Als Grundschullehrer in Altona-Altstadt stelle ich fest, dass es für die Kinder kaum noch Kapazitäten bei Kinderärzten, Logopäden und Ergotherapeuten gibt. Was tun die Grünen, um dies zu ändern?

Moin und vielen Dank für Ihre Frage. Tatsächlich stellen wir auch auf politischer Ebene mit großer Sorge fest, dass es für Kinder in einigen Stadtteilen immer schwieriger wird, wohnortnah und zügig einen Termin bei Kinderärzt*innen, Logopäd*innen oder Ergotherapeut*innen zu bekommen.
Die Steuerung der kinderärztlichen Versorgung liegt bei der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), die dafür zuständig ist, eine flächendeckende Versorgung sicherzustellen. Im vergangenen Jahr hat die KV Hamburg – auch auf politischen Druck von uns GRÜNEN hin – vier zusätzliche Kinderärzt*innensitze eingerichtet und finanziell gefördert. Das war ein überfälliger Schritt - kann aber trotzdem nur ein Anfang sein. Auf Bundesebene haben wir uns außerdem dafür eingesetzt, dass die Leistungen in der Kinder- und Jugendmedizin von der Budgetierung ausgenommen wurden. Durch diese Neuerung haben Praxen jetzt mehr Spielraum, weiteres Personal anzustellen, was gerade in unterversorgten Regionen helfen kann.
Auch die Versorgung mit nicht-ärztlichen Gesundheitsfachberufen wie Logopädie und Ergotherapie ist ein zentrales Thema, an dem wir politisch dran sind. Gerade diese Angebote sind für viele Kinder enorm wichtig, stehen aber häufig noch nicht ausreichend zur Verfügung. In Hamburg erarbeitet die Gesundheitsbehörde derzeit deshalb eine eigene Fachkräftestrategie für die Gesundheitsberufe. Im ersten Schritt liegt der Fokus auf Pflege sowie auf Hebammen und Physiotherapeut*innen, doch auch die von Ihnen genannten Berufsgruppen Ergotherapeut*innen und Logopäd*innen sollen in den kommenden Schritten einbezogen werden. Ziel der Strategie sind vor allem bessere und attraktivere Arbeitsbedingungen sowie stärkere Unterstützung bei der Aus- und Weiterbildung.
Ein wichtiger Baustein für eine bessere Versorgung ist, dass in Hamburg bereits seit 2019 das Schulgeld für die Ausbildung in Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie übernommen wird. Dafür haben wir Grüne uns im Rahmen der Regierungsbeteiligung eingesetzt. Diese Maßnahme war dringend notwendig, weil der damalige Bundesgesundheitsminister zwar angekündigt hatte, das Schulgeld bundesweit abzuschaffen, dies dann aber nicht umgesetzt wurde. In Hamburg haben wir diesen Ausfall des Bundes kompensiert – ein wichtiger Schritt, um die Attraktivität dieser Berufe zumindest in unserer Stadt zu stärken. Gleichzeitig zeigt das aber auch, dass die Bundesregierung hier nachsteuern muss, damit bundesweit faire Bedingungen für die Ausbildung geschaffen werden und flächendeckende Angebote geschaffen werden können.
Darüber hinaus setzen wir uns für innovative Versorgungsmodelle ein, zum Beispiel für die Förderung von Lokalen Gesundheitszentren in Stadtteilen mit besonderem Bedarf. Dort könnten zukünftig auch sogenannte „Community Health Nurses“ eingesetzt werden, die Familien niedrigschwellig unterstützen und Gesundheitskompetenz stärken. Auch Modellprojekte wie die Sozialberatung in Hausarztpraxen wollen wir ausbauen. Im Koalitionsvertrag haben wir zudem vereinbart, zu prüfen, in welcher Weise die Stadt selbst als Vermieter von Räumlichkeiten für Haus- und Kinderarztpraxen in unterversorgten Stadtteilen fungieren kann. Und auf Bundesebene setzen wir uns dafür ein, dass die Länder stärkere Beteiligungsrechte in der ärztlichen Versorgungsplanung erhalten – ohne dabei die Selbstverwaltung auszuhebeln. Dabei begrüßen wir die klassische Form der Niederlassung in Einzel- oder Gemeinschaftspraxen ebenso wie die Versorgung durch Medizinische Versorgungszentren (MVZ). So wollen wir möglichst viele Hebel nutzen, um eine wohnortnahe Versorgung im ganzen Stadtgebiet zu erreichen.
Uns ist bewusst, dass solche Maßnahmen Zeit brauchen – aber wir kämpfen auf Landes- wie Bundesebene dafür, dass der Zugang zur medizinischen Versorgung kein Privileg ist, sondern für alle, insbesondere für Familien in Hamburg – unabhängig vom Wohnort – problemlos zeit- und wohnortnah möglich ist.
Herzliche Grüße
Mareike Engels