Portrait von Paul Lehrieder
Paul Lehrieder
CSU
100 %
11 / 11 Fragen beantwortet
Frage von Stefan B. •

Frage an Paul Lehrieder von Stefan B. bezüglich Wirtschaft

Sehr geehrter Herr Lehrieder,

auch ich beziehe mich auf das Endlager Morsleben und die Folgen und habe entsprechende Fragen:
Sie schreiben:
"Das Endlager Morsleben musste 1990 mit dern Wiedervereinigung wie alle öffentlichen Einrichtungen der DDR in das Eigentum der Bundesrepublik Deutschland überführt werden."
Dieses war wohl kaum, wie sie suggerieren, eine Last - eher ein unverhofftes "Geschenk", denn so kam die Bundesrepublik zu einem, wenn auch nach DDR Recht genehmigtem, Endlager. Und dieses Geschenk haben Regierung und Atomwirtschaft gerne und schnell genutzt.
Ist Ihnen bekannt, dass die BRD in der kurzen Zeit bis 1998 fast doppelt so viel Atommüll in Morsleben eingelagert hat, wie die DDR?
( nachzulesen unter www.bfs.de und www.morsleben-stillegen.de )
Ist Ihnen bekant, dass die damalige Umweltministerin (!) Merkel, als oberste Herrin des Verfahrens ausdrücklich das "Verstürzen" der Müllfässer genehmigt hat?
Ist Ihnen bekant, dass Morsleben inzwischen großflächig einstürzt ?
("Lösebruch" 2001- mehrere tausend Tonen Gestein und Salz!)
Daher auch die "Maßnahmen zur Gefahrenabwehr", wie Sie und die Betreiber das nennen, also das ausbetonnieren diverser Hohlräume.
(Quelle s.o.)
Last but not least:
Haben Sie eine ungefähre Vorstellung davon, was passiert, wenn die "verstürtzten", oder die unter einem "Lösebruch" liegenden Fässer zerstört werden, und der Inhalt in Kontakt mit Grundwasser kommt?
Haben Sie eine ungefähre Vorstellung von den gesundheitlichen und auch finanziellen Konsequenzen?
Und wer sollte, Ihrer Meinung nach, dafür bezahlen?

Mit freundlichen Grüßen
Stefan Buchenau
(wohnt 35 Km von Gorleben entfernt)

Portrait von Paul Lehrieder
Antwort von
CSU

Sehr geehrter Herr Buchenau,

vielen Dank für Ihre Anfrage zum Endlager Morsleben.

zunächst zur im Endlager Morsleben eingelagerten Menge schwach- und mittelradioaktiven Mülls:

Im Jahr 1981 nahm das Endlager für radioaktive Abfälle Morsleben den Betrieb auf und erhielt am 22. April 1986 die Dauerbetriebsgenehmigung. Am 3. Oktober 1990 ging die Zuständigkeit für das Endlager auf das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) als Betreiber über. Der reguläre Betrieb zu DDR-Zeiten umfasste also etwa neun Jahre.

Bis Anfang 1991 sind ca. 14.500 m³ Abfälle aus der ehemaligen DDR bzw. den neuen Bundesländern endgelagert worden. Vom 13. Januar 1994 bis zum 25. September 1998 wurde ein Abfallvolumen von ca. 22.338 m³ eingelagert, davon aus den alten Bundesländern 13.721 m³ und 5875 m³ aus den neuen Bundesländern (Atomkraftwerke Greifswald und Rheinsberg). Das ist zwar in vier Jahren immer noch eine größere Menge als zu DDR-Zeiten, allerdings aus dem gesamten Bundesgebiet und einschließlich der weiter anfallenden radioaktiven Abfälle aus den neuen Bundesländern.

Mit Beschluss des Oberverwaltungsgerichtes Sachsen-Anhalt vom 25.
September 1998 wurde die Einlagerung im Ostfeld des Endlagers untersagt. Daraufhin hat das BfS die Einlagerung radioaktiver Abfälle ausgesetzt. Mit Schreiben vom 12. April 2001 erklärte das BfS gegenüber der zuständigen Planfeststellungsbehörde, auf die Annahme und Endlagerung weiterer radioaktiver Abfälle zu verzichten. Bis zu dem Gerichtsbeschluss wurden insgesamt etwa 37.000 m³ radioaktiver Abfälle endgelagert.

Da das Endlager Morsleben nicht wieder in Betrieb genommen werden soll, muss es natürlich verschlossen werden. Damit wird auch Gefahren vorgebeugt, die sich aus einem Löserfall wie im Jahr 2001 ergeben könnten - übrigens ein Vorfall, wie er in Salzbergwerken immer wieder vorkommt und kein "großflächiger Einsturz" des Bergwerks.

Das beantragte Stilllegungs-Verfüllkonzept sieht eine treppenartige Verfüllung von unten nach oben mit Salzbeton vor. Im Zuge der Stilllegung sollen ca. 4 Millionen m³ Salzbeton über Rohrleitungen in das ERAM eingebracht werden. Ein Problem stellt dabei die Wärmeentwicklung dar. Zwar gibt der dort gelagerte Abfall keine Wärme ab, doch der zähflüssige Beton heizt sich beim Abbinden auf. Das Problem wird gelöst, indem die Hohlräume nicht gleichmäßig aufgefüllt, sondern abwechselnd Blöcke gegossen werden. Diese können wegen ihrer größeren Oberfläche besser auskühlen. Erst nach dem Planfeststellungsbeschluss und der erforderlichen Umrüstung der Grube kann mit der Durchführung der Stilllegungsmaßnahmen begonnen werden, die bis etwa Ende der 20er Jahre dauern würden.

Im Zuge einer bergbaulichen Gefahrenabwehrmaßnahme wird im Zentralteil der Grube Bartensleben seit dem 8. Oktober 2003 eine Verfüllung von Grubenbauen mit ca. 792.000 m³ Salzbeton durchgeführt. Diese Maßnahme soll ca. 2009 abgeschlossen werden.

Das BfS überwacht sich als Behörde beim Betrieb eines Endlagers selbst. Mit der Wahrnehmung der staatlichen Aufsicht gemäß § 19 AtG wurde die beim BfS angesiedelte "Eigenüberwachung Bundesendlager" vom BMU beauftragt.

Die geologischen Unterlagen für das BfS-Konzept hat die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover geliefert. Der radioaktive Müll wird von oben mit Beton abgedeckt sein und auch von unten gesichert . Das Gestein unter dem Salzstock ist fest, und das Salz selbst hat ebenfalls eine abschirmende Wirkung.

Abschließend noch zur Verstürztechnik:

Bei der Verstürztechnik handelt es sich um eine strahlenschutztechnisch bewährte und anerkannte Methode für die Einlagerung mittelaktiver Abfälle. Da das Endlager Morsleben zudem zuvor sicherheitstechnisch überprüft worden war, hatte die damalige Umweltministerin Angela Merkel keine Bedenken, das Verfahren zu genehmigen.

Mit freundlichen Grüßen

Paul Lehrieder MdB

Was möchten Sie wissen von:
Portrait von Paul Lehrieder
Paul Lehrieder
CSU