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Lothar Binding
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Frage von Bodo M. •

Frage an Lothar Binding von Bodo M. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Binding,

mit Interesse beobachte ich seit Jahren Ihr Engagement im Rahmen des Nichtraucherschutzes. Sie bilden ja sicherlich zusammen mit dem DKFZ die Speerspitze dieser Bewegung. Da ich mir nicht sicher sind, ob Ihnen bewusst ist, welche gesellschaftlichen Auswirkungen Ihre ideologisch belastete (denn wie ja bekannt, ist sie wissenschaftlich nicht unumstritten) Politik hat, möchte ich Sie auf eine Seite im Internet von Pro-rauchfreie.V. hinweisen. Dort wird unter http://www.pro-rauchfrei.de/gesetzesverstoss-melden.htm eine Plattform angeboten, unter der die Bürger zum Denunziantentum aufgerufen werden. Ich möchte in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, dass es sich nicht um „irgendeine“ Organisation handelt, sondern die Seite mit einem extrem hohen finanziellen Aufwand betrieben wird. Verdächtig ist auch, dass unter der Rubrik Raucherentwöhnung für ein verschreibungspflichtiges und auch noch auf Grund seiner Nebenwirkungen sehr umstrittenes Mittel Zyban von Pfizer geworben wird Mir liegt es eigentlich fern polemisch zu werden, aber ich gehöre zu einer Generation, die sowohl im Elternhaus als auch in der Schule so erzogen wurden, dass man wachsam gegenüber allen gesellschaftlichen Bewegungen sein soll, die dazu führen könnten, dass sich unsere dunkle Vergangenheit wiederholt. Ich bin sicherlich nicht der Einzige, der über dieses Verhalten von Pro rauchfrei e.V. erschrocken ist und sich an andere Zeiten erinnert fühlt. Ich wäre Ihnen, sehr geehrter Herr Binding, dankbar, wenn Sie mir erklären würden, wie Sie als gewählter Demokrat zu dieser Aktion von Pro rauchfrei e.V. stehen.

Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen.

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Mehrlein,

zunächst möchte ich meine ideologische, auch einseitige Politik bestätigen: Ich bin dafür, dass der Gesunde für den Kranken eintreten soll, der Starke für den Schwachen, der Junge für den Alten, der Erfahrene für den Unerfahrenen und so fort. Ich bin einseitig für soziale Gerechtigkeit, dafür dass die Gesundheit gegen ihre leichtfertige Gefährdung geschützt wird, dafür dass jeder Mensch in Würde alt werden kann und jung sein darf, dafür dass die Freiheit einseitig gegenüber jenen geschützt wird, die sich Freiheitsrechte auf Kosten anderer Menschen nehmen. Und Sie haben auch Recht: dabei verzichte ich auf wissenschaftliche Absicherung - mir genügen die für mich maßgeblichen moralischen Kategorien.

Sie schreiben: "...dass sich unsere dunkle Vergangenheit wiederholt." Ich vermute dass Sie dabei an die Schizophrenie im Faschismus denken, Rauchen einerseits zu verteufeln, andererseits eine eigene Zigarette, die Sturm- Zigarette der SA, zu produzieren, ganz abgesehen vom zynischen Tabakeinsatz in den Schützengräben.

Zu Ihrem Stichwort „Denunziantentum“ möchte ich nur so viel sagen: Ich denke, dass es nicht mehr Raucher gibt die Gesetze brechen als andere Menschen auch. Die meisten Raucher halten die Gesetze sehr gut ein. Außerdem sind die meisten Raucher sehr rücksichtsvoll und rauchen dort wo sich niemand gestört fühlt oder gesundheitlich gefährdet werden kann – so jedenfalls meine subjektive Wahrnehmung. Und wie in vielen gesellschaftlichen Bereichen, werden die Gesetze ja nicht gemacht für die 99,x Prozent gesellschaftlich verträglichen Menschen, sondern für die wenigen, die sich eben nicht so verhalten. Deshalb möchte ich Ihre Befürchtung nicht teilen.

Mit freundlichen Grüßen, Ihr Lothar Binding