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Michael Stübgen
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Frage von Saskia K. •

Frage an Michael Stübgen von Saskia K. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

Sehr geehrter Herr Stübgen,

weshalb befürworten Sie Gentechnik in der Landwirtschaft, und setzen sich nicht einmal für eine Kennzeichnungspflicht gentechnisch veränderter Lebensmittel ein? Sollte der Bürger nicht wenigstens darüber informiert werden, was er da isst?
Ich selbst wohne im Landkreis OSL. Gerade als Bürger eines Landkreises, in dem die Landwirtschaft so wichtig ist, interessiert mich dies sehr.
Ich persönlich jedenfalls hätte weder gern ein "Genmais-Feld" vor der Haustür, noch etwas auf dem Teller, von dem ich nicht nachvollziehen kann, wie es produziert wurde.
Ihre Meinung würde mich interessieren, da Sie ja meinen Landkreis und damit auch mich im Bundestag vertreten.

mit freundlich Grüßen
S.Körner

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Antwort von
CDU

Sehr geehrte Frau Körner,

vielen Dank für Ihre Anfrage. Mit der Ablehnung des von Ihnen benannten Antrages von Bündnis90/Die Grünen zur Zulassung der gentechnisch veränderten Maislinie 1507 lässt sich nicht wie von Ihnen dargestellt, meine grundsätzliche Haltung zur Grünen Gentechnik dokumentieren. Der Antrag von Bündnis90/Die Grünen war ein reiner Schaufensterantrag, der allein aus diesem Grund von vornherein abzulehnen war.

Aus meiner Sicht ist es grundsätzlich bedauerlich, dass die Debatte in Deutschland zum Thema Grüne Gentechnik (wie auch viele andere) nach dem Schema „Gut oder Böse“ geführt wird. Eine solche Diskussionsführung halte ich in einer Hochtechnologiegesellschaft wie der unsrigen, in der technologischer Fortschritt unseren Wohlstand sichert, für völlig verfehlt. Deshalb halte ich die generelle Ablehnung der Grünen Gentechnik auch für falsch.

Vor dem Hintergrund der immensen Herausforderungen zur Sicherung der Ernährung der stetig wachsenden Weltbevölkerung werden wir an der Grünen Gentechnik nicht vorbeikommen. Im vergangenen Jahr wurden gentechnisch veränderte Pflanzen (vor allem Soja, Mais, Raps und Baumwolle) in rund 25 Ländern auf insgesamt 175 Millionen Hektar angebaut. Hauptanbaugebiete sind in den USA, Argentinien, Brasilien, Kanada und Indien, China, Paraguay und Südafrika. Wir leben also mitten im Zeitalter der Grünen Gentechnik. In der Europäischen Union läuft die landwirtschaftliche Nutzung der Grünen Gentechnik zurzeit gegen den weltweiten Trend. In Deutschland beschränkt sich Forschung und Entwicklung mit gentechnisch veränderten Pflanzen auf Labore, Klimakammern und Gewächshäuser. Im vergangenen Jahr gab es in Deutschland keine Freisetzungsversuche mit gentechnisch veränderten Pflanzen. Damit wird insbesondere den Vorbehalten des Großteils der Bevölkerung gegenüber der Grünen Gentechnik Rechnung getragen, was aus meiner Sicht richtig ist.

Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass es kaum eine Technologie gibt, deren Einführung nicht mit Auseinandersetzungen über das Für und Wider verbunden war. Es genügt daher nicht, nur auf das technisch Mögliche zu sehen, sondern es ist notwendig, die Wünsche und Hoffnungen sowie Sorgen und Ängste der Menschen ernst zu nehmen. Dafür stehe ich persönlich genauso wie meine CDU/CSU-Bundestagsfraktion.

Es gibt aber auch Bürgerinnen und Bürger in der Europäischen Union, die der Grünen Gentechnik offener gegenüberstehen. Auch deren Wille muss in einer demokratischen Grundordnung zum Tragen kommen und respektiert werden.

Wenn wir zukunftsfähig bleiben wollen, dann dürfen wir nicht nur polarisieren oder gegensätzliche Positionen zementieren, sondern wir müssen auch andere Meinungen und Auffassungen akzeptieren.

Mit freundlichen Grüßen

Michael Stübgen, MdB
Landesgruppenvorsitzender