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Stefan Haug
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Frage von Wolfgang S. •

Frage an Stefan Haug von Wolfgang S. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

Sehr geehrter Herr Haug,

der Milchpreis fällt seit einigen Jahren stetig. Gut für den Verbraucher, aber schlecht für die Landwirtschaft. Steuererleichterungen für den Bürger sind nur möglich, wenn unter anderem auch Subventionen abgebaut werden.
Ich bin der Meinung, dass Milch aber auch andere landwirtschaftliche Produkte mindestens das wert sein müssen, was bei ihrer Herstellung aufgewendet werden muss.
Wie sollte Agrarpolitik in Deutschland aussehen, dass die Belange der Verbraucher und der Erzeuger berücksichtigt werden? Und was darf diese kosten?

Mit freundlichem Gruß

S

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Schmid!

Vielen Dank für Ihre brandheisse Frage,die mehrere Eckpfeiler grüner Politik betrifft:

1.) Unsere heutige intensive und die Natur belastende Landwirtschaft sollte umgebaut werden in eine ökologisch wirtschaftende Landwirtschaft.
2.) Die heutige Subventionspolitik der Flächen-und Mengenförderung ist falsch und geht auf Kosten der bäuerlichen Landwirtschaft.
3.) Ein freier Markt ist auf dem Gebiet der Landwirtschaft und Lebensmittelerzeugung heute de facto nicht vorhanden. Er muss mittelfristig zwar angestrebt, kann aber innerhalb der nächsten 10 oder 15 Jahre in Europa (Europa zählt!) nicht wirklich erreicht werden.
4.) Subventionen für die deutschen und europäischen Landwirte bleiben also mittelfristig Tatsache. WAS subventioniert wird ,können und müssen wir aber dringend neu definieren!

Von der ABL (Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft) und vom BDM (Von vielen fälschlich mit "Bund Deutscher Mädels" übersetzt, heisst in Wirklichkeit aber: Bundesverband Deutscher Milchviehhalter) werden ja betreffend Milchpreis die richtigen Forderungen gestellt: Frau Aigner konnte aber eine Quotierung in Brüssel derzeit nicht durchsetzen. Dies ist direkt der Tod zahlreicher kleiner und mittelgrosser Milchbauern und bedeutet für uns Verbraucher einen schweren Schlag, weil die Struktur unserer kleingegliederten Landwirtschaft hiermit zerstört und Grösse allein das Überleben sichert. Dies ist von der Chemie-Industrie und von den Saatgut-Monopolisten so gewollt und öffnet der Gentechnik auf dem Acker Tür und Tor. Man kann nur Mutmassungen anstellen,warum Bauernverband und europäische christliche Parteien da mitmachen -ein Schelm,wer Böses dabei denkt,nicht wahr?

Ich wünsche mir Bauern,die auf Ökolandwirtschaft umsteuern, Milchbauern,die -ähnlich wie in Österreich gang und gäbe- ihre gute Milchprodukte regional direktvermarkten, Bauern- verbands-Funktionäre,die endlich den kleinen Bauern beistehen anstatt der industriellen Landwirtschaft immer mehr Vorteile zu verschaffen! Und vorallem Bauern,die zusammenstehen und sich mit den Verbrauchern verbünden anstatt sich wegen kleinster vermeintlicher Vorteile wieder von den bekannten Akteueren aus Verband und -in Bayern- staatstragender Partei an der Nase herumführen zu lassen! Ich wünsche mir Verbraucher,die auch bereit sind, für gute -möglichst ökologisch erzeugte- Produkte "ihrer" benachbarten Bauern einen fairen Preis zu zahlen anstatt bei Aldi und Real Billigmilch und Billigfleisch zu kaufen. Und wenn dann Bauern und Verbraucher auch noch GRÜN wählen und uns somit für eine solche Politik wie oben skizziert einen Auftrag erteilen -ja dann könnte es sogar noch einmal gut ausgehen:-)

Mit sonnigen Grüssen

Stefan Haug