Luise Amtsberg steht in der Natur und lächelt in die Kamera
Luise Amtsberg
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Emre Ö. •

Frage an Luise Amtsberg von Emre Ö. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrte Frau Amtsberg,

Ich bin 24 Jahre alt und will seit meiner Kindheit schon Arzt werden. Da ich jedoch kein gutes Abitur habe wird mir dieser Plan regelrecht zu nichte gemacht. Das Studienplatzvergabeverfahren ist nicht konform mit dem Grundrecht auf freie Berufswahl und -ausübung. Ich habe aufgrund meines schlechten Abiturs (2014 abgeschlosse mit der Note 2,8) eine Ausbilung zum Krankenpfleger angefangen und beendet. Ich arbeite seit 2017 auf internistischen Intensivstationen und erhalte dieses Jahr mein Examen als Fachkrankenpfleger für Intensivmedizin. Desweiteren habe ich den TMS abgelegt und wie schon erwähnt Wartesemester angesammelt. Das Bundesverfassunggericht hat die Wartesemesterregelung nun als ungerecht eingestuft und zu meinem Pech wird nun nach 7 Jahren die ich auf ein Platz warte die Wartesemesterregelung abgeschafft. Dieses Jahr ist das letzte Jahr in dem Wartesemester in der Vergabe berücksichtigt werden, und das schon deutlich weniger als im Vorjahr. Ich erhalte Ende Juni mein TMS Ergebnis.
Der TMS selber darf nur einmal im Leben geschrieben werden und ist nur eine Momentaufnahme und sagt meiner Meinung nach nichts über die Eignung als Arzt aus. Ich bin verzweifelt, da ich seit Jahrem meinem Traum hinterherjahe und es mir schier unmöglich gemacht wird. Kriege ich dieses Jahr kein Platz, sind meine Chancen nächstes Jahr gleich 0, da ich schon alles erdenkliche getan habe, um mein Traum wahr werden zu lassen. Von der Bevorteilung von der Oberschicht in diesem System will ich garnicht erst sprechen. Des weiteren findet eine Vergabe über die Eignungsquote in die man mit schlechtem Abitur fällt nur für 10% der Plätze statt. Berufserfahrung wird deutlich weniger berücksichtigt als der TMS. Ich will nicht auswandern um Medizin zu studieren, ich will in Deutschland während meines Studium als Pfleger tätig bleiben, doch mir scheinen die Hände gebunden. Können Sie mir helfen, hat ihre Partei Ansichten zu dieser Thematik?

Luise Amtsberg steht in der Natur und lächelt in die Kamera
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Özdemircelik,

herzlichen Dank für Ihre Anfrage. Ich kann mir Ihre Verzweiflung und Wut vorstellen. Nichts ist anstrengender, als wenn man hart für etwas arbeitet und seine Bemühungen ohne eigenes Verschulden vereitelt werden. Gerade im medizinischen Bereich, wo wir so dringend Menschen brauchen, die voller Enthusiasmus und Einsatz diese wichtige Arbeit machen, in der Coronakrise sehen wir das besonders deutlich.

Die Entscheidung über Medizinstudienplätze ist eine Entscheidung, die auf Landesebene in Reaktion auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichts getroffen wurde und für die ich als Bundestagsabgeordnete nicht zuständig bin. Trotzdem eine kurze Einschätzung: Die Abschaffung der Wartesemesterregelung geht ja mit einer sogenannten Eignungsquote einher, die sicherstellen soll, dass nicht nur Menschen, mit sehr guten Abiturnoten oder langer Wartedauer, Medizin studieren können. Das soll für einen faireren Zugang zum Medizinstudium sorgen und hätte auch Ihnen eventuell ermöglicht, direkt nach dem Abitur ein Medizinstudium zu beginnen. Es ist aber natürlich frustrierend für Leute wie Sie, die sieben Jahre gewartet haben, nur um dann den gleichen Test wie alle anderen machen zu müssen, um weiterzukommen.

Ich wünsche Ihnen alles Gute für Ihre TMS-Ergebnisse, die Sie Ende dieses Monats erhalten und halten Sie uns gerne am Laufenden, wenn Sie das wollen. In der Zwischenzeit könnten Sie sich vielleicht mit anderen Menschen zu verknüpfen, die sich in einer ähnlichen Situation wie Sie befinden oder eine Studienberatung in Anspruch nehmen. Ich wünsche ihnen nochmals alles Gute für den TMS und Ihre weitere berufliche Zukunft.

Mit freundlichen Grüßen,
Luise Amtsberg

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