Stefan Kröger
FDP
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Frage von Karsten E. •

Frage an Stefan Kröger von Karsten E. bezüglich Umwelt

Herr Kröger,

Wird eine "europäische Netzgesellschaft" wirkliche Eigentümerin des Europäischen Strom/Gasnetzes?
Wird dann wirklich nur soviel für die Durchleitung verlangt, wie im Gegenzug für Betrieb, Reparatur und den dringenden Ausbau benötigt wird ?
Soll eine "europäische Netzgesellschaft" Rendite erwirtschaften ?
Wie verhindern sie den Zugriff der Lobby-Gruppen auf eine "europäische Netzgesellschaft" ?
Wie stehen die Chancen für eine EU-Netzgesellschaft in Zahlen ?

In der vorherigen Frage sprechen sie "Sahara-Strom" an.
Meinen sie damit konkret das "desertec.org" Projekt vom Club of Rome ?
Für wie realistisch halten sie dessen Umsetzung ?

Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Esser,

es ist sehr erfreulich, dass sich Bürger wie Sie sehr konkret mit den Programmen der Parteien auseinandersetzen, das ist die beste Medizin um die oberflächlichen Sprüche der übrigen Parteien, die sich dann in der konkreten Realität meist weniger schön anfühlen, zu entlarven.

Unser Solarstromkonzept bezieht sich u.a. auf das Szenario Desertec. In unserem Wahlprogramm wird auch speziell der Name verwendet. Die technische Umsetzung ist deshalb sehr realistisch, weil Desertec auf bewährte altbekannte Technologien beruht. Die Kraftwerkstechnik ist die eines Dampfkraftwerkes. Der Dampf wird über eine Turbine geleitet, an der ein Generator angeschlossen ist, der wie im normalen Kohlekraftwerk Strom erzeugt. Lediglich der Dampferzeuger ist neuartig. Statt Dampf durch verbrennen von Kohle, Öl oder Gas zu erzeugen wird der Dampf regenerativ erzeugt. Dies kann man auf verschiedenste Arten durchführen. Man kann ein Wärmeträgeröl was eine hohe Siedetemperatur aufweist durch Sonnenkollektoren leiten bis das Öl eine Temperatur von 400 °C aufweist, über einen Wärmetauscher wird dann der Dampf erzeugt. Es gibt auch die Möglichkeit mit Spiegeln die dem Sonnenstand nachgeführt werden und alle auf einen Punkt zeigen an diesem Punkt eine sehr hohe Temperatur zu erzeugen bei der Wasser dann Dampfförmig wird. Darüber hinaus gibt es weitere Optionen. Der Transport erfolgt über Hochvolt-Gleichspannungsleitungen die auf 3000 km lediglich einen Verlust von 10% aufweisen. Auf der Strecke Marokko - Berlin findet also lediglich ein Verlust von 10% statt. Diese Technologie findet seit Jahrzehnten in Russland Anwendung. Auch der skandinavisch-englische Stromverbund wird mit einer Hochvolt-Gleichspannungsleitung betrieben. Von den Kosten die mit zunehmender Verbreitung natürlich sinken sind in einer Studie für marokkanischen Solarstrom 12 Cent pro kWh angegeben, ein im vergleich wettbewerbsfähiger Preis der es ohne Subventionen möglich macht auf breiter Basis Solarstrom zu verkaufen.
Lediglich die politischen Fragen sind nicht geklärt, d.h. es müssen Abkommen mit der EU und den Nordafrikanischen Ländern, der Türkei und den Ländern des Nahen Ostens geschlossen werden. Hier ist die außenpolitische Kompetenz der FDP natürlich gefragt. Deshalb steht meine Partei auch in einer hohen Verantwortung diese Aufgabe wahrzunehmen, da erwiesenermaßen die anderen Parteien, wie man an der nicht vorhandenen Energieaußenpolitik der letzten Jahre sehen kann, nicht dazu in der Lage sind.

Die freie Netzgesellschaft sollte meiner Ansicht nach direkt dem Wettbewerbskommissar unterstellt werden. Ein Statut sollte dafür sorgen, dass der notwenige Leitungsausbau stattfindet, Gewinne können als Rücklagen verwendet werden, damit der Leitungsausbau in nächsten Bilanzjahr aus diesen Mitteln bestritten werden kann. Da die Steuerzahler der einzelnen Mitgliedsstaaten die Netze oft bereits aus Ihren Steuermitteln bezahlt haben könnte der jeweilige Nationalstaat Eigentümer der Netze sein, wobei letztlich wichtig ist, dass neue klügere Netze gebaut werden und vor allen Dingen leistungsfähigere. Die Stromkonzerne versuchen ja den Leitungsausbau zu verhindern, um die unliebsame Konkurrenz auszuschließen. An Durchleitungsentgeld darf natürlich nur das berechnet werden was mittelfristig für den Leitungsausbau und die Instandhaltung notwendig ist. Die Transeuropäischen Netze sind ein wichtiges Ziel der Kommission, von daher ist die Verwirklichung sehr wahrscheinlich, zumal der Wettbewerbskommissar bereits mehrfach gedroht hat die Netze den Deutschen Stromanbietern zu entziehen um so für eine Entflechtung zu sorgen. Der Vorteil von echtem Wettbewerb ist für uns alle, dass endlich die Preise sinken und unsere Unternehmen wettbewerbsfähiger werden im internationalen Standortvergleich.
Damit werden unsere europäischen Arbeitsplätze sicherer.

Gerne beantworte ich weitere Rückfragen

Mit freundlichen Grüßen

Stefan Kröger