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Michael Stübgen
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Frage von Wilfried M. •

Frage an Michael Stübgen von Wilfried M. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

Sehr geehrter Herr Stübgen,

mich interessiert, ob Sie sich schon einmal mit Projekten der "solidarischen Landwirtschaft" befaßt haben.
Was meinen Sie persönlich dazu und wie ist evtl. der Stand der Meinungsbildung innerhalb der CDU?

Mit freundlichen Grüßen
Dipl. med. W. M.
Anti-Korruption . Reformation 2014 e.V.

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr M.,

vielen Dank für Ihre Email vom 21.12.2018 zu Projekten der solidarischen Landwirtschaft. Die Grundidee der solidarischen Landwirtschaft ist, dass ein oder mehrere Höfe oder Gärtnereien eine Gruppe von Verbrauchern aus ihrer Region mit Lebensmitteln versorgen und im Gegenzug die Verbrauchergemeinschaft dafür die finanziellen Mittel zur Verfügung stellt. Teilweise unterstützen die Verbraucher diese Idee auch mit Arbeitseinsätzen. Von den Verbrauchern wird die gesamte landwirtschaftliche Produktion finanziert - einschließlich der Betriebsmittel, Löhne, Pacht und Maschinen - und nicht das oder die Lebensmittel. Da der Produktionsprozess bereits bezahlt ist, werden die Lebensmittel nicht verkauft, sondern untereinander verteilt. Auf der Grundlage der geschätzten Jahreskosten der landwirtschaftlichen Erzeugung verpflichtet sich die Verbrauchergemeinschaft, einen vereinbarten Betrag an den Hof zu zahlen - und zwar jährlich oder monatlich im Voraus. Durch die Finanzierung des Hofes, die vollständige Abnahme seiner Produkte und die Übernahme von Risiko und Verantwortung entstehen Solidarität und Wertschätzung zwischen aktiven Landwirten und den Mitgliedern der Verbrauchergemeinschaft.

Aus meiner Sicht ist der Ansatz der solidarischen Landwirtschaft grundsätzlich positiv zu bewerten, weil Erzeuger und Verbraucher wechselseitig Verantwortung füreinander übernehmen, indem die eine Seite - im Regelfall - nachhaltig erzeugte Nahrungsmittel bereitstellt und die andere Seite die Kosten für deren Anbau im Voraus übernimmt. Die Erzeuger werden dadurch unabhängiger von Markteinflüssen und Ernteausfällen - wie im letzten Jahr - während die Verbraucher deutlich mehr Einblicke in die landwirtschaftliche Erzeugung in ihrer Umgebung erhalten.

Über das Netzwerk Solidarische Landwirtschaft und den es tragenden Fördervereins sind die Betriebe gut vernetzt. Beratungsmöglichkeiten sind über das Netzwerk, das 2011 gegründet wurde, vorhanden bzw. vermittelbar, wobei die Startfinanzierung häufig mittels Crowd Funding erfolgt. Die größte Herausforderung der solidarischen Landwirtschaft sind vor allem die Gewinnung sowie der Erhalt einer stabilen Verbrauchergemeinschaft, um eine ausreichende und über die Jahre verlässliche Finanzierung des Betriebes zu gewährleisten.

Solidarische Landwirtschaften an sich sind keine neuen, innovativen Vorhaben mehr, weil sie über ganz Deutschland verteilt, vielfältig erprobt sind und mehr oder weniger erfolgreich arbeiten. Persönlich gehe ich gehe aber davon aus, dass diese Form der gegenseitigen Bindung von Erzeugern und Verbrauchern in der globalisierten und arbeitsteilig gewachsenen Nahrungsmittelerzeugung auch in den nächsten Jahren aus ganz unterschiedlichen Gründen ein Nischenprojekt bleiben wird.

Mit freundlichen Grüßen
Michael Stübgen, MdB