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Michél Pauly
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Frage von tomas b. •

Frage an Michél Pauly von tomas b. bezüglich Energie

Sehr geehrter Herr Pauly,

werden Sie eine bürgernahe Energieagentur einführen, sollten Sie in die Regierung gewählt werden? Obwohl sie sehr erfolgreich war, ließ sie Herr Wulff gleich zu Regierungsbeginn abschaffen*.
Sehen Sie etwa bei der Energieagentur in NRW, wie wichtig und auch kostenersparend wirksam so eine Institution ist. Die CDU-FDP-Regierung unter Herrn Mc Allister scheint für Niedersachsen kaum bürgermobilisierende Energieförderung betrieben zu haben und unterstützte auch die Bundesregierung voll bei ihrer EEG-aushöhlend, zerstörerischen Solarausbremsungspolitik. (Verkaufspreissicherheit im Monopol merere Jahre hintereinander um ca. 50% gesenkt. Dazu ständig neue -und teils unnötige- Kostenbelastungen für Netzbetrieb.) Die hohen PV-Zahlen waren durch Schlusspanik bedingt und wirken mittelfristig völlig überfordert, sodass schlimme Einbrüche beim bürgergestalteten Aufbau und den Solarfirmen zu befürchten sind.
Was gedenken Sie zur Stärkung der solaren Energiewende zu tun?
* Die FDP hatte es mitgetragen.

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Antwort von
DIE LINKE

Lieber Tomas Biermann,

Ganz ausdrücklich: Ja, wir wollen solch eine Institution wie die Energieagentur wieder haben - finanziert durch öffentliche Gelder und nicht durch Konzerne. Näheres finden sie auch unter: http://www.dielinke-nds.de/politik/themen/alternative_energiepolitik/energiewende/

Die Solarenergie, insbesondere Photovoltaikanlagen, werden eine starke Rolle bei der Energiewende spielen müssen, wenn sie gelingen soll. Neben Windkraft und - vorübergehend wohl notwendigen effizienten Gas-KWK-Anlagen, sind Photovoltaikanlagen mit einer höheren Einspeisevergütung als andere Energieerzeuger zu vergüten. Dies liegt vor allem an der hohen Übereinstimmung zwischen Photovoltaik-Energieerzeugung und der über den Tag verteilten Nachfrage. Wenn die Sonne scheint, verbrauchen wir mehr Energie als nachts. Genau so verhält sich auch unsere Sonne. Darum haben wir, wie es etwas wissenschaftlicher heißt, eine hohe Kompatibilität beim Strom-Lastenprofil. Die Solarenergie sorgt ein stückweit für eine Lösung der vielleicht größten Hürde der Energiewende - das Lastmanagement. Eventuell werden wir bundesweit die Förderbedingungen zu variieren, dass Ost- und West-Lagen oder sich drehende Photovoltaikanlagen, noch stärker gefördert werden, um auch den hohen Energiebedarf am späten morgen und am frühen Abend besser einzupassen.

Damit die Energiewende aber auf Akzeptanz stößt, müssen wir die Konzernmacht von E.ON brechen. Zum Einen verhindert E.ON, wo sie als Netzbetreiber der Verteilernetze auftreten, den raschen Anschluss. Das ist aus E.ON-Sicht nur logisch, denn ihr Geschäftsmodell basiert auf Atomkraftwerken und großen Kohlekraftwerken, die ja bereits angeschlossen sind. Auch wird E.ON aus dem selben Grund kaum erneuerbare Energien ausbauen - wird doch dann ihre nukleare und fossil erzeugte Energie überflüssig. Triebfeder der Energiewende im Bereich Photovoltaik, Wind und effizienten Gaskraftwerken werden Energiegenossenschaften und kommunale Energieversorger wie Stadtwerke sein. Denn obwohl Stadtwerke heute einen eher geringen Anteil an der bereitgestellten Energiemenge haben, bauen sie stärker als alle Atomkonzerne zusammen Erneuerbare Energien zu. Dies schafft auch Akzeptanz für die Energiewende: Wenn ein Windrad mir gegenüber für den Konzerngewinn von E.ON dreht, werde ich als Bürger versuchen mich dagegen zu wehren. Wenn ein Windrad aber für meine eigene Genossenschaft oder die Einnahmen meiner Gemeinde dreht, dann wird mich weder Schattenwurf noch Geräusch stören. Dann ist es MEINE Energiewende. Und genau das will ich erreichen.