Wie wollen Sie die psychoonkologische Versorgung und insbesondere die psychosoziale Begleitung von Angehörigen verbessern?
Sehr geehrte Frau Kappert-Gonther,
meine Mutter hat zum zweiten Brustkrebs, und ich merke, wie schwer es ist, zeitnah psychoonkologische Begleitung zu finden. Für Angehörige ist das Angebot noch viel eingeschränkter, was ich wirklich furchtbar finde, da Angehörige, neben ihrem eigenen Berufs- und Familienleben, so viel leisten müssen: Von Pflege, über organisatorische Aufgabe, Begleitung zu ärztlichen Termin etc. Man muss so unfassbar viele Rollen erfüllen und sich parallel noch um sich selbst und die eigenen vielfältigen Verpflichtungen kümmern. Warum unternimmt die Politik nicht mehr, um vor allem Angehörige zu unterstützen in einer solch schwierigen und belastenden Lebensphase? Es gibt viel zu wenig Angebote, und wenn dann sind sie überwiegend spendenbasiert oder selbstorganisiert - Stichwort Selbsthilfegruppen. Obwohl da eben auch das Problem vorherrscht, dass diese fast ausschließlich für Krebserkrankte zugänglich sind.

Sehr geehrte Frau S.,
vielen Dank für Ihre Zuschrift! Die Schilderung Ihrer Erfahrungen macht betroffen, denn sie verdeutlicht, wie schwierig es für Patientinnen und ihre Angehörigen ist, die Mehrfachbelastung aus Diagnose und Therapie(-organisation), Alltagsleben und der großen psychischen Belastung unter einen Hut zu bringen.
Jährlich erkranken in Deutschland 70.550 Frauen an Brustkrebs. Damit ist Brustkrebs bei Frauen in Deutschland die häufigste Krebsart. Etwa eine von acht Frauen erkrankt im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Das Erkrankungsrisiko nimmt mit höherem Lebensalter zu. Frauen erkranken dabei im Durchschnitt im Alter von 65 Jahren. Wenn der Brustkrebs nach durchlaufener, oft langwieriger und eingriffstiefer Therapie, wiederkommt, so wie es auch ihre Mutter erlebt, ist es umso herausfordernder, körperlich und psychisch damit umzugehen. Gerade die pflegenden Angehörigen fallen zu oft durchs Raster, dabei brauchen auch sie niedrigschwellige Angebote.
Pflegende Angehörige leisten einen unverzichtbaren Beitrag – oft unter hohem persönlichem und finanziellem Druck. Care-Arbeit verdient gesellschaftliche Anerkennung und finanzielle Absicherung. Mit dem Pflegeunterstützungs- und -entlastungsgesetz konnten wir in der letzten Wahlperiode erste Bausteine dafür setzen. Das Pflegegeld wurde angehoben, ebenso wie die Zuschüsse der Pflegeversicherung zur Bezahlung von Pflegediensten, sogenannte Sachleistungen. Das Pflegeunterstützungsgeld, das pflegenden Angehörigen zur Verfügung steht, wenn sie zur Organisation der Pflege kurzfristig nicht arbeiten können, kann zehn Tage in jedem Jahr und nicht nur einmalig in Anspruch genommen werden.
Neben dem finanziellen Ausgleich müssen auch die seelischen Auswirkungen von Krebs auf Betroffene und ihr Umfeld mehr in den Blick genommen und Möglichkeiten der Unterstützung weiterentwickelt werden. Dazu gehört die Stärkung kunsttherapeutische Angebote ebenso wie der Zugang zu begleitender Psychotherapie. Die psychosoziale Unterstützung von Krebserkrankten und ihren Angehörigen kann die Lebensqualität verbessern sowie die Therapie/Heilung positiv beeinflussen.
Mit freundlichen Grüßen
Kirsten Kappert-Gonther