Frage an Gregor Gysi von Marius W. bezüglich Finanzen
Sehr geehrter Herr Gysi,
vielen Dank, dass Sie sich Ihre Zeit nehmen, die Fragen vieler Bürgerinnen und Bürger zu lesen und zu beantworten.
Ich möchte in diesem Leben meiner zukünftigen Frau, meinen zukünftigen Kindern ein Leben ermöglichen, in welchem ich selber groß geworden bin.
Als Kind ´reicher´ Eltern durfte ich ein Leben genießnen, in welchem wir auf keinen Urlaub verzichten mussten.
Im Moment wird den ´Reichen´ fast 50% des Einkommens genommen. Durch eine Reichensteuer wären es sogar mehr. Welcher Anreiz will mir - vorausgesetzt, es kämen die von der Linkspartei geforderten Steuern - noch gegeben werden, ´Besserverdienender´ zu werden und damit nach abitur und bachelor noch einen Master ´dranzuhängen´?
Ich will damit mit Nichtens die Milliardäre in Deutschland bemitleiden, sondern möchte doch wissen, warum ich nicht auch von einer langen und komplizierten Berufsausbildung nicht mehr profitieren sollte?
Für eine Antwort wäre ich Ihnen sehr verbunden und grüße Sie ehrlich herzlichst aus dem Rheinland,
Marius Wolf
Sehr geehrter Herr Wolf,
Ihre Nachricht vom 28. Oktober hat mich erreicht.
Selbstverständlich muss es einen Anreiz geben, zu studieren, sich zu qualifizieren, Verantwortung zu übernehmen. Niemand will davon weg. Aber Leistungsstärkere müssen auch mehr zum Allgemeinwohl beitragen, so wie es im Art. 14 GG geregelt ist. Wenn der Spitzensteuersatz bei 53 % läge und Sie beginnen mit einem Jahreseinkommen von 80 000 Euro, Schritt für Schritt etwas mehr bezahlen müssten als gegenwärtig, werden Sie doch nicht arm, geht Ihnen doch der Anreiz nicht verloren. Sie dürfen nicht vergessen, dass in Deutschland der Reichtum in immer weniger Händen wächst und auf der anderen Seite die Armut sich stark verbreitet. Die größten Niedriglohnsektor in Europa hat Deutschland. Hier muss sich etwas ändern, übrigens auch deshalb, damit die Gesamtstruktur erhalten bleibt.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Gysi
Weitere Fragen an Gregor Gysi
Zunächst müsste eine Aufwertung der Löhne im Rentenrecht stattfinden, damit man endlich in Ost und West für die gleiche Arbeit auch die gleiche Rente bezieht.
Ich stimme Ihnen zu und wir widersprechen diesbezüglich auch regelmäßig im Bundestag und in den Ausschüssen.
Schwierig wird es für meine Partei bei der Europawahl und den drei anschließenden Landtagswahlen im Osten.
Die Pensionen für Frauen liegen durchschnittlich bei 60 Prozent, die von Männern durchschnittlich bei 70 Prozent. Insgesamt ergibt dies einen Durchschnitt von 66 Prozent.