Bereuen Sie heute die Entscheidung einst nicht für die Entlassung des Berliner Senators Andreas Geisel gestimmt zu haben?
Der Antrag der CDU-Fraktion sieht die sofortige Entlassung des Senators für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen Andreas Geisel vor. Der SPD-Politiker war zum Zeitpunkt der chaotischen Wahlen zum Bundestag, dem Abgeordnetenhaus, der Bezirksverordnetenversammlung im September 2021 Senator für Inneres und Sport gewesen. Der Antrag wurde mit 81 Gegenstimmen aus den Fraktionen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und die Linke abgelehnt. Dafür gestimmt haben neben 28 Abgeordneten aus der CDU auch 10 AfD-Abgeordnete. Die FDP-Fraktion enthielt sich, genauso wie fünf Abgeordneten der Linken und ein AfD-Abgeordneter.
Der damalige Antrag der CDU-Fraktion war kein sachlicher Aufklärungsbeitrag, sondern ein politisches Manöver. Er kam zu einem Zeitpunkt, als die Aufarbeitung der Wahlpannen bereits längst lief – und zwar durch die zuständigen Stellen, nicht durch symbolische Abwahlanträge.
Andreas Geisel hat als damaliger Innensenator politische Verantwortung übernommen und die rechtlichen wie organisatorischen Konsequenzen unterstützt, die danach gezogen wurden. Der Antrag der CDU zielte erkennbar nicht auf Verbesserung, sondern auf eine öffentliche Schuldzuweisung.
Für mich gilt: Politische Verantwortung muss ernsthaft und differenziert diskutiert werden, nicht in Form von Schnellurteilen, die vor allem Schlagzeilen produzieren sollen. Deswegen habe ich damals – wie die Mehrheit meiner Fraktion – gegen den Antrag gestimmt.

