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Gregor Gysi
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Frage von Heike R. •

Traut die Politik den Wählerinnen und Wählern nur vor anstehenden Wahlen eine eigene Meinungsbildung zu?

Sehr geehrter Herr Gysi,

Ich habe gelernt, mir stets eine eigene Meinung zu bilden. Beide Seiten abzuwägen und nicht blind der vorgegeben Argumentation zu folgen.
Wo kann ich Informationen Russlands zum Ukrainekrieg finden, die hier nicht als russische Propaganda gesperrt sind?
Wird dem mündigen Bürger nicht zugetraut beide Seiten zu hören und sich selbst eine eigene Meinungsbildung zu entwickeln?
Generell und völlig unabhängig vom Angriffskrieg der Russen, muss ich mir, als gebildeter Mensch, vorschreiben lassen, was Propaganda ist und was nicht? Dass war schon in der DDR fatal.

Mit freundlichem Gruß
Heike R.

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Sehr geehrte Frau R.,

Ihre Frage vom 21. September hat mich erreicht. Sie haben Recht, dass der Meinungskorridor in unseren Medien immer enger wird. Die Fakten werden aber durchaus umfassend dargestellt. Andere Meinungen aber kommen kaum zu Wort. Ich selbst bin viermal geimpft und einmal genesen. Trotzdem hätte man auch jenen, die Maßnahmen gegen die Pandemie ablehnten, mehr Gelegenheit in den Medien geben müssen, ihre Meinung zu äußern. Ähnlich ist das mit dem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine und anderen Situationen. Pressefreiheit wird immer einseitiger. Der Hamburger Publizist Paul Sethe hat in einem Leserbrief an den SPIEGEL vom 5. März 1965 dazu geschrieben: »Pressefreiheit ist die Freiheit von zweihundert reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten. Frei ist, wer reich ist. Das Verhängnis besteht darin, daß die Besitzer der Zeitungen den Redakteuren immer weniger Freiheit lassen, daß sie ihnen immer mehr ihren Willen aufzwingen.« Das scheint mir auch heute ein Problem zu sein.

Mit freundlichen Grüßen

Gregor Gysi

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