Wie stehen Sie zur Chatkontrolle? Und werden Sie bzw. Ihre Partei am 14. Oktober unser Recht auf verschlüsselte digitale Kommuniktion verteidigen?
Sehr geehrter Herr Pantisano,
Privatsphäre ist ein wichtiges Gut demokratischer Systeme. Bitte verteidigen Sie dies mit ihrer Stimme gegen die Chatkontrolle.
Mit herzlichen Grüßen
Dirk Schöneweiß
Die Einführung massenhafter Chatüberwachung auf EU-Ebene ist vorerst abgewendet. Doch es fehlt eine klare Position der Bundesregierung. Daher stellen wir nun einen Antrag gegen Überwachung und für mehr Kinderschutz im Netz.
Nach großem öffentlichem Druck hat die Bundesregierung eingelenkt: Sie hat angekündigt, der Einführung anlassloser Chatkontrollen auf EU-Ebene nicht zuzustimmen. Der Vorschlag der dänischen Ratspräsidentschaft hatte vorgesehen, zur Bekämpfung von Kinderpornografie im Netz künftig sämtliche private Kommunikation auf messenger-Programmen zu scannen. Die Anbieter wären verpflichtet gewesen, sämtliche Nutzer:innen-Daten zu durchleuchten und die Verschlüsselung zu umgehen – ganz ohne Verdacht. Es wäre ein tiefer Grundrechtseingriff für unzählige Menschen und das Ende sicherer digitaler Kommunikation.
Die Abstimmung im EU-Rat wurde zwar abgesagt, doch die Entscheidung nur verschoben. So bleibt weiterhin offen, wie die Bundesregierung künftig ihre Ablehnung einer „anlasslosen Kontrolle“ auslegen wird und welchen Kompromissen sie möglicherweise zustimmt. Auch ein "anlassbezogenes", also verdachtsbegründetes Scannen von Nutzer:innen auf Handy und Computer kann ein gefährlicher Grundrechtseingriff sein.
Aus diesem Grund stellen wir einen Antrag im Bundestag: Er soll die Bundesregierung auf ein Bekenntnis zur Datensicherheit festlegen, an das sie sich in künftigen Verhandlungen auf EU-Ebene hält. Der Antrag fordert von der Bundesregierung, jede Schwächung von Verschlüsselung und das sogenannte Client-Side-Scanning eindeutig abzulehnen.
Die umstrittene CSA-Verordnung ist kein geeignetes Mittel für einen besseren Schutz von Kindern und Jugendlichen. Wir fordern andere Maßnahmen wie das konsequente Löschen von Missbrauchsdarstellungen, besseren Opferschutz und Meldesysteme und mehr Angebote kindgerechter digitaler Teilhabe. Den Schutz von Kindern zu erhöhen, ist ein dringliches Anliegen. Dass die anlasslose Chatkontrolle dazu keinen Beitrag leistet, hat jedoch selbst der Kinderschutzbund in einer Stellungnahme betont.
Mit dem aktuellen Antrag wollen wir den Druck auf die Bundesregierung aufrechterhalten und ein Signal setzen, IT-Sicherheit und Grundrechte zu verteidigen und zugleich den Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexualisierter Gewalt zu verbessern.

