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Klaus Ernst
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Frage von Thomas G. •

Frage an Klaus Ernst von Thomas G. bezüglich Wirtschaft

Sehr geehrter Herr Ernst,

immer wieder sind aus der Linkspartei Stimmen zu hören, die eine "Vergesellschaftung" bzw. Verstaatlichung von Banken und anderen Unternehmen fordern. Unter anderem im Wahlkampf in NRW in diesem Frühjahr führte ihre Partei mit dieser Forderungen (Verstaatlichung von RWE) Wahlkampf.

Meine Fragen:

1. Wie stehen Sie zum Thema "Verstaatlichung von Unternehmen"?

2. Ist es Ihrer Meinung nach förderlich für den Standort Deutschland, wenn Unternehmen verstaatlicht werden?

3. Gibt es denn nicht zahlreiche Beispiele der jüngsten Vergangenheit, dass Staatsbetriebe (Bundespost, Bundesbahn) nach ihrer (Teil)Privatisierung bzw. ihrer Ausrichtung an den Prinzipien des Marktes und der Arbeit nach betriebswirtschaftlichen Konzepten, nicht nur effektiver sondern auch wirtschaftlicher funktionieren?

Vielen Dank für Ihre Antworten.

Mit freundlichem Gruß
Thomas Gauss

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Gaus,

für die DIE LINKE ist "Vergesellschaftung" ein Teil einer Wirtschaftsordnung, durch die die Marktsteuerung von Produktion und Verteilung der demokratischen, sozialen und ökologischen Rahmensetzung und Kontrolle untergeordnet wird. Sie muss dazu auf öffentlichem und demokratisch kontrolliertem Eigentum in der Daseinsvorsorge, an der gesellschaftlichen Infrastruktur, in der Energiewirtschaft und im Finanzsektor auf der Grundlage von staatlichem, kommunalem, genossenschaftlichem oder Belegschaftseigentum beruhen.

Nach diesem Grundgesetz soll Eigentum dem Wohle der Allgemeinheit dienen und nicht nur dem der oberen Zehntausend. Dieser Verfassungsgrundsatz kann nur in einer Wirtschaft eingelöst werden, in der private Großanleger und Finanzinvestoren keine Vormacht haben, sondern die auf einem starken öffentlichen Sektor beruht.

Die Grundversorgung der Menschen mit lebensnotwendigen Leistungen wie Energie, Wasser und Mobilität, aber auch Wohnen, die soziale Infrastruktur, Gesundheit, Bildung und Kultur muss deshalb öffentlich organisiert und garantiert werden. Denn renditeorientierte Unternehmen richten ihr Angebot nicht am Bedarf der Menschen aus, sondern ausschließlich an der zahlungskräftigen Nachfrage.

Ich hoffe, dass ich mit meinen Erläuterungen zur Begriffsklärung beitragen konnte.

Mit freundlichen Grüßen
Klaus Ernst

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