zu sehen in Berlin.
Es kostet darüber hinaus vergleichsweise kaum Geld, welches die Politik für soziale und volksnützliche Projekte sowieso chronisch kaum hat.

Es belastet die Bürger nicht (im Gegensatz zur Parkraumbewirtschaftung) und bringt obendrein einen Mehrwert für die Lebensqualität in unserem Viertel.
Nicht zuletzt meine ich, dass sich dadurch auch eine positive Auswirkung auf das Kiezleben im Allgemeinen erreichen läßt. Knöllchenschreibende Parkkontrolletis erzeugen diese Effekte in Summe ganz sicher nicht!

Meine Frage an Sie:
Wie ist Ihr Standpunkt und Identifikationsgrad zu diesem wahrlich „grünen Thema“ : Einführung von Fahrradstrassen im Komponistenviertel?
Welche Chancen der Realisierung bestehen in welchem Zeitraum?
Wenn wir diese bekommen, hätten Sie sofort (nicht nur) meine Stimme !

Vielen Dank und freundliche Grüße!

J. Tomasi

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geeehrter Herr Tomasi,

Ihre Frage hat mich wirklich gefreut, denn vielleicht können wir das Thema Fahrradstraßen ja sogar gemeinsam voran treiben? Unterstützung von vor-Ort-wohnenden BürgerInnen kann uns nämlich sehr dabei helfen, so ein Projekt zu verwirklichen!

Aber von vorn: Meines Wissens existierten im Bezirksamt schon erste Überlegungen, im Komponistenviertel eine Fahrradstraße einzurichten. Wir als Grüne und ich persönlich denken auch in diese Richtung und sind dabei, die Fragen zu klären, die man hier diskutieren muss. Aus meiner Sicht sprechen wir für das Komponistenviertel erst einmal doch „nur“ über eine, nicht mehrere Fahrradstraßen, nämlich eine der langen Parallelstraßen zur Greifswalder Straße/ Berliner Allee: Bizetstaße, Meyerbeerstraße oder Gounodstraße.

Die Bizetstraße wird aufgrund ihres zu hohen Verkehrsaufkommens wohl nicht in Frage kommen. Auch für die Gounodstraße sind wir skeptisch, weil sie ein bisschen schmal ist. Das klingt vielleicht zuerst paradox. Es geht aber darum, dass Anliegerverkehr ja auch bei Fahrradstraßen weiter zugelassen und insofern zu berücksichtigen ist, dass die Fahrbahnbreite es für Fahrräder noch erlauben sollte, an stehenden Autos (z.B.Müllabfuhr) vorbei zu kommen. Insofern konzentrieren sich unsere Überlegungen derzeit auf die Meyerbeerstraße.

Zweitens ist zu diskutieren, wie gut die Ein- und Ausmündungssituation ist, denn eine Fahrradstraße soll ja möglichst sinnvoller Teil eines Netzes sein, sinnvoller Teil zum Beispiel einer Nord-Süd-Verbindung in die Innenstadt. In südlicher Richtung haben wir mit einer Ausfahrt über die Gürtelstraße wohl keine unlösbaren Probleme. Mehr Gedanken bereitet mir derzeit noch die nördliche Einmündung. Insofern möchte ich demnächst mit den VerkehrsexpertInnen meiner Fraktion bzw. Partei einen Ortstermin an der Kreuzung Meyerbeerstraße / Indira-Gandhi-Straße machen. Ich habe dafür noch keinen konkreten Termin, aber falls Sie Interesse haben, da dabei zu sein oder zumindest über den Verlauf informiert zu werden, melden Sie sich doch bitte noch einmal bei mir über s.remlinger@gruene-pankow.de

Aber zuletzt noch ein Wort zu den Kosten und dem Zeithorizont. In der Tat muss die Einrichtung einer Fahrradstraße nicht teuer sein. Piktogramme und Schilder sind nicht das Problem. Schauen müssen wir aber noch, inwiefern Umbaumaßnahmen notwendig sind an vor allem Kreuzungen oder für punktuelle Verengungen und ähnliche Dinge, die dazu geeignet sind, den Charakter der Fahrradstraße wirklich deutlich zu machen und reinen Durchgangsverkehr abzuhalten. Wo wir über bauliche Maßnahmen sprechen, sprechen wir dann doch leider wieder über Geld im Sinne von Investitionen, und dann kann es doch etwas länger dauern, weil wir Investitionen erst anmelden und in ein Programm hinein bekommen müssen. Aber auch hier gilt: Je größer der Druck bzw. die Unterstützung durch die AnwohnerInnen vor Ort, desto schneller kann es gehen.

So weit - und beste Grüße,

Stefanie Remlinger

P.S. Ich fahre übrigens täglich durch die Choriner Straße zur Arbeit, die dank unseres Grünen Stadtrats Jens-Holger Kirchner jetzt Fahrradstraße ist. Ich bin spätestens durch die konkrete Erfahrung der Choriner (und der Linienstraße) absolut zum Fan in der Sache geworden: Durch diese Straße zu fahren fühlt sich immer an wie Urlaub im Vergleich zum restlichen Berliner Innenstadtverkehr.