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Roderich Kiesewetter
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Frage von Maximilian L. •

Angesichts der aktuellen geopolitischen Lage und der US-NATO-Diskussion, sollte der F-35-Kauf für die Bundeswehr überdacht und stattdessen in europäische Verteidigung (z.B. Airbus) investiert werden?

Angesichts der aktuellen geopolitischen Entwicklungen, insbesondere der offenen Diskussionen innerhalb der US-amerikanischen Administration über einen möglichen Austritt aus der NATO und die zunehmende Unsicherheit in der Unterstützung der Ukraine, stellt sich die Frage, ob der kürzlich getätigte Kauf von F-35-Kampfflugzeugen für die Bundeswehr unter diesen neuen Bedingungen noch die richtige Entscheidung ist.

Wäre es nicht sinnvoll, diese Situation zu überdenken und stattdessen stärker in die europäische Verteidigungsindustrie zu investieren, etwa in den Ausbau von Kapazitäten bei Airbus und anderen europäischen Herstellern? Ein solches Umdenken könnte nicht nur zur Stärkung unserer eigenen Sicherheitsinteressen beitragen, sondern auch die europäische Unabhängigkeit in Verteidigungsfragen fördern.

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Sehr geehrter Herr L.,

vielen Dank für die Frage. Die F-35 sollte ja vorrangig als Tornado-Nachfolge für die nukleare Teilhabe beschafft werden. Wenn die USA unter Trump sich künftig aus Europa zurückziehen sollten und die nukleare Teilhabe ebenfalls in Frage stellen, wird uns die F-35 nicht mehr viel nutzen. Zudem birgt das Flugzeug dann zusätzliches Abhängigkeitspotential. Denn die F-35 ist ein System, das wesentlich von den USA kontrolliert wird z.B. über das Missionsplanungssystem und auch bei technischen Wartungen, der kompletten Logistik und den elektronischen Netzwerken auf die USA angewiesen ist. Ohne die USA funktioniert es nicht. Insofern haben die USA theoretisch den Hebel, die F-35 für uns und andere nutzlos zu machen. Deshalb sollten wir bestehende Verträge mit den USA überprüfen. Es bringt uns wenig, wenn wir F-35 beschaffen, die in extremis nicht fliegen dürfen.

Vertrauen und Verlässlichkeit ist die Kernwährung transatlantischer Zusammenarbeit. Ob es taktisch klug ist von uns aus die bestehenden Verträge aufzukündigen und wie die Vertragsverpflichtungen konkret aussehen, kann ich jedoch nicht sagen. Hier muss man auch etwaige Strafzahlungen im Auge haben.

Unabhängig von einer Entscheidung über die F35, ist es deshalb absolut zwingend, sich bereits jetzt nach Alternativen umzusehen. Wenn wir Europa und seine industriellen und militärischen Fähigkeiten stärken wollen, macht es Sinn, die beiden Möglichkeiten in Europa zu betrachten: Schwedische Gripen oder Französische Rafale, wobei die französische Lösung unabhängiger und effektiver für Deutschland sein dürfte.

Beste Grüße

Roderich Kiesewetter

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